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Kleinkind will nicht schlafen? Ursachen und Tipps für einen ruhigen Schlaf

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Kleinkind will nicht schlafen? Ursachen und Tipps für einen ruhigen Schlaf

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    Schreien lassen ist keine Lösung: Wenn das Kleinkind nicht einschlafen will, helfen regelmäßige Rituale und viel Geduld am besten.
    Schreien lassen ist keine Lösung: Wenn das Kleinkind nicht einschlafen will, helfen regelmäßige Rituale und viel Geduld am besten. Foto: redpepper82, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Schlaflosigkeit bei Kleinkindern bringt viele Eltern an ihre Grenzen. Wenn das Einschlafen zur Geduldsprobe wird, das Kind nachts immer wieder aufwacht und scheinbar nichts hilft, wächst die Verzweiflung. Dieser Artikel erklärt, warum Kleinkinder oft schlecht schlafen, welche Ursachen hinter den Schlafproblemen stecken können und warum Methoden wie „Schreien lassen“ keine gute Idee sind. Zudem werden fünf hilfreiche Tipps aufgeführt, die beim Einschlafen helfen können.

    Warum ist ein guter Schlaf für Kinder besonders wichtig?

    Ein erholsamer Schlaf ist nicht nur für Erwachsene elementar, um am nächsten Tag fit zu sein. Besonders für Kinder ist ausreichender Schlaf von besonderer Bedeutung. Im Schlaf werden nämlich zahlreiche Funktionen für ihre körperliche und geistige Entwicklung erfüllt. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) erklärt, dass Kinder im Schlaf das am Tag Erlebte verarbeiten und aber auch Neues erlernen. Das ist auch ein Grund dafür, warum Kinder in der Regel deutlich mehr Schlaf benötigen als Erwachsene. Während des Schlafs durchlaufen Kinder verschiedene Schlafphasen, die jeweils unterschiedliche Aufgaben erfüllen:

    • Im REM-Schlaf (Rapid Eye Movement), einer Phase, in der das Gehirn besonders aktiv ist, findet vor allem die emotionale Gedächtnisbildung statt. Kinder verarbeiten hier Gefühle und Eindrücke, was für ihre emotionale Entwicklung und den Umgang mit neuen Situationen wichtig ist.
    • Im Tiefschlaf werden vor allem motorische Fähigkeiten und Wissen gefestigt. Das bedeutet, dass Kinder im Tiefschlaf Dinge wie Laufen, Fahrradfahren oder andere neu erlernte Fähigkeiten „abspeichern“ und festigen. Zusätzlich wird im Tiefschlaf das Wachstumshormon ausgeschüttet. Ein erholsamer Schlaf ist also auch elementar für das Körperwachstum.

    Warum will mein Kind nicht einschlafen?

    Viele Eltern kennen die Situation nur zu gut: Das Kind liegt abends im Bett, wirkt eigentlich müde, möchte aber partout nicht einschlafen. Manchmal vergehen dabei sogar Stunden, bis endlich Ruhe einkehrt. Für Eltern kann das sehr anstrengend und belastend sein – besonders, wenn sich die Einschlafprobleme über längere Zeit hinziehen und die ganze Familie darunter leidet. Einschlafschwierigkeiten bei Kindern sind jedoch keineswegs ungewöhnlich. Es ist völlig normal, dass es Kindern hin und wieder schwerfällt, abends schnell zur Ruhe zu kommen.

    Wenn das Einschlafen jedoch regelmäßig Probleme bereitet, können laut dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit ungünstige Schlafgewohnheiten eine Rolle spielen. Manche Kinder gewöhnen sich beispielsweise daran, nur einzuschlafen, wenn sie durch die Wohnung getragen, im Auto herumgefahren oder im Kinderwagen spazieren gefahren werden. Solche Einschlafhilfen können sich schnell festigen, sodass das Kind sie immer wieder braucht, um einschlafen zu können. Das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit rät zwar nicht grundsätzlich davon ab, diese Hilfen gelegentlich einzusetzen. Entscheidend ist jedoch, wie häufig und wie lange solche Einschlafrituale verwendet werden. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern eine Einschlafroutine finden, die sie dauerhaft beibehalten können und die dem Kind hilft, selbstständig einzuschlafen.

    Warum will mein Kind nicht durchschlafen?

    Auch Durchschlafstörungen sind bei Kindern völlig normal. Laut dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit können knapp ein Viertel nicht durchschlafen. Im Vergleich zu Erwachsenen, die oft sechs oder mehr Stunden am Stück schlafen können, ohne aufzuwachen, ist die Schlafstruktur von Kindern ganz anders aufgebaut. Wie die DGSM erklärt, haben Kleinkinder noch einen ganz eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus. Besonders bei Neugeborenen ist es üblich, dass sie mehrmals in der Nacht aufwachen, weil ihr Schlafzyklus nur etwa 45 bis 60 Minuten dauert. Bis sich ein stabiler Rhythmus entwickelt, können manchmal auch mehrere Jahre vergehen. Im Laufe der Kindheit verändert sich auch die Schlafdauer: Während Zweijährige noch bis zu 13 Stunden am Tag schlafen, benötigen Sechsjährige meist nur noch etwa elf Stunden – wobei der individuelle Schlafbedarf natürlich von Kind zu Kind unterschiedlich sein kann. Wenn Ihr Kind nachts häufiger aufwacht oder abends lange nicht müde wird, kann das also auch daran liegen, dass sich der Schlafbedarf verändert hat. In manchen Fällen braucht Ihr Kind vielleicht keinen Mittagsschlaf mehr oder sollte tagsüber weniger schlafen, damit es abends besser zur Ruhe kommt. 

    Gründe für Schlafstörungen bei Kleinkindern

    Einschlaf- und Durchschlafstörungen bei Kleinkindern sind für viele Familien eine echte Herausforderung. Oft sind es laut dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit gar keine ernsten Ursachen, die dahinterstecken: Nach einem besonders aufregenden Tag, an dem Ihr Kind viele neue Eindrücke gesammelt hat, fällt es ihm manchmal schwer, zur Ruhe zu kommen. Vielleicht hat es im Kindergarten etwas Spannendes erlebt, ein neues Spiel ausprobiert oder war auf einen Kindergeburtstag eingeladen. All diese Erlebnisse müssen im Kopf erst verarbeitet werden, bevor der Schlaf kommen kann. Auch größere Veränderungen im Leben, wie die Geburt eines Geschwisterchens, ein Umzug oder der Start in die Kita, können für kleine Kinder eine emotionale Belastung sein und sich auf den Schlaf auswirken. Hinzu kommen alltägliche Stressfaktoren, wie Streit oder Sorgen, die das Einschlafen erschweren können. Die DGSM nennt außerdem folgende Faktoren, die Schlafstörungen bei Kleinkindern begünstigen können:

    • Hoher Medienkonsum: Zu viel Zeit vor dem Fernseher, Tablet oder Smartphone kann das kindliche Schlafverhalten negativ beeinflussen. Die DGSM empfiehlt, dass zweijährige Kinder höchstens 20 Minuten und Kinder bis fünf Jahre maximal 30 Minuten am Tag Bildschirmmedien nutzen sollten – am besten jedoch gar nicht. Besonders wichtig ist dabei, dass Eltern ein gutes Vorbild sind, denn Kinder orientieren sich stark am Verhalten der Erwachsenen. Auch sollte Fernsehen niemals als Belohnung oder zur Beruhigung eingesetzt werden, da sich das Kind sonst daran gewöhnt und Medien zur Voraussetzung für Entspannung oder gutes Verhalten werden könnten.
    • Albträume: Ein weiterer häufiger Grund für Schlafprobleme sind Albträume. Diese treten besonders oft zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr auf. Kinder können dadurch eine Angst vor dem Zubettgehen entwickeln, was wiederum zu Tagesschläfrigkeit und Verhaltensproblemen führen kann.
    • Nachtschreck: Auch der sogenannte Nachtschreck tritt bei vielen Kleinkindern auf. Dabei wachen die Kinder plötzlich schreiend und oft mit Angst, Herzrasen, schneller Atmung, geröteter Haut und starkem Schwitzen auf. Bis zu 35 Prozent der Kleinkinder sind davon betroffen, meist ist das Phänomen jedoch harmlos und verschwindet mit zunehmendem Alter wieder.
    • Obstruktive Schlafapnoe: In seltenen Fällen stecken körperliche Ursachen wie die obstruktive Schlafapnoe hinter den Schlafstörungen. Dabei kommt es nachts zu kurzen Atemaussetzern, die sich bei Kleinkindern durch Symptome wie lautes Schnarchen, ungewöhnliche Schlafpositionen, Untergewicht oder auch sprachliche Entwicklungsverzögerungen äußern können. Solche Ursachen sind jedoch eher selten und betreffen nur etwa 5 Prozent der Kinder.

    5 Tipps, um Kleinkinder zum Schlafen zu bringen

    Geduld ist wohl der wichtigste Schlüssel, wenn es darum geht, Kleinkinder beim Ein- und Durchschlafen zu unterstützen. Manche Kinder gewöhnen sich schnell an neue Schlafgewohnheiten, bei anderen dauert es deutlich länger. Veränderungen im Schlafverhalten brauchen Zeit, um sich zu festigen, und Rückschläge gehören dazu. Eltern sollten sich deshalb nicht entmutigen lassen, wenn es nicht sofort klappt oder wenn das Kind zwischendurch wieder Schwierigkeiten hat. Die folgenden fünf Tipps können dabei helfen, das Einschlafen und Durchschlafen für Ihr Kind entspannter zu gestalten:

    1. Feste Rituale und regelmäßige Abläufe: Regelmäßige Zubettgehen- und Aufstehzeiten verhelfen nicht nur Erwachsenen zu einem erholsamen Schlaf. Auch Kleinkinder brauchen feste Zeiten, um einen gesunden Schlafrhythmus zu finden. Wichtig ist dabei laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), auf die Müdigkeitssignale des Kindes zu achten und es erst dann schlafen zu legen, wenn es wirklich müde ist. Dazu können auch abendliche Einschlafrituale, wie Vorlesen, ein Gute-Nacht-Lied oder das Lieblings-Kuscheltier beim Einschlafen helfen.
    2. Angenehme Schlafumgebung schaffen: Das Schlafzimmer sollte ruhig, dunkel und weder zu warm noch zu kalt sein. Helles Licht und laute Geräusche können laut DGKJ nämlich das Einschlafen erschweren.
    3. Viel Bewegung und Tageslicht: Auch ausreichend Bewegung draußen an der frischen Luft können der DGSM zufolge einen besseren Schlaf fördern.
    4. Schrittweise an neue Schlafgewohnheiten heranführen: Möchte das Kind nicht allein oder nicht im eigenen Bett schlafen, kann es helfen, sich zunächst neben das Bett zu setzen, statt sich mit hineinzulegen. Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit rät, das Kind sanft zu begleiten, zum Beispiel durch Händchenhalten, aber dennoch konsequent zu bleiben.
    5. Schlafenszeit positiv gestalten: Für viele Kinder ist es nicht immer leicht, abends ins Bett zu gehen. Oft möchten sie noch weiterspielen oder sind einfach noch nicht bereit, den Tag zu