Startseite
Icon Pfeil nach unten
Memmingen
Icon Pfeil nach unten

Unterallgäuer Betriebe sind mit Standort zufrieden, sehen aber auch Herausforderungen

Unterallgäu

Unternehmer stellen dem Unterallgäu gute Noten aus

    • |
    • |
    • |
    Der Mangel an Arbeitskräften gehört zu den größten Herausforderungen, die Unterallgäuer Betriebe in einer Befragung genannt haben.
    Der Mangel an Arbeitskräften gehört zu den größten Herausforderungen, die Unterallgäuer Betriebe in einer Befragung genannt haben. Foto: Andreas Arnold, dpa (Symbolbild)

    Die gute Nachricht gleich vorweg: Insgesamt sind die Unternehmerinnen und Unternehmer im Unterallgäu recht zufrieden und blicken optimistisch in die Zukunft. Zumindest diejenigen, die sich an einer Befragung des Landkreises in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak) beteiligt haben. Die Ergebnisse wurden nun im Kreistag vorgestellt und zeigen, was die Unternehmer positiv bewerten – und welche Herausforderungen sie sehen.

    Für die Befragung, die bereits zum zweiten Mal stattfand und dazu betragen soll, Unternehmen gezielt unterstützen zu können, waren mehr als 1100 Unterallgäuer Betriebe angeschrieben worden, 271 haben den Fragebogen ausgefüllt. Die Rücklaufquote liegt damit bei 25 Prozent. Laut Christoph Saffrich von der Gefak ist das ein sehr guter Wert, denn immerhin habe man damit jeden dritten Arbeitsplatz im Unterallgäu erreicht. Bei mehr als der Hälfte der Befragten handle es sich um kleine und mittlere Betriebe mit einem bis 19 Beschäftigten, es hätten aber auch 23 „große Player“ mit 100 und mehr Beschäftigten teilgenommen.

    Der Mangel an Arbeitskräften ist eine der größten Herausforderungen für die Unternehmer im Unterallgäu

    Sie alle sind mit dem Landkreis als Wirtschaftsstandort sehr zufrieden: Auf einer Skala von eins für „sehr gut“ bis fünf für „sehr schlecht“ bewerteten sie die Gesamtzufriedenheit am Standort mit 2,28 - und damit etwas besser als ihre Kolleginnen und Kollegen im Ostallgäu, bei denen die Gesamtzufriedenheit bei 2,35 liegt.

    Besonders gut schnitt bei der Bewertung der Standortbedingungen mit 1,91 die überregionale Straßenanbindung ab. Auch mit seinem Schulangebot (2,24) konnte das Unterallgäu in der Befragung punkten. Nur ein „befriedigend“ oder gar „ausreichend“ gab es dagegen für die überregionale Schienenanbindung (3,42), die ÖPNV-Anbindung (3,33) sowie die Verfügbarkeit und das Preisniveau von Wohnungen (3,69 und 3,61). Am schlechtesten wurde mit 3,83 die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften bewertet – und auch weniger qualifizierte sind offenbar schwer zu finden: Hier vergaben die Unternehmerinnen und Unternehmer eine 3,43.

    Viele Unterallgäuer Unternehmer setzen verstärkt auf ältere Arbeitskräfte und auf Geflüchtete

    Als Hauptgrund dafür nannten sie, dass es generell zu wenig Bewerber gebe. Aber eben auch fehlende oder zu teure Wohnungen, die Vorstellungen der Bewerber hinsichtlich ihrer Work-Life-Balance und die schlechte Erreichbarkeit des Betriebs ohne eigenes Auto machen es aus Sicht der Befragten schwer, freie Stellen zu besetzen. Sie gehen davon aus, allein im gewerblichen und technischen Bereich in den nächsten zwölf Monaten 290 gelernte Arbeitskräfte zu benötigen. Nimmt man Hochschulabsolventen, gelernte Arbeitskräfte in den Bereichen kaufmännisch sowie „medizinisch/sozial“, ungelernte Arbeitskräfte und Auszubildende hinzu, sind es insgesamt fast 700.

