Die rechte Seite des kurzen, mehrfarbig schimmernden Kürkleides zieren Hunderte kleiner Glitzersteine. Die andere Schulterhälfte ist wie ein Bikini-Oberteil geschnitten und zeigt mit dem nudefarbig unterlegten Stoff scheinbar viel Haut. „Das Eiskunstlaufkleid ist echte Handarbeit einer Designerin und unsere Sportkleidung, die wir bei Küren und Schaulaufen tragen“, verrät Lea Grimmer. Sie steht kurz vor ihrem Auftritt in der Eissporthalle und ist noch ziemlich ruhig, obwohl sie weiß, dass bald alle Augen auf sie gerichtet sein werden.
Die Revue der Eiskunstlauf-Abteilung der DJK gibt’s seit 1993
Auf der Tribüne um die Eisfläche am Hühnerberg sitzen Familien zusammen mit anderen interessierten Sportfans, die sich auf das 20. Schaulaufen der Abteilung Eiskunstlauf der DJK SV Ost Memmingen freuen. Seit 1993 findet die Eis-Revue der Eiskunstlauf-Abteilung des Memminger Sportvereins statt. Seit dem Beginn in den Neunzigerjahren eröffnet Fritz Such als Vorsitzender der DJK das Schaulaufen der Abteilung. An seiner Seite feiert der neue Oberbürgermeister der Stadt, Jan Rothenbacher (SPD), sein Debüt, um die Bühne, oder besser gesagt: das Eis freizugeben für die Darbietungen des Nachmittags.
„Da wegen Corona unser Turnus der Ausrichtung in den ungeraden Jahren durcheinandergeriet, haben wir uns dazu entschlossen, zwei Schaulaufjahre in Folge zu organisieren. Heuer ist es unser zweites Mal. Normalerweise richten wir in den geraden Jahren einen Nachwuchs-Wettbewerb mit dem Pokal der Stadt Memmingen aus“, erklären Abteilungsleiterin Bärbel Herzner und Trainerin Dr. Monika Schunk.
Alle Eiskunstlauf-Kinder können beim Schaulaufen mitmachen
Beide brennen für das Eiskunstlaufen, wie sie zwischen den einzelnen Aufführungen ihrer Schützlinge erzählen. „Das Schöne ist, dass alle Eiskunstlauf-Kinder bei unserem DJK-Schaulaufen mitmachen können, von den ganz kleinen ab vier Jahren bis hin zu unseren Großen, die schon jahrelang auf dem Eis stehen“, wie Schunk anfügt. Dann geht’s los. Moderator Andreas Schales kündigt die ersten Solo-Eistänzerinnen und Gruppen an, die aus einem großen Tor mit rotem Vorhang grazil auf die Eisfläche gleiten, sobald ihre Musik aus den Lautsprechern den Raum erfüllt. Beeindruckend, wie scheinbar leichtfüßig sie mit den weißen Schlittschuhen über das blank polierte Eis fahren und ihre Bewegungen eins werden lassen mit der Musik.
Die Solo-Tänzerinnen zeigen in ihrer Kür Schrittfolgen, Drehungen und Sprünge. In den Einzeldisziplinen gibt es sechs Grundsprünge, die alle Namen haben: Rittberger, Axel, Salchow, Toe Loop, Flip und Lutz. Paten standen dafür selbst berühmte Eiskunstlaufende, die in den Anfängen des Sportes genau diese Sprünge perfektionierten und mitentwickelten.
Auch die jungen Tänzerinnen zeigen diese Techniken, die – wie Monika Schunk betont – die Mischung aus Exaktheit der Technik und Schönheit des Tanzes miteinander verbindet. Bevor man allerdings so weit ist wie die langjährigen Eiskunstläuferinnen Giulia Kern, Elina Uhl, Melina Fleckenstein, Marlene Wehr, Helena Reinken, Saskia Wolf und Lilly Ostendorf – um nur einige zu nennen–, dauert es eine Weile. Das bestätigt die 17-jährige Lea Grimmer, die mit fünf Jahren zur DJK gekommen ist. Einmal angesteckt, lässt die meisten das Eiskunstlauffieber nicht mehr los, obwohl man ziemlich kälteresistent sein muss, um mehrmals in der Woche in der kühlen Eissporthalle zu trainieren.
Die Kinder der DJK absolvieren die Prüfung zur „Memminger Eismaus“
Auch Annina Ruppert hat mit fünf Jahren ihr Hobby angefangen. „Zuerst muss man das richtige Laufen und vor allem das Bremsen lernen“, wie sie sagt. Annina ist heute mit ihren zwölf Jahren schon eine erfahrene „Eismaus“. Die Kinder der Kinderkurse der DJK können jährlich zu einer vereinsinternen Prüfung antreten – beginnend mit der Memminger Minimaus, gefolgt von der kleinen und großen Memminger Eismausprüfung.
Spielerisch und mit viel Zuwendung lernen die Kinder das Eiskunstlaufen, das nicht nur alle Muskelpartien stärkt. „Eiskunstlaufen ist ein so schönes Gefühl. Ich bin dadurch wirklich selbstbewusster geworden“, sagt die zwölfjährige Ronja Häring.
Besonders viel Beifall erhalten bei der Vorführung in der Eissporthalle die Jüngsten, die als kleine rosafarbene Einhörner über das Eis „galoppieren“. Vor Kurzem haben sie die ersten Schritte überhaupt gemacht, jetzt stehen die Kleinen schon fest und angstfrei auf silbernen Kufen auf dem Eis.
Für Lea Grimmer von der DJK Memmingen gehört das Hinfallen dazu
Übung macht ja bekanntermaßen den Meister: Unterstützend zur Seite stehen in der DJK die Trainerinnen und Trainer, die selbst mal klein angefangen haben. „Das Hinfallen gehört zu unserem Sport einfach dazu. Da hat man schon mal den ganzen Winter über irgendwo blaue Flecken. Die kurieren wir dann über die Sommermonate wieder aus. Dann steht nämlich unser Trockentraining mit Sprungübungen sowie Koordination und Rotation auf dem Plan“, scherzt Lea Grimmer.
Sie und alle anderen werden mit begeistertem Schlussapplaus der Zuschauer belohnt.