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Alternative zur Neuware: Telefonkunden haben wenig Interesse an Gebrauchthandys

Alternative zur Neuware

Telefonkunden haben wenig Interesse an Gebrauchthandys

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    Ein Rebuy-Beschäftigter macht ein gebrauchtes iPhone flott, damit es verkauft werden kann.
    Ein Rebuy-Beschäftigter macht ein gebrauchtes iPhone flott, damit es verkauft werden kann. Foto: -/rebuy recommerce GmbH/dpa

    Bei Deutschlands Verbraucherinnen und Verbrauchern stehen professionell aufbereitete Gebrauchthandys nicht allzu hoch im Kurs. Wie eine Vodafone-Umfrage ergab, haben hierzulande nur 25 Prozent der Befragten schon einmal so ein «refurbished» Smartphone gekauft. Gemeint sind Geräte, die vom Vorbesitzer abgegeben und nach einer technischen Generalüberholung an einen neuen Besitzer verkauft wurden; es sind in der Regel etwas ältere Gerätemodelle. In Frankreich lag der Wert in der Umfrage bei 38 Prozent und in Großbritannien bei 33 Prozent. In Schweden waren es 27 Prozent und in Spanien 28 Prozent.

    Befragt worden waren in jedem der fünf Staaten jeweils gut 1000 Menschen. Branchenexperten begründen das relativ geringe Interesse in Deutschland damit, dass es in Frankreich und Großbritannien eine stärkere Tradition zum Kauf gebrauchter Produkte gebe.

    Zweifel an der Akkuleistung oder an der Garantie hielten viele noch davon ab, sich Refurbished-Geräte anzuschaffen, sagt Michael Jungwirth aus der Vodafone-Geschäftsleitung. Doch die Studie zeige, dass solche Sorgen unbegründet seien. «Wer einmal "Wie neu" statt "Neu" kauft, bleibt meist dabei.» Der Umfrage zufolge ist das Interesse an der Gebrauchtware unter jüngeren Menschen deutlich größer als unter älteren.

    Gebrauchthandys sind nachhaltiger als Neuware

    Umweltschützer und Politiker werten Gebrauchthandys positiv, weil dadurch weniger Elektromüll entsteht und die in dem Handy enthaltenen Rohstoffe länger genutzt werden - diese Art von Technikkonsum ist somit nachhaltiger. Doch nur knapp zwei Drittel der Verbraucher (64 Prozent) in Deutschland wissen der Umfrage zufolge überhaupt, dass es solche professionell aufbereiteten Gebrauchthandys gibt. Jeder Zweite behält sein altes Handy erst einmal in der Schublade - als Reserve, die er meistens doch nicht braucht.

    Zu den Anbietern von Refurbished-Smartphones gehören Firmen wie Janado aus Düsseldorf und Rebuy aus Berlin. Sie kaufen gebrauchte Handys und bereiten sie technisch auf, um sie wieder zu verkaufen. Rebuy-Chef Philipp Gattner berichtet der dpa von anziehenden Geschäften: In den ersten acht Monaten des Jahres 2025 habe sich der Umsatz mit Refurbished-Smartphones um einen niedrigen zweistelligen Prozentwert erhöht. Rebuy verkauft auch Laptops, Tablets, Kameras, Bücher und Computerspiele.

    Der Firmenumsatz werde sich in diesem Jahr von zuvor 222 Millionen auf schätzungsweise 240 Millionen Euro erhöhen. Angaben zum Gewinn machte Gattner nicht. Man sei profitabel. In den nächsten Jahren rechnet er mit weiteren Zuwächsen, da die Aspekte Preisersparnis und Nachhaltigkeit in der Gesellschaft wichtiger würden. «Die Menschen stehen Gebrauchtprodukten grundsätzlich offener gegenüber und die Qualität der Ware steigt.»

    Niedriger Preis als Verkaufsargument

    Der Vodafone-Umfrage zufolge ist den Verbrauchern der Preisvorteil besonders wichtig: Zwei Drittel der Befragten nannten diesen als Kaufmotiv. Je nach Alter und Zustand des Geräts ist es deutlich billiger als Neuware. Umweltschutz nannte knapp jeder Zweite als Kaufmotiv. Von den Befragten, die das Thema kennen und trotzdem noch kein Refurbished-Handys gekauft haben, äußerte grob gesagt jeder Zweite Zweifel an der Leistung oder Funktionalität sowie an der Garantie.

    Rebuy-Chef Gattner tritt solchen Bedenken entgegen. Zum einen gewähre seine Firma eine dreijährige Garantie. Außerdem sei die eingesetzte Prüf- und Reparaturtechnik verbessert worden. Die gebrauchten Geräte werden unter die Lupe genommen und Batterie, Display und andere Bauteile gegebenenfalls ausgetauscht. Durch das «Recht auf Reparatur», das in Europa schrittweise mit verschiedenen Vorschriften eingeführt wird, werde die Elektronik leichter zu erneuern sein, sagt Gattner. Bauteile würden zukünftig nicht mehr so verklebt sein wie früher und Ersatzteile leichter verfügbar sein.

    Überschaubares Angebot der Netzbetreiber

    Die Mobilfunk-Netzbetreiber, die auch Handys verkaufen, haben das Thema Refurbished etwas in den Blick genommen. Vodafone möchte bald mit dem Online-Verkauf von Refurbished-Smartphones beginnen, die Konkurrenten O2 und Deutsche Telekom tun das bereits. Bislang ist deren Angebot aber übersichtlich.

    Umweltschützer sehen die Verkaufsbemühungen der Mobilfunker kritisch. Viola Wohlgemuth von der Organisation Exit Plastik weist darauf hin, dass die Unternehmen ihr Geschäftsmodell auch auf dem Verkauf von Neuware aufbauten und mit Werbung für neue Handys, die man beim Abschluss eines Mobilfunkvertrags bekommt, für die Wegwerfmentalität von Verbraucherinnen und Verbrauchern mitverantwortlich seien.

    «Es ist heuchlerisch, sich jetzt mit ein paar Refurbished-Angeboten als nachhaltig zu schmücken, nur weil plötzlich auch der Second-Hand-Markt durch die Generation der teuren Neugeräte lukrativ geworden ist», sagt Wohlgemuth. Sie spricht von einem «Nachhaltigkeit-Feigenblatt» und fordert, dass die Konzerne die Refurbished-Geräte im Handel zur ersten Option machen, anstatt sie als Nischenalternative eher zu verstecken.

    Vodafone möchte bald Refurbished-Handys verkaufen, die Telekom und O2 machen das bereits.
    Vodafone möchte bald Refurbished-Handys verkaufen, die Telekom und O2 machen das bereits. Foto: Thomas Banneyer/dpa
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