    Um sie zu gewinnen, wollen rund 40 Prozent der befragten Betriebe ihre Arbeitsprozesse auf die Bedürfnisse älterer Angestellter anpassen und beinahe 50 Prozent planen, verstärkt Geflüchtete einzustellen. Auch eine „Mobilitätsunterstützung“ – wie etwa die Finanzierung des Führerscheins – können sich rund 40 Prozent der Befragten vorstellen, um sich Fachkräfte zu sichern. Sie sind nach Ansicht von Kreisrat Rudolf Jackel (CSU), der selbst Unternehmer ist, der „große Flaschenhals“. Da die Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund seiner Erfahrung nach oft höher sei als bei anderen Bewerbern, müssten Asylbewerber schneller eine Arbeit aufnehmen dürfen als bisher, forderte er.

    Der Großteil der befragten Unternehmen ist auf Wachstumskurs

    Von einer „dynamischen Entwicklung, die man sehr positiv bewerten kann“ sprach Saffrich mit Blick auf die Zukunftspläne der Unternehmerinnen und Unternehmer: 68,3 Prozent der Befragten planen demnach in den kommenden drei Jahren, weitere Beschäftigte einzustellen, 42,1 Prozent wollen neue Dienstleistungen oder Produkte einführen und 34,7 Prozent ihre Produktionskapazitäten erweitern. Demgegenüber rechnen 7,9 Prozent der Befragten damit, Beschäftigte entlassen zu müssen, 5,4 Prozent – das entspricht elf Betrieben – droht die Schließung. Auch die Betriebsnachfolge, die in mehr als der Hälfte der Betriebe noch nicht geregelt ist, ist ein großes Thema.

    „Wir stehen als Wirtschaftsstandort wirklich gut da“, fasste Landrat Alex Eder zusammen und verwies auf den sehr guten Platz, den der Landkreis vor Kurzem beim „Prognos-Zukunftsatlas“ erreicht hat sowie auf die niedrige Arbeitslosenquote im Unterallgäu, die Anfang des Jahres eine der niedrigsten in ganz Deutschland war. „Wir dürfen uns darauf natürlich nicht ausruhen“, sagte Eder. „Aber wir sind da wirklich schon sehr gut unterwegs.“

    Die Ergebnisse dienen auch als „Frühwarnsystem“ für die Standortgemeinden

    Die Befragung soll der Wirtschaftsförderung des Landkreises dabei helfen, die Unternehmen passgenau zu unterstützen. Deshalb wurden die Unternehmerinnen und Unternehmer auch bewusst nicht anonym befragt, erklärte Michael Stoiber vom Landratsamt. Die Daten wurden in eine landkreisweite Datenbank eingepflegt und sind dort nun jederzeit abrufbar. Außerdem werden die Ergebnisse an die Standortgemeinden weitergegeben, die so über eine Art „Frühwarnsystem“ verfügen, wenn etwa ein Betrieb angegeben hat, dass ihm Gewerbeflächen fehlen oder er über einen Umzug an einen anderen Standort nachdenkt, so der Wirtschaftsförderer.

    Kreisrat Wolfgang Reitinger (AfD) bezeichnete die Untersuchung zwar als „interessant und wertvoll“. Gegen einen Mangel an Wohnraum oder Arbeitskräften könne der Landkreis aber wohl wenig ausrichten. Deshalb stelle sich die Frage: „Können wir wirklich etwas Entscheidendes tun?“ „Auf jeden Fall“, lautete Eders Antwort. Es sei zwar richtig, dass der Landkreis nicht alle Herausforderungen beeinflussen könne, die die Befragten genannt haben. „Aber im konkreten Fall kann man dann vielleicht doch helfen“, gab er sich zuversichtlich. In diesem Zusammenhang verwies er unter anderem auch auf die regelmäßigen Wirtschaftsgespräche mit der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer, in denen ebenfalls erörtert werde, wo der Schuh drückt und wie das Landratsamt helfen könne.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden