Die Seilbahnbetreiber in Deutschland und Österreich stellen sich auf eine Wintersaison mit sogenannten 3G-Regeln ein. Die österreichische Regierung in Wien gab am Montag bekannt, dass Seilbahnbetreiber nur gegen Covid-19 Geimpfte, Getestete oder Genesene befördern dürfen. Abstandsregeln und Kapazitätsbeschränkungen wird es für die Skilifte dort nicht geben, eine FFP2-Maskenpflicht jedoch schon. Sollte die Auslastung der Intensivstationen mit Corona-Kranken steigen, werden die Regeln für ungeimpfte Wintersportler verschärft. "Ich bin überzeugt, dass mit diesen Rahmenbedingungen eine unbeschwerte, sichere Wintersaison in unserem Land möglich sein wird", sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger bei einer Pressekonferenz in Wien.
Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte fordert Nachbesserug
Man unterstütze diese Regeln; sie garantierten einen sicheren Wintersport und die Gäste fühlten sich besser, teilte auch der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte am Montag auf Anfrage mit. Die Kontrollpflicht sei allerdings zu strikt geregelt und in der alleinigen Verantwortung der Betreiber, kritisierte der Verband. Hier müsse nachgebessert werden.
"Wir freuen uns natürlich über das Versprechen der bayerischen Staatsregierung, dass es keinen Lockdown geben wird und die Seilbahnen mit 3G die Wintersaison gesichert planen können", sagte Verbandspräsident Matthias Stauch der Deutschen Presse-Agentur.
Die strengen Kontrollen der 3G-Regeln seien so personell und wirtschaftlich in der Praxis nicht umsetzbar, kritisierte der VDS. "Hier erwarten wir pragmatische Lösungen von der Politik, wie zum Beispiel stichprobenartige Kontrollen", erläuterte der Verband. "Und wir wünschen uns, dass die Eigenverantwortung unserer Gäste in den Mittelpunkt rückt."
Sessellifte und Schlepplifte seien keine geschlossenen Räume. Dort gelten Maskenpflicht und Abstand. Eigentlich betrachte der Verband auch Seilbahnenkabinen nicht als "geschlossenen Raum". Studien zum Aerosolverlauf zeigten, wie gut Seilbahnkabinen im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln oder etwa Büroräumen durchlüftet seien. Zudem sei die Seilbahnfahrt sehr kurz. Als erstes Skigebiet in Deutschland soll an der Zugspitze am 19. November der Wintersportbetrieb starten. (Lesen Sie auch: Skiurlaub mit Après-Ski: Bareiß hält das in Wintersaison für möglich)
Österreich hält Ausweitung der 2G-Regel für möglich
Das Thema Après-Ski in Österreich hatte für Diskussionen gesorgt. Nun sollen Ungeimpfte auch mit negativem Testergebnis keine Après-Ski-Lokale mehr besuchen dürfen, wenn die Zahl der mit Covid-19-Patienten belegten Intensivbetten auf 300 steigt, wie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sagte. Ab dieser Stufe dürfen Seilbahnen, Gastronomie und Hotels außerdem keine Selbsttests mehr akzeptieren. Ab einer Intensivauslastung von 400 Betten müssen Ungeimpfte negative PCR-Tests vorweisen. Die weniger genauen Antigentests reichen dann nicht mehr aus. Falls sich die Lage noch mehr zuspitzt, stellte die Regierung die Ausweitung der 2G-Regel - Geimpft oder Genesen - auf weitere Bereiche in den Raum. (Lesen Sie auch: "Wir sollten hier zu einer gemeinsamen Linie kommen": Spahn für einheitliche Corona-Regeln bei Veranstaltungen)
Wie an den Seilbahnen die 3G-Regel ohne langes Anstellen kontrolliert werden soll, war auch in Österreich vorerst noch unklar. An einer Lösung werde noch gearbeitet, hieß es von Österreichs Tourismusministerium. So könnte zum Beispiel der Online-Verkauf von Liftkarten an eine automatisierte Kontrolle des Corona-Status gekoppelt werden.
Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert Après-Ski während Corona
Der Nachweis gleich bei der Buchung ist auch im deutschen Skigebiet Feldberg im Schwarzwald geplant. Allerdings wollen die Liftbetreiber dort die 2G-Regel umsetzen. Für schulpflichtige Kinder reicht ein negativer Test oder der Schülerausweis, wie eine Sprecherin des Liftverbunds am Montag sagte.
Österreich will sein Image als sicheres Reiseland aufpolieren, nachdem der Corona-Ausbruch rund um den Tiroler Ski- und Partyort Ischgl 2020 für Ansteckungen quer durch Europa sorgte. Am vergangenen Freitag wurde in Wien ein Schadenersatz-Prozess gegen den Staat Österreich verhandelt. Die Kläger sind Hinterbliebene eines Corona-Toten, der in Ischgl Urlaub verbrachte.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich kritisch zu Après-Ski auch für Geimpfte geäußert. Er würde aus heutiger Sicht "eher davon abraten, unter Ischgl-ähnlichen Bedingungen zu feiern" und verwies auf Impfdurchbrüche, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag).