Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV), die Dachorganisation des organisierten Sports in Bayern und Interessenvertreter der Sportvereine und Sportfachverbände, feierte mit einem Festakt in der Sportschule Oberhaching seinen 80. Geburtstag. Derzeit zählt der Verband 4,8 Millionen Mitgliedschaften in 11.500 Vereinen und 57 Fachverbänden. Schirmherr ist Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder.

Einer, der die Geschichte des BLSV fast ein halbes Jahrhundert mitgeprägt hat, ist Uli Theophiel aus Niederrieden. Er erzählt: „170 Vereine mit 8954 Mitgliedern erklärten sich am 18. Juli 1945 spontan bereit, die Idee der Initiatoren – repräsentiert durch die Vorstandsmitglieder Georg Maier, Adolf Schmücker, Rudolf Sedelmayer und Anton Hörmannsdorfer – zu ihrer eigenen zu machen.“
Lizenz-Urkunde von der US-Militärregierung
Die offizielle Lizenz-Urkunde wurde laut Theophiel aber erst am 21. Juni 1946 vom „Office of Military Government for Bavaria“ (US-Militärregierung) ausgestellt.
Nach mehreren Umstrukturierungen in Bayern und Schwaben umfasste der Bezirk Allgäu folgende Bezirksämter: Memmingen, Mindelheim, Kaufbeuren, Kempten, Füssen, Sonthofen und Marktoberdorf. Ab dem. 1. Januar 1959 gab es schließlich den Sportkreis III (Memmingen und Altkreis Mindelheim).
Seit wann es den BLSV-Sportkreis III gibt
Theophiel erinnert sich: „Im Rahmen der Gebietsreform 1972 wurde daraus dann endgültig der Sportkreis III, Unterallgäu-Memmingen.“ Zu den ersten Vereinen die bereits am 1. Januar 1946 dem BLSV beitraten, gehörten der TSV Babenhausen, FC Bad Wörishofen, TSV Kettershausen-Bebenhausen, TKSV Erkheim, FC Heimertingen, TSV Legau, FC Niederrieden, SpVgg Wiedergeltingen, FC Winterrieden und der TV Memmingen.
Erster BLSV-Kreisvorsitzender: Johannes Appelt
Theophiel betont: „Natürlich war der Sport in unserer Region schon lange vorher beheimatet.“ Ab 1859 (TV Memmingen) beziehungsweise ab 1897 (TSV Bad Wörishofen) waren es bereits elf Vereine, die um Mitglieder warben.
Erster BLSV-Kreisvorsitzender war ab 1957 Oberstudiendirektor Johannes Appelt aus Mindelheim. In den ersten Jahren gehörten dem Kreis 60 Vereine an. 1982 waren es Theophiel zufolge bereits 30.000 Sportlerinnen und Sportler in 143 Vereinen. Die Aufgaben Appelts und seiner Vorstandskollegen hätten in erster Linie darin bestanden, „den Vereinen bei der Gründung unter die Arme zu greifen – bei Satzungsfragen, im Vereinsrecht und bei allgemeinen Organisationsfragen. Als Schuldirektor hatte er guten Zugang zu Schülern und Jugendlichen, um diese dem Vereinssport zuzuführen.“
Siegfried Reiser amtierte bis 2007
Auf Appelt folgte als Kreisvorsitzender Siegfried Reiser, der von 1987 bis 2007 amtierte. Theophiel: „Es waren die Jahre, in denen die Vereine insbesondere an der Infrastruktur arbeiteten. Neue Sportplätze mussten her, Sport- beziehungsweise Turnhallen gebaut werden. Die Vereinsstruktur veränderte sich rasend schnell.
Neben Fußball und Turnen etablierten sich Tennis, Tischtennis, Reitsport und einige mehr. Der Breiten- und der Gesundheitssport fanden immer größeren Anklang bei der Bevölkerung.“
Erinnerung an Xaver Höger
Doch auch im Bereich Leistungssport habe der Sportkreis III herausragende Sportlerinnen und Sportler hervorgebracht: „Ich erinnere mich insbesondere an die Leichtathleten des TV 1891 Türkheim, des TV Memmingen, TSV Mindelheim und der DJK SV Memmingen-Ost“, so Theophiel.
Theophiel nennt eine Reihe von Beispielen. „Sie alle sind mir nachhaltig, wie auch viele andere, in Erinnerung geblieben“:
Xaver Höger vom TV Grönenbach: Deutscher Meister über 10.000 Meter und Olympia-Teilnehmer 1960 in Rom.
Gerda Ranz (geborene Klöpfer) vom TV Erkheim: 1968 in Berlin erster Platz bei der Deutschen Meisterschaft über 1500 Meter, Olympia-Teilnehmerin in München 1972.
Martin Eberle vom TV Memmingen: Als Gewichtheber bei Olympia 1964 in Tokio dabei.
Iris Plotzitzka von der DJK Memmingen-Ost: Die herausragende Kugelstoßerin nahm 1988 an den Olympischen Spielen in Seoul teil. In den Anfangsjahren wurde sie vom Ehepaar Fitzek trainiert und betreut.
