Hunde gelten als treue Begleiter im Alltag und viele Besitzer sehen sie sogar als Kinderersatz an. Die vierbeinigen Familienmitglieder sind gerne überall mit dabei. Und auch beim gemütlichen Fernsehabend zu Hause weichen einem Hunde oft nicht von der Seite. Doch das könnte nicht nur daran liegen, dass sie unsere Nähe suchen, sondern auch daran, dass die Tiere das Geschehen auf dem TV-Bildschirm aufmerksam verfolgen.
Was einige Besitzer möglicherweise bereits vermutet haben, beweist nun eine kürzlich in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Studie aus den USA: Hunde können tatsächlich aktiv fernsehen. Das heißt, sie nehmen die gezeigten Bilder und Szenen nicht nur beiläufig, sondern bewusst wahr und reagieren auch häufig dementsprechend auf das Gesehene. Doch sollte man seinen Hund überhaupt fernsehen lassen oder hält man ihn lieber von der Flimmerkiste fern?
Neue Verhaltensstudie zeigt: Hunde können aktiv fernsehen
In der Studie, die ein Forscherteam der im US-Bundesstaat Alabama beheimateten Auburn University durchgeführt hat, wurden 650 Hundehalter zum Verhalten ihrer Hunde vor dem Fernseher und in Alltagssituationen befragt. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen: Hunde sind in der Lage, Fernsehszenen aufmerksam und aktiv zu verfolgen. So können sie beispielsweise erkennen, wenn Tiere im Fernsehen gezeigt werden und reagieren darauf stärker als auf andere Bildinhalte, ob durch Bellen, Knurren, Schwanzwedeln oder aufgeregtes Hinlaufen zum Fernsehgerät. Und auch Geräusche wie das Bellen eines Hundes oder menschliche Stimmen riefen besonders deutliche Reaktionen unter den Vierbeinern vor.
Wie die Forscher herausfanden, spielen die Rasse, das Alter oder Geschlecht keine Rolle dabei, welches Verhalten der Hund vor dem Fernseher an den Tag legt. Das individuelle Temperament eines Hundes hat hingegen einen entscheidenden Einfluss auf seine Reaktionen. So neigen leicht erregbare Tiere eher dazu, Bewegungen auf dem Bildschirm so zu verfolgen, wie sie es auch in der realen Umgebung tun würden. Ängstliche Hunde reagieren dagegen eher auf Objekte wie Autos und Geräusche wie das Klingeln an der Tür.
Wie die Forschergruppe selbst einräumt, ist die Aussagekraft der Studie allerdings begrenzt, denn sie bezieht nur Hunde ein, die ohnehin Interesse an Fernsehbildern zeigen. Sie lässt dabei diejenigen außen vor, die nicht mit sichtbarem Verhalten auf das Geschehen im TV reagieren. Zudem stützt sich die Untersuchung nicht auf objektive Verhaltensanalysen, sondern nur auf die subjektiven Einschätzungen der Hundebesitzer. Dennoch liefert die US-Studie erste Anhaltspunkte dafür, wie Hunde mit Fernsehinhalten umgehen.
Dürfen Hunde fernsehen oder sollte man es ihnen lieber verbieten?
Aber ist es überhaupt empfehlenswert, den eigenen Hund fernsehen zu lassen? Grundsätzlich muss man Hunde nicht vom TV-Gerät fernhalten. Allerdings rät Hundepsychologe Peter Bödege im Interview mit dem Radiosender SWR3 dazu, den Vierbeiner nicht länger als 15 Minuten am Tag fernsehen zu lassen. Außerdem sollten Hundebesitzer genau darauf achten, wie das Haustier auf das Fernsehprogramm reagiert. „Es gibt Hunde, die sind dann total nervös, wenn sie zum Beispiel meinen, da kann man was jagen. Das wäre dann natürlich nicht gut, wenn man den Hund damit allein lässt“, betont der Experte.
Und auch die Forschergruppe der Auburn University empfiehlt auf Basis ihrer Studienergebnisse, dass Hundebesitzer die Persönlichkeit ihres Haustiers gut kennen sollten, ehe sie ihnen das Fernsehen erlauben. Eine geeignete Programmauswahl könne nach Ansicht der Wissenschaftler aber durchaus positiv zur Beschäftigung des Hundes beitragen.
Übrigens: Erfahrene Besitzer können die Verhaltensweisen ihres Hundes in der Regel gut einschätzen. Wer unsicher ist, ob sich das eigene Tier in einem bestimmten Moment wohlfühlt, kann an sechs verschiedenen Anzeichen festmachen, ob sein Hund glücklich ist.
Welches Fernsehprogramm ist für den eigenen Hund am besten geeignet?
Welche Fernsehinhalte dem eigenen Tier besonders gefallen, hängt laut dem Hundepsychologen Bödege ganz von den individuellen Vorlieben des Hundes ab. „Hunden, die gerne mit Bällen spielen, kann man auch ein Fußballspiel anbieten, wo sie dann dem Ball hinterhergucken können. Andere Hunde sind eher interessiert an Naturdokus, an Vögeln, Artgenossen und solchen Geschichten“, erläutert er im Gespräch mit SWR3. Genau darauf setzt auch der US-Bezahlsender DOGTV, dessen Fernsehprogramm laut eigenen Angaben mit Tier- und Naturszenen, Alltagsgeräuschen und beruhigender Musik speziell auf Hunde-Zuschauer ausgerichtet ist.
Komplexere Inhalte kann der Vierbeiner laut Bödege beim Fernsehen allerdings nicht begreifen. Wenn also im TV-Krimi eine Person ermordet wird, müsse man sich als Besitzer keine Sorgen machen, dass diese Szene den Hund ängstigen oder verstören könnte – außer, man reagiert selbst mit einer starken Emotion auf das Geschehen. „Wenn wir mit dem Hund einen Gruselfilm anschauen und uns dabei gruseln, oder bei einem Drama traurig werden, das kriegt der Hund mit“, erklärt Bödege. Hier kann man sich also merken: ein Fernsehprogramm, das einen selbst emotional aufwühlt, wird auch den Hund nicht kaltlassen.
Auch interessant: Hunde bereiten ihren Herrchen nicht nur Freude, sondern halten sie obendrein auch noch geistig fit. So hat eine Schweizer Studie gezeigt, dass Hunde die Gedächtnisleistung ihrer Besitzer verbessern können.
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