Wasser statt wilder Tiere. Das innovative Zirkusprogramm kommt an. Der neue Zirkus ist eine Mischung aus Tanz, Theater, Artistik, Musik und neuen Medien. Sascha Melnjak, der Inhaber und Geschäftsführer des Zirkus Charles Knie, hat sich mit der Übernahme dieses Zirkusbetriebes einen Kindheitstraum erfüllt.
Sein Konzept ist von Erfolg gekrönt. Seit seiner Übernahme ging es stetig bergauf. Jährlich rund 500.000 Besucher in 40 bis 50 Städten haben seinen Zirkus zu einem der beliebtesten Groß-Zirkusse in Europa gemacht. Auch in Memmingen war die erste Vorstellung schon Tage zuvor ausverkauft.
Premiere der Show im Stadtpark Neue Welt in Memmingen ist ausverkauft
Lange Warteschlangen haben sich vor dem Beginn der Show im Stadtpark Neue Welt gebildet. Man sieht viele Kinder mit erwartungsvoll glänzenden Augen. Die siebenjährige Ida steht mit ihrer Mutter vor dem Ticket-Schalter und weint bitterlich. Sie hat sich schon so lange auf diesen Besuch gefreut. Alle Tröstungsversuche und Versprechungen helfen nichts.
Da geschieht ein kleines Wunder. Eine Frau aus der Warteschlange, die das mitbekommen hatte, kommt herbei und hat zwei Karten in der Hand. „Die habe ich übrig, meine Begleiter konnten nicht kommen. Möchten Sie die haben?“ Aus den Verzweiflungstränen werden Freudentränen und Ida rennt glücklich zum Eingang.
1400 Besucher suchen ihre Plätze, dann beginnt der Gong im Zirkuszelt
Im Vorraum werden Getränke und Essen angeboten. Es gibt Popcorn, Pommes oder Taco-Chips. Auch Zuckerwatte und gebrannte Mandeln, die die Kinder glücklich machen. Es gibt ein großes Durcheinander, bis die 1400 Besucher alle ihren Platz gefunden haben.
Einige Zeit hört man lautes Stimmengewirr, aber als der gewaltige Gong für den Beginn der Show zu hören ist, wird es ganz still. Eine geheimnisvolle Stimme ertönt in der Dunkelheit: „Es ist soweit, wir fluten das Zelt mit 100.000 Litern.“ Im darauffolgenden bunten Lichtermeer räkelt sich in einem riesigen Kelch, gefüllt mit sprudelndem Wasser, die Meerjungfrau Veronika Faltyny. Plötzlich wird sie 15 Meter hoch katapultiert. Oben angekommen, zeigt sie atemberaubende Figuren an den Strapaten. Dann lässt sie sich wieder in den Kelch fallen. Wasser spritzt meterhoch auf, begleitet von einer farbenprächtigen Wassershow aus gefühlt hunderten Fontänen, die aus dem Gitterboden der Arena hochschießen.
Zwei Tage Aufbau für Technik: Was alles dahinter steckt
Dies alles sieht für das Publikum so leicht und elegant aus, dass man in diesem Moment kaum an den enormen Aufwand denkt, den diese Technik erfordert. Allein für die Wassertechnik sind zwei Tage Aufbau notwendig. 9000 Meter Stromleitungen, eine Unmenge Leitungen, Pumpen und Hydrauliken sind für das Wasserbassin mit zwölf Metern Durchmesser erforderlich. Für den Transport sind drei Großraum-Auflieger notwendig.
Mitreißende Musik, Papageien über den Köpfen der Gäste im Zirkuszelt
Szenenwechsel. Sergio Paolo wirbelt Bälle im rasenden Tempo umher, die Augen können kaum folgen. Das Show-Ballett „Ballett on the beach“ bringt mit einem Tanz und mitreißender Musik das Publikum zum Mitschwingen. Laura Urunova bringt nicht nur Kinderaugen zum Leuchten, wenn sie ihre riesigen, farbenprächtigen Aras vorführt. Am Ende fliegen alles sechs Papageien turbulent über die Köpfe der Gäste im Zirkuszelt, was zu einigen „Ahhs“ und „Ohhs“ führt.
Wie Clown Michael Cadima die Zeit für Umbauten mit Späßen überbrückt
Weiter geht es mit dem Prager Duo Stauberti. Ihre Perche-Artistik zählt zu den leistungsstärksten der Welt, heißt es. Dafür erhielten sie schon auf dem „Internationalen Circusfestival von Monte Carlo“ den silbernen Clown. Die Umbauten werden in einem rasenden Tempo erledigt. Man merkt kaum einen Übergang. Bei größeren Aktionen kommt Clown Michael Cadima zum Einsatz. Er mischt sich unter die Leute und begeistert mit seinen Späßen.
Hunde und Vögel kommen bei der Show von Zirkus Charles Knie zum Einsatz
Für erotisches Feeling sorgen Kevin und Julia aus Paris. Gehüllt in rotes Licht und rote Tücher bringen sie mit ihrer emotionalen Performance die Gefühle zum Schwelgen. Argendance heißt die argentinische Gruppe, die mit wildem Tanz und Peitschen auf sich aufmerksam macht. Laura begeistert mit einer wunderbaren Hundepräsentation. Mit ihren acht Pudeln und einem Spitz ist sie die zweite und letzte Tierdompteurin an diesem Abend.
Nach der folgenden Rollschuh-Darbietung von den Skating Ernestos macht die Truppe Robles mit einer atemberaubenden Hochseilaktion, mit Sprüngen, Saltos, Radfahren und schließlich mit ihrer einmaligen, dreistöckigen Pyramide über das Seil den Schlusspunkt dieses Abends. Ohrenbetäubender Applaus mit Trampeln und Pfeifen war die darauf folgende Anerkennung für diesen einmaligen Abend.