Bei Ermittlungen in einem neuen bundesweiten Missbrauchsfall hat die Polizei Münster drei Kinder als Opfer identifiziert. Sie seien 5, 10 und 12 Jahre alt, teilten die Ermittler am Samstag in Münster mit. Die Opfer werden von den zuständigen Jugendämtern betreut. Die Kinder kommen aus Münster sowie Staufenberg und Kassel in Hessen wie der Leiter der Ermittlungen, Joachim Poll, in Münster mitteilte.
Elf Tatverdächtige wurden festgenommen, gegen sieben Beschuldigte wurde Untersuchungshaft angeordnet. Es handele sich um sechs Männer und eine Frau. Der Hauptbeschuldigte sei ein 27-Jähriger aus Münster. Außerdem handele es sich um dessen Mutter aus Münster sowie um Männer aus Staufenberg, Hannover, Schorfheide, Kassel und Köln.
"Vier erwachsene Männer vergehen sich an zwei kleinen Jungs, wechselseitig und aufs Schlimmste. Es werden Gegenstände benutzt, Sie können sich es nicht vorstellen", sagte Kriminalhauptkommissar Joachim Poll am Samstag in Münster. Auf einem Video wurden sexuelle Handlungen schwerster Art an zwei Kindern in einer Gartenlaube in Münster festgehalten.
Hauptverdächtiger wegen Kinderpornografie vorbestraft
Der 27 Jahre alte Hauptverdächtige war wegen Kinderpornografie vorbestraft. Das Jugendschöffengericht in Münster habe ihn am 13. Januar 2016 zu einer zweijährigen Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt, sagte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt am Samstag. Gegenstand seien Taten von September 2010 bis September 2013 wegen Zugänglichmachens kinderpornografischer Schriften im Internet und Besitzes solcher Schriften gewesen.
Dem Mann habe die Auflage bekommen, "eine Therapie für die von ihm so weit wir wissen auch immer offen bekundeten pädophilen Neigungen fortzusetzen". Dieser Auflage sei er nach bisherigen Erkenntnissen auch nachgekommen. Eine weitere Verurteilung folgte laut Botzenhardt am 8. Juni 2017 durch das Schöffengericht Münster, bei der er eine zweijährige Gesamtfreiheitsstrafe auf Bewährung bei nahezu identischem Tatvorwurf bekommen habe. Die entsprechenden Taten hätten sich von September 2014 bis Dezember 2014 ereignet - also vor der Verurteilung vor dem Jugendschöffengericht und somit nicht während der laufenden Bewährung, betonte Botzenhardt.
Sexueller Missbrauch auf Campingplatz in Lügde
Nordrhein-Westfalen war seit Anfang 2019 wegen mehrerer Fälle von schwerem sexuellem Missbrauch von Kindern in die Schlagzeilen geraten. Auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe hatten mehrere Männer Kinder hundertfach über Jahre schwer sexuell missbraucht. Ermittlungen zu einem bundesweiten Kinderpornografie-Tauschring hatten im Oktober 2019 in Bergisch Gladbach bei Köln begonnen und erstrecken sich mittlerweile auf sämtliche Bundesländer.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte nach dem Fall Lügde das Thema Kindesmissbrauch zur Chefsache erklärt und die Arbeit der Ermittlungsbehörden in diesem Bereich verstärkt.