Stolz grinsend setzt Oberbürgermeister Jan Rothenbacher seine Schere an. Die brandneue Spielfläche am Rübezahlplatz im Westen Memmingens ist von einem Absperrband in den traditionellen Farben der Stadt umspannt.
Rothenbacher drückt die Klingen zusammen. Das Band fällt ab – und mit ihm auch ein Stück die Vergangenheit des Platzes.
Symbolische Neugestaltung des Rübezahlplatzes
Rückblick: Wir befinden uns in den ersten Monaten der NS-Diktatur. Die Stadt Memmingen bewirbt sich für den Bau einer Sportschule der Sturmabteilung (SA) zwecks „Wehrsportkurse“. Daraufhin erweitert ein neu gegründeter SA-Sportschulverein ein vorhandenes Arbeitsdienstlager um einen weiteren Standort unmittelbar neben dem heutigen Rübezahlplatz.
Später fungiert der Gebäudekomplex als Wehrmachtkaserne und Kriegsgefangenenlager. 1945 befreien US-amerikanische Truppen Memmingen und die fast 4000 Insassen des „Oberen Lagers“. In der Nachkriegszeit finden mehr als 2000 Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten in den Baracken Zuflucht.

Oberbürgermeister Rothenbacher eröffnet moderne Spielfläche
Mit der Modernisierung des Platzes schlägt dort ab sofort das Herz eines Stadtteils, der Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise verbindet. „Uns war wichtig, die Fläche für Jung und Alt gleichermaßen attraktiv zu gestalten“, sagt der Leiter des Memminger Gartenamts, Michael Koch.
Blumenwiesen säumen den kleinen Park und sorgen für ein abwechslungsreiches Farbenspiel inmitten der Wohnblöcke. Mehrere Sitzbänke laden zum Entspannen unter alten Birken ein. Das Gelände ist durch die anliegenden Häuser von den rege befahrenen Straßen der Umgebung abgegrenzt.

Dadurch herrscht eine ruhige Atmosphäre. Allerhöchstens spielende Kinder durchbrechen die Stille. Diese kommen durch die Erneuerung des Geländes ebenfalls auf ihre Kosten.
„Wir wollen ein Denkmal errichten.“
Michael Koch, Über kommende Projekte am Rübezahlplatz
Das Herzstück des Platzes ist der große Spielplatz, der mit seinen zahlreichen Hangel-Elementen schon fast an einen Mini-Kletterpark erinnert und durch interaktive Spielgeräte wie eine Tafel und Sprechrohre ergänzt wird. „Dadurch stellen wir sicher, dass sich hier sowohl Kleinkinder als auch Jugendliche austoben können“, sagt Koch.
Zwar ist der Rübezahlplatz nun ein Symbol von Spaß und Begegnung, die Geschichte dieses Orts soll dennoch niemals vergessen werden. Dafür sorgen Stelen an den Eckpunkten des Platzes, die über die Historie aufklären. „Außerdem wollen wir noch ein Denkmal errichten, das an das Leid derjenigen erinnert, die hier gelitten haben“, informiert Koch.
Die Neugestaltung des Rübezahlplatzes
- Geschätzte Kosten laut Michael Koch: 650.000 Euro
- Ausführung: geiger & waltner Landschaftsarchitekten
- Dauer: 3 Jahre
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