Städte, in denen das Leben pulsiert. Damen mit üppigen Hinterteilen. Markus Albrecht eröffnete im Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth in Ottobeuren (Landkreis Unterallgäu) die beiden Ausstellungen „Bags & Utopias – Tüten und Utopien“ von Thitz sowie „Diether Kunerth – Werke der 60er, 70er und 80er Jahre“.
Über die Gemeinsamkeiten der Künstler, deren Werke jetzt in Ottobeuren gezeigt werden
Der Museumsleiter betonte dabei: „Die Ausstellungen sind unabhängig voneinander und doch gibt es bei den Künstlern Gemeinsamkeiten.“ Matthias Schemel alias Thitz und Diether Kunerth seien viel gereist und stellen Menschen sowie die Sorge um die Welt in den Mittelpunkt. Davon konnten sich die Gäste bei der Vernissage eindrücklich überzeugen.

Matthias Schemel wurde 1962 im hessischen Frankfurt geboren. Der Künstler hat seit 1995 zahlreiche Ausstellungen weltweit. Dazu zählt auch sein „Tütenprojekt“, das er jetzt zum zweiten Mal nach Ottobeuren bringt, ihn aber bereits unter anderem nach Marokko, Spanien, Island, Italien, Türkei, Norwegen, Schweden, Indien, Nepal, USA, China und viele weitere Länder führte. Warum die Ausstellung in Ottobeuren – nach einem Abbruch in der Corona-Pandemie – nun so besonders ist und wie er zu seinem Künstlernamen kam, erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Seine Schwester konnte seinen Namen Matthias als Kleinkind nicht aussprechen. Sie taufte ihren Bruder kurzerhand um – zu Thitz. Aus einem Spitznamen wurde ein Künstlername. Tüten in allen Varianten hätten ihn schon immer beschäftigt. Konsum, Plastik, Formen: Er entschied sich, Tüten zu nutzen, um Kunst zu transportieren.
Wie die Papiertüte selbst zur Kunst wird
In seinen eigenen Werken verwendet er Papiertüten, die er auf der ganzen Welt gesammelt hat. Thitz klebt ganze Tüten oder auch nur Teile davon auf die Leinwand und sie werden so zum Malgrund. Die Henkel der Tüten stehen meistens über den Bildrand hinaus.

Die Leinwand wird zunächst mit wässriger Farbe versehen, nach und nach werden Linien stärker, Farben bekommen mehr Intensität und zum Schluss endet das Ganze in einer Tuschezeichnung.
„Dabei steht der Mensch immer im Mittelpunkt seines Schaffens“, erklärte Albrecht bei seiner Einführung. Häufig sind Stadtansichten zu sehen, denn „in Städten leben nun einmal die meisten Menschen“.

In Ottobeuren spielen jetzt kleine Papiertragetaschen eine große Rolle. Im Vorfeld der Ausstellung wurden Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Ottobeuren und Umgebung gebeten, Papiertüten künstlerisch zu gestalten. 2400 Exemplare sind in Installationen im Foyer und im Videoraum zu einem Gesamtkunstwerk verarbeitet worden.
Diese Motive haben die Tüten, die jetzt im Museum für zeitgenössische Kunst in Ottobeuren gezeigt werden
Tiere, Planeten, Herzen, Natur, Friedenstauben: Zukunftsideen sind in den individuellen Werken zu entdecken. „Mir ist dabei aufgefallen, dass viele Tüten auf eine sehr aufwendige Arbeit zurückgehen. Das hat man nicht häufig“, zeigte sich Thitz beeindruckt.

Das Tütenprojekt gestaltet er weltweit seit dem Jahr 2000. „Irgendwie trifft man die Leute damit; indem man sie nach Kunst fragt und es ist ehrenvoll, ihre Kunst in einer solchen Ausstellung sehen zu können“, so Thitz. Jene mit dem Titel „Bags & Utopias – Tüten und Utopien“ kann noch bis zum 5. Oktober dieses Jahres bestaunt werden.
Diese weitere Ausstellung gibt es im Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth in Ottobeuren
Werke von Diether Kunerth aus den 60er, 70er und 80er Jahren werden wiederum bis zum 12. April 2026 zu sehen sein. „Hier im Museum wurde über den Namensgeber Diether Kunerth eigentlich schon fast alles gesagt, was es zu sagen gibt. Immerhin ist es die nunmehr 19 Ausstellung“, zeigte Markus Albrecht auf und ergänzte: „Und doch ist es eine andere Ausstellung. Es ist die erste nach seinem Tod im Dezember vergangenen Jahres.“ Deswegen hätte Kunerth die jetzt gezeigten Werke nicht selbst auswählen können.

Bei der Auswahl habe man sich auf sechs Werkgruppen beschränkt. Frühe Bilder aus den 60er Jahren. Eine Auswahl seiner weißen Bilder. Kartonreliefbilder. Kubistische Bilder. Lackbilder und Land-Light-Paintings. Fast alle Werke sind zum ersten Mal in einer Ausstellung im Museum für zeitgenössische Kunst zu sehen.
Die Ausstellungen
Weitere Informationen zu den Künstlern, Ausstellungen sowie Öffnungszeiten des Museums gibt es unter mzk-diku.de
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