„Memmingen ist meine absolute Lieblingsstadt“, verkündet Willy Astor. Deswegen gibt es für das Publikum in der Stadthalle sogleich ein Lied über Memmingen. „Oh du schönes Memmingen, du bist so wie du bist“, trällert er drauflos und dann ist auch schon wieder Schluss. Er lacht verschmitzt: „Es ist ein Kurzlied.“
Wo ist das große blaue Buch?
Seit mittlerweile vier Jahrzehnten steht der Entertainer auf der Bühne. Die Routine merkt man dem 63-Jährigen an. Aus der Ruhe bringt ihn definitiv nichts so schnell. Da wird zum Beginn des Auftritts erstmal ganz entspannt noch mit der Beleuchtung im Saal rumprobiert. Vielleicht etwas mehr Licht oder doch weniger? Oder es wird über dem Publikum eben ganz ausgeschaltet. Dann fehlt auch noch das große, blaue Buch. Gut, dass Tourmanager Tobi geduldig zur Seite steht. Die Zuschauer sind amüsiert über so viel Gelassenheit.
So hört sich Willy Astors Wahlempfehlung an
Dann kann der Komiker endlich seine gesungene Wahlempfehlung zum Besten geben. So richtig taugen würde aktuell ja keiner der Kanzlerkandidaten. „Aber kennen Sie den Affen von Tarzan?“, fragt er grinsend. Und Astor wäre ja nicht Astor, wenn der Tipp nicht musikalisch vorgetragen würde. „Drum wähle Cheeta“, ertönt da auch schon zur Melodie von Al Bano und Romina Powers Hit „Felicitá“. Kurz darauf wird aus Modern Talkings „Cherry Cherry Lady“ kurzerhand die „Steril-Steril-Lady“, eine Geschichte über eine Frau mit einem übermäßigen Desinfektionsfimmel.
Willy Astor hat FC-Bayernhymne „Stern des Südens“ komponiert
In einem anderen abenteuerlichen Lied kriegt der Hai beim Zahnarzt „sechs Plomb“, ja Sie ahnen es vielleicht schon: Die Originalversion ist natürlich „Sexbomb“ von Tom Jones. Bei diesem Unikum ist wirklich kein Song sicher. Er findet noch zu jedem Hit eine skurrile Umdichtung. So scheint es fast ein bisschen erstaunlich, dass dieser Spaßvogel die Vereinshymne des FC Bayern München, also das unverwechselbare „Stern des Südens“, komponiert hat. Er ist eben ein Tausendsassa.
1961 in München geboren, begann der Kabarettist zunächst eine Berufsausbildung bei BMW, lernte danach auch noch Maschinenbautechniker. Musik machte er da schon ein ganzes Weilchen nebenher. Erst lernte er das Akkordeon zu spielen, dann kam die Gitarre dazu. Bald folgten erste eigenen Stücke und Texte. Der Durchbruch folgte schließlich in den 90er Jahren mit seinen Wortspielen – was mittlerweile zu seinem Markenzeichen geworden ist.
Aktuell findet sich so beispielsweise Wolfgang Amadeus Notarzt, der sich eines geplatzten Dudelsacks annehmen muss, in seinem Repertoire. „Er lag vor der heißen Ouvertüre (Ofentüre), da machte es Chopin (schon peng)“, dichtet Astor zusammen. Grieg, Händel und Schostakowitsch werden genauso untergebracht, wie die Begriffe Sonett, Terz und Sonate.
„Warte bis es Dinkel ist“ im Gemüse-Krimi
Im Gemüse-Krimi mit dem bezeichnenden Titel „Warte bis es Dinkel ist“ gibt es dafür statt billiger Dirne mal so eben ein Kartoffel-Puff mit dilliger Birne sowie einen Schurken mit fleischigem Namen. Der Kommissar muss sich geschwind drum kümmeln. So viele Homophone, also ähnlich klingende Wörter, in einem Text – das ist schon sehr beeindruckend. Es schwirren die Ohren, wenn man da noch mitkommen will. Während die Rap-Einlagen des Künstlers etwas aus der Zeit gefallen erscheinen, zieht seine Wortakrobatik immer noch in den Bann. Dass er nebenbei munter auf der Gitarre spielt, steigert das noch.
Übrigens, ein Kochbuch hat Astor ebenfalls auf den Markt gebracht: „Wir sehen uns vor Gericht“ heißt es. Willy Astor kann halt fast alles – außer rappen vielleicht.
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