Robert Barth: Viermaliger Langbahnweltmeister (2002 bis 2006) im Motorradsport.
Theophiel lobt den FC Memmingen
Theophiel erinnert sich auch gerne daran, wie sich im Lauf der Zeit im Unterallgäu und in Memmingen mehrere Sporthochburgen gebildet hätten. Zum Beispiel der FC Memmingen nach seinem Aufstieg in die Bayernliga im Jahr 1970. „Mit einer sehr guten Jugendarbeit ist er die erste Adresse für junge Fußball-Talente aus den Landkreis-Vereinen“, betont Theophiel.
Weitere Beispiele sind für ihn die Sportabzeichen-Abteilung des TSV Bad Wörishofen sowie die Straßen- und Bahngeher aus Breitenbrunn, die zahlreiche Europameister- und Weltmeister-Titel gesammelt hätten, sowie der ehemalige Deutsche Badminton-Meister TSV Mindelheim.
Wo der SV Amendingen spitze ist
Theophiel vergisst dabei aber auch nicht die Leistungsturner und -turnerinnen des TV Memmingen, den TSV Markt Wald mit Erwin Strodel, die Turner und Turnerinnen des TSV Mindelheim sowie die Leichtathletik-Abteilungen des SV Steinheim und des TV Memmingen. Beim Breiten- wie auch beim Gesundheitssport sei auch der SV Amendingen spitze.
Theophiel unterstreicht: „Diese Auswahl kann nur stellvertretend stehen für zahlreiche andere tolle Erfolge im Vereinssport in unserem Sportkreis.“
Zusammenarbeit mit der Bayerischen Sportjugend
Seine Zeit beim BLSV ab 1979 sei in erster Linie von Fort- und Ausbildungen für alle Altersgruppen geprägt gewesen, diese in Zusammenarbeit mit der Sportjugend (BSJ) zu verbessern und dadurch mehr Qualität in die Übungsstunden zu bringen.
Darüber hinaus denkt Theophiel gerne an die „höhere Zuschussfähigkeit“ zurück. „1988 war ein Meilenstein in der Aus- und Fortbildung mit Lizenzen. Wir haben uns beim Bezirk Schwaben dafür stark gemacht, Ausbildungen mit Lizenz ins Unterallgäu zu bringen – was nicht einfach war.“
Stadt stellt Sportstätten zur Verfügung
„Fritz Such war uns eine große Hilfe.“
Uli Theophiel, Ex-Kreisvorsitzender des BLSV
Diese Ausbildungen seien zuvor überwiegend Augsburg und nur wenigen anderen Kreisen vorbehalten gewesen. Fritz Such, Vorsitzender der DJK Memmingen, Stadtrat und Sportreferent der Stadt Memmingen „war uns, Siegfried Reiser und mir, damals eine große Hilfe“, so Theophiel.
Die Stadt Memmingen habe ihnen kostenlos Sportstätten einschließlich Hallenbad zur Verfügung gestellt. „Und so sind wir bei den Aus- und Fortbildungen für Übungsleiter mit Lizenz auch heute noch mit führend in Schwaben.“
Neue Impulse fürs Sportabzeichen
Zwei Männer will Theophiel in diesem Zusammenhang ebenfalls unbedingt erwähnen:
Harald Heintze, der in den ersten Jahren die Referenten vor Ort organisiert habe. „Denn die Installation des Jugendsport-Förderprogramms des Landkreises ab 1994 war zunächst ein schwieriges Unterfangen, bis die Richtlinien vom Kreistag abgesegnet wurden.“
Rudi Broda brachte durch neue Impulse das Sportabzeichen in Schwaben an die Spitze.
Zur Person
- Persönliches: Uli Theophiel wurde am 20. Juni 1946 in Schlesien geboren. Erst wenige Monate alt, kam er ins Allgäu. Er wuchs in Niederrieden auf, wo der seit Freitag 79-Jährige auch heute noch lebt.
- Bayerischer Landes-Sportverband (BLSV): 1979 wurde Uli Theophiel erstmals in den Kreisverband des BLSV gewählt. 16 Jahre lang, von 1991 bis 2007, war er Stellvertreter von Siegfried Reiser. Seit 2007 war er Vorsitzender im Kreis Unterallgäu-Memmingen, von 2018 bis Januar 2023 stellvertretender Bezirksvorsitzender des BLSV. Von 1979 bis 1995 war Theophiel Referent für Öffentlichkeitsarbeit im BLSV-Kreis III, von 1994 bis 2004 auch im Bezirk Schwaben.
- FC Niederrieden: Beim FCN war Uli Theophiel 40 Jahre lang Trainer und Übungsleiter, 22 Jahre davon, von 1970 bis 1992, bei den Fußballern – bei den Schülern, der Jugend sowie bei den Männern und den Frauen.
- Prävention: Seit dem Jahr 2007 ist Uli Theophiel mit vier Lizenzen Übungsleiter im Präventionssport 50 und 60 plus. (maj)
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