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Judentum: «Sichtbarkeit jüdischen Lebens» - Gemeinde feiert Jubiläum

Judentum

«Sichtbarkeit jüdischen Lebens» - Gemeinde feiert Jubiläum

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    Der zeremonielle Höhepunkt der Feier: Die neue Torarolle wird mit den letzten Worten vollendet. Ehrengäste dürfen dem Schreiber eine Hand auf die Schulter legen.
    Der zeremonielle Höhepunkt der Feier: Die neue Torarolle wird mit den letzten Worten vollendet. Ehrengäste dürfen dem Schreiber eine Hand auf die Schulter legen. Foto: Boris Roessler/dpa

    Mit schwungvoller Musik, ausgelassenen Tänzen und einer nächtlichen Prozession, aber auch begleitet von starken Sicherheitsvorkehrungen hat die jüdische Gemeinde in Hanau den 20. Jahrestag ihrer Wiedergründung gefeiert. Im Mittelpunkt eines Festakts und der anschließenden Prozession stand eine neue Torarolle mit den heiligen Schriften des Judentums, die zu diesem Anlass eingeweiht und zur Synagoge gebracht wurde.

    «Jetzt erst recht»

    Die jüdische Gemeinde in Hanau habe sich inmitten eines wachsenden Antisemitismus bewusst für eine Feier in einem öffentlichen Rahmen entschieden, erklärte Geschäftsführer Oliver Dainow. «Wir werden nicht zulassen, dass die Sichtbarkeit jüdischen Lebens verschwindet», betonte er vor rund 300 jüdischen und nicht-jüdischen Gästen im Veranstaltungszentrum Conress Park Hanau. Es sei eine Haltung des Trotzes: «Jetzt erst recht.»

    Der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) rief zu einem entschiedenen Vorgehen gegen Antisemitismus auf. «Angriffe auf jüdisches Leben sind Angriffe auf die Demokratie und unser Miteinander», sagte er.

    Prozessionsweg mit Streifenwagen und Bussen geschützt

    Nach der Feierstunde zog eine von fröhlicher Musik begleitete Prozession durch leere und von der Polizei mit Streifenwagen und Bussen abgesperrte Straßen vom Congress Park zur Synagoge. Die neue Torarolle wurde nach jüdischem Brauch unter einem Hochzeitsbaldachin getragen. Die Träger, darunter der Hanauer Rabbi Schimon Großberg, legten den Weg teilweise mit Tanzschritten zurück. Viele Gäste begleiteten die etwa viertelstündige Prozession.

    Zweimal zerstört und dreimal gegründet

    Die jüdische Gemeinde in Hanau zählt heute etwa 200 Mitglieder. Ihre Synagoge ist die einzige aktive im Main-Kinzig-Kreis.

    Die erste Gemeinde existierte nur wenige Jahre und wurde in den Pestpogromen um das Jahr 1350 zerstört. Die zweite wurde 1603 gegründet und bestand bis zu der Deportation der letzten Hanauer Juden durch die Nationalsozialisten im Jahr 1942. Ende der 1990er-Jahre wurde durch die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland die Basis für die spätere Wiedergründung einer jüdischen Gemeinde in der Brüder-Grimm-Stadt gelegt. Vor der Eigenständigkeit waren die Hanauer Juden Teil der jüdischen Gemeinde Offenbach.

    Spenden aus christlichen Gemeinden

    Erfreut zeigte sich die jüdische Gemeinde in Hanau über die tatkräftige Unterstützung einer katholischen und einer evangelischen Kirchengemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in ihrer Stadt. Diese haben mit Spenden die Anschaffung der neuen Torarolle, die in der Ukraine traditionell mit der Hand geschrieben wurde, und eines schmückenden Toraschildes ermöglicht.

    Die neue Torarolle und das neu erworbene Toraschild in der Hanauer Synagoge.
    Die neue Torarolle und das neu erworbene Toraschild in der Hanauer Synagoge. Foto: Michael Bauer/dpa
    Teilweise tanzend wurde die neue Torarolle über die nächtlichen Straßen von Hanau zur Synagoge getragen.
    Teilweise tanzend wurde die neue Torarolle über die nächtlichen Straßen von Hanau zur Synagoge getragen. Foto: Boris Roessler/dpa
    Die jüdische Gemeinde in Hanau feiert den 20. Jahrestag ihrer Wiedergründung. Im Mittelpunkt steht die neue Torarolle mit den heiligen Schriften des Judentums.
    Die jüdische Gemeinde in Hanau feiert den 20. Jahrestag ihrer Wiedergründung. Im Mittelpunkt steht die neue Torarolle mit den heiligen Schriften des Judentums. Foto: Boris Roessler/dpa
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