„Jetzt ist Sommer in der Sommerfrische, passt alles“, begrüßte der moderierende Rhythmusbassist Reinhard Pfahl des Gypsi-Rumba-Quartetts „De Nada“ (deutsch: gern geschehen) das Publikum im ausverkauften Postsaal in Bad Grönenbach. Die wohlige Abendwärme fühlte sich (fast) spanisch an. Wer allerdings gekommen war, um feurige spanische Gitarrenklänge im Stil des saarländischen Schlagerduos Cindy & Bert („Die Kastagnetten klappern neben mir. Ich glaub’ die zählen jeden Kuss von dir“) zu hören, sah sich über weite Strecken im Irrtum.
Das Konzert in Bad Grönenbach beginnt sizilianisch
Der Konzertstart erfolgte mit dem Song „One Night in Palermo“ von Jonathan Crow fraglos sizilianisch und in den großen Beifall für „Inspiration“ mischte sich der unüberhörbare spanische Schrei „Olé“ – wiewohl das Stück zwar jazzig mediterran gefärbt, kaum jedoch echt iberischen Anstrich hatte.
Unter diesem Namen traten „De Nada“ im Hohen Schloss Bad Grönenbach auf
Mit dem Stück „Danube“ machte sich das Allgäuer Gitarrenquartett, das vor Jahren unter dem Namen „Die Propeller“ schon einmal im Refektorium des örtlichen Hohen Schlosses begeisterte, auf große Donaufahrt. Immer weiter und weiter den großen Fluss hinunter bis ins Schwarze Meer hinein, von dort wieder flussaufwärts zurück.
So funktioniert Perkussion ohne Trommel
Die beiden Marco Müller und der in Jazz und Klassik ausgebildete Pit Fischer gaben melodisch federführend den Ton an. Dabei führten sie meisterhafte instrumentale Dialoge. Wie dezent begleitende Backgroundsinger lieferten Bassgitarrist Reinhard Pfahl und das rhythmus-gitarristische Multitalent Pit Fischer auch ohne Schlagzeug eine famose perkussionistische Begleitmusik. Letzterer zupfte nicht nur die Saiten, sondern betrommelte die Gitarre mit der flachen Hand auch formidabel wohlklingend. Trotz fehlender Schlaginstrumente wurden packende Rhythmen mitnichten vermisst.
Musikalische Traumreise in den Süden
In seinem ebenfalls neunteiligen zweiten Teil weitete sich das Konzert zu einer südländischen Traumreise aus. Herausragender konzertanter Höhepunkt dabei der weltberühmte „Libertango“. Das Werk des argentinischen Komponisten und Bandoneon-Spielers Astor Piazolla, der als Begründer des Tango Nuevo gilt, ging den 140 Saalgästen ganz besonders eindringlich unter die fröstelnde Gänsehaut. Entsprechend stürmisch fiel der Beifall des Auditoriums aus.
Zum Finale gibt es eine neue Eigenkomposition
Vergleichbar ähnlich großen Beifall gab es für das Gitarrenquartett, nachdem es eine höchst gelungene Eigenkomposition zu Gehör gebracht hatte: das von Marco Müller geschaffene „Juntos“ (“zusammen“). „Oriente caliente“ machte klar: Der Orient ist noch heißer als Spanien, geschweige denn Bad Grönenbach.
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