Startseite
Icon Pfeil nach unten
Österreich
Icon Pfeil nach unten

Bergsteigerin am Großglockner erfroren: Ermittlungen gegen Freund nach Tod am Stüdlgrad

Drama am höchsten Berg Österreichs

Erfrorene Bergsteigerin am Großglockner: Wieso ermittelt die Polizei gegen den Freund?

    • |
    • |
    Ein Bergsteiger am Großglockner (3798 Meter): Nahe des Gipfels ist am Wochenende eine Frau erfroren.
    Ein Bergsteiger am Großglockner (3798 Meter): Nahe des Gipfels ist am Wochenende eine Frau erfroren. Foto: IMAGOm Dreamstime (Symbolbild)

    Es ist eine Tragödie, die sich am Wochenende am Großglockner, dem höchsten Berg Österreichs (3798 Meter), abspielte. Ein Bergsteiger (36) und seine Freundin befanden sich auf einer hochalpinen Tour. Obwohl sie frühmorgens am Samstag aufgebrochen waren, kam das Paar laut Polizei nur schleppend voran.

    Tief nach Einbruch der Dunkelheit war die 33-Jährige zu erschöpft, um weiterzugehen. Ihr Freund stieg alleine zur Adlersruhe ab, um Hilfe zu holen. Die Frau erfror währenddessen - 50 Meter unterhalb des Gipfels.

    Hätte der eisige Tod der Frau am Großglockner vermieden werden können?

    Ein schrecklicher Tod, doch wäre er vermeidbar gewesen? Klar ist: Die Bergrettung Kals und die Alpinpolizei wurden bereits früher am Samstagabend auf die Bergsteiger aufmerksam, weil andere Bergsportler Alarm schlugen. „Das war gegen acht Uhr am Abend“, sagt Peter Tembler, Ortsstellenleiter der Bergrettung Kals, zu allgaeuer-zeitung.de. Die Bergretter beobachteten das Geschehen in der Folge auch über Webcams, wie diese hier.

    Das Bild der Webcam an der Adelsruhe zum Großglockner. Das Licht der Taschenlampe des Paares ist ein Stück unterhalb des Gipfels zu sehen.
    Das Bild der Webcam an der Adelsruhe zum Großglockner. Das Licht der Taschenlampe des Paares ist ein Stück unterhalb des Gipfels zu sehen. Foto: foto.webcam.eu

    Dieses Bild einer Webcam, die mit Blick auf den Großglockner an der Adlersruhe stationiert ist, zeigt das Licht einer Taschenlampe des Paares etwas unterhalb des Gipfels. Laut Tembler habe man daraufhin Schritte eingeleitet, um herauszufinden, um wen es sich handelt. Die Einsatzkräfte fanden das Auto des Paares und versuchten sogar, die beiden telefonisch zu erreichen.

    Doch: „Sie haben auf Telefonanrufe nicht reagiert“, sagt Tembler. „Vielleicht auch deshalb, weil oben sehr starker, sturmartiger Wind wehte.“ Das Paar könnte die Kontaktversuche überhört haben, sagt der Bergretter.

    Hubschrauber entdeckte Bergsteiger am Großglockner

    Trotzdem gab die Bergwacht nicht auf. Ein nachttauglicher Polizeihubschrauber aus Salzburg wurde gerufen. Gegen 23 Uhr fand der Lichtkegel des Hubschraubers das Bergsteiger-Paar. „Die Besatzung wartete auf ein Signal der Bergsteiger. Doch sie sind langsam weitergeklettert und haben kein Zeichen gegeben, dass sie Hilfe brauchen“, sagt Tembler und erklärt weiter: „Es passiert öfter am Großglockner, dass Bergsteiger in die Nacht hinein kommen und die Tour mit Stirnlampen abschließen.“

    Der Hubschrauber hätte laut dem Ortsstellenleiter der Bergwacht Kals zwar nicht direkt eingreifen können, weil der Wind zu stark war. Aber er hätte die Einsatzkräfte am Boden informieren können, dass sich das Paar in Not befindet. Doch da das Team keine Hilfesignale von dem Paar bekam, flog der Hubschrauber zurück nach Salzburg.

    Hätte das Unglück vermieden werden können, wenn die Bergsteiger sich gerührt hätten? Tembler meint dazu: „Wir wissen es nicht. Man muss ja auch erst eine Rettungsaktion starten. Das Absetzen einer Mannschaft vom Hubschrauber aus war aufgrund des starken Windes nicht möglich. Es hätte so oder so mehrere Stunden gedauert, um zu dem Paar zu kommen.“

    Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

    Die Polizei Tirol hat nach dem Unglück am Großglockner die Ermittlungen aufgenommen. Diese richten sich auch gegen den 36-jährigen Freund der Verstorbenen. Es steht der Verdacht der fahrlässigen Tötung im Raum.

    Österreichische Medien schreiben, er habe womöglich seine „Führerpflichten“ verletzt. Der Mann sei der erfahrenere Alpinist der beiden gewesen. Christian Viehweider, Pressesprecher der Polizei Tirol, sagte unserer Redaktion zu den Ermittlungen gegen den Bergsteiger: „Das ist bei so einem Vorfall im alpinen Bereich nichts Ungewöhnliches.“

    Man müsse prüfen, ob der Mann richtig handelte, als er seine Partnerin alleine ließ um Hilfe zu holen. „Deshalb gibt es Erhebungen, Befragungen und den Bericht an die Staatsanwaltschaft“, sagt er. Erst nach Abschluss der Ermittlungen wisse man Genaueres.

    Auch Bergretter Trembler kann aktuell nur schwer einschätzen, ob sich der 36-Jährige am Großglockner richtig verhalten hat: „Ich kenne die Situation nicht, in der die beiden waren. Wenn man oben ist, den ganzen Tag lang dem Wind ausgesetzt ist und psychisch sowie physisch am Limit ist, reagiert man vielleicht nicht ganz so logisch.“

    Frau starb am Großglockner an Unterkühlung

    Fest steht in der Zwischenzeit die Todesursache der jungen Bergsteigerin: Die Frau ist erfroren. „Das vorläufige Obduktionsergebnis lautet auf Tod durch Unterkühlung“, so Polizist Viehweider.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden