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Unterallgäuerin unter Ersten bei neuem Konditorkurs an der Bäcker-Akademie: Im Schnellgang zum Meister-Titel

Handwerk im Allgäu

Süße Kunstwerke, Krisen und ein eingeschworener Haufen: Unterallgäuerin meistert Express-Konditorkurs

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    Martina Sonntag aus Legau war eine der ersten Absolventinnen eines Konditorkurses an der Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks in Lochham.
    Martina Sonntag aus Legau war eine der ersten Absolventinnen eines Konditorkurses an der Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks in Lochham. Foto: Verena Kaulfersch

    Mit ein bisschen Wehmut denkt Martina Sonntag an die gemeinsamen Abende in der Backstube zurück. Wenn um 17 Uhr ein langer Unterrichtstag zu Ende ging, aber für den eingeschworenen Haufen ihres Konditorkurses noch lange nicht Schluss war. „Wir wollten dann oft noch nicht raus und haben an Sachen getüftelt, die uns gefuchst haben“, erzählt die Legauerin.

    Erster Jahrgang bei neuem Konditor-Kurs: Junge Frau aus dem Unterallgäu ist dabei

    Für die 25-Jährige und ihre vier Mitschülerinnen und Mitschüler im Alter zwischen 20 und 26 Jahren drehte sich monatelang rund um die Uhr alles um Torten, Desserts und Pralinen. Die Fünf stellten den ersten Jahrgang eines neuen Konditorkurses an der bayerischen Bäcker-Akademie in Lochham bei München. Den Bäcker-Meisterbrief hatten sie als Voraussetzung schon in der Tasche, und was vor ihnen lag, war kein Zuckerschlecken.

    Bäckerin aus Legau: „Am Anfang war ich geschockt“

    Denn im Vorteil des Angebots liegt zugleich der Knackpunkt. Die reguläre dreijährige Ausbildung kam für Sonntag nicht infrage, der Kompaktkurs führt hingegen in knapp vier Monaten zum Meistertitel. „Mir war deswegen klar, dass es stressig wird“, erzählt sie, „aber am Anfang war ich schon geschockt, was wir in kürzester Zeit alles können müssen.“ Vom Zuckerziehen bis zur Pralinenherstellung: Eine breite Palette an Techniken musste bis zur Prüfung sicher von der Hand gehen, zusätzlich warteten dicke Ordner mit Theorie.

    Beim Buffet zu ihrer Abschlussprüfung ließ sich Konditormeisterin Martina Sonntag  von ihrem Faschingsverein, den „Löwen 77 Legau“, inspirieren.
    Beim Buffet zu ihrer Abschlussprüfung ließ sich Konditormeisterin Martina Sonntag von ihrem Faschingsverein, den „Löwen 77 Legau“, inspirieren. Foto: Andrea Sonntag

    Schon bei ihrer Bäckerausbildung hatte Martina Sonntag Geschmack am Konditorhandwerk gefunden. Und noch etwas trieb sie an: Mit viel zusätzlichem Know-how will sie künftig eine weitere Sparte in der elterlichen Bäckerei in Legau aufbauen – dort werden die 25-Jährige und ihr Freund, der ebenfalls Bäcker ist, nach und nach die Leitung übernehmen. „Mein Papa übergibt an uns und will sich mit der Zeit etwas zurückziehen.“

    Akademie des Bäckerhandwerks in Lochham wurde zum zweiten Zuhause

    Während des Kurses wurde die Akademie zum zweiten Zuhause. Am Sonntagabend machte sich die 25-Jährige auf den Weg dorthin, am Freitagabend auf die Heimreise. „Wir hatten Zimmer direkt an der Schule und es gab dort einen Koch, der uns versorgt hat.“ Genauso wie die Bestärkung durch die zwei Fachlehrer, die laut Sonntag auch an Feiertagen und in den Ferien immer für ihre Schützlinge da waren, half das beim Durchhalten. „Es gab schon die Momente, in denen man verzweifelt und einem alles über den Kopf wächst“, erinnert sich Sonntag.

    Kompaktkurs für Konditoren: Auch in der Theorie ist einiges zu leisten

    Bei der Theorie mussten die Kursteilnehmer nicht nur Kundenangebote erstellen, sondern auch tief in Ernährungslehre und Rohstoffkunde eintauchen. Über den Unterlagen brütete die Gruppe oft bis in die Nacht hinein. Tags darauf war dann wieder Fingerspitzengefühl gefordert: etwa beim Formen filigraner Schaustücke aus Zucker, die zum Pflichtprogramm gehörten. „Ich habe einen Baum mit einem Raben gestaltet, der mit Blumen und Blättern verziert war.“

    Das aus flüssigem Zucker zu modellieren und zusammenzufügen, kostete Zeit und Nerven. Denn die Masse härtet rasch aus, ist zerbrechlich und bekommt schnell Risse. „Diese Schaustücke sind quasi unbezahlbar, weil eine enorme Stundenzahl drinsteckt“, sagt Sonntag: „Im Laden müsste man etwa 800 Euro verlangen.“

    Vom Abschlussbuffet zum Auftrag für eine Hochzeitstorte

    Neben Leckereien wie Törtchen, Baumkuchen und Petits fours komplettierte das süße Schmuckstück Martina Sonntags Buffet für die Abschlussprüfung – ehe es in der Biotonne endete. „Zum Essen eignet sich das nicht“, erklärt sie dazu: „Und wenn es zerbricht, sind die Teile scharf wie Glasscherben.“

    Zu Besserem ist eine Kreation bestimmt, die inzwischen bei ihr in Auftrag gegeben wurde: „Ich habe kürzlich meine erste Bestellung für eine Hochzeitstorte bekommen“, freut sich die 25-Jährige – und mit ihr vier andere frischgebackene Konditorinnen und Konditoren in anderen Teilen Bayerns: „Wir haben immer noch Kontakt, schicken uns Rezepte und tauschen uns aus.“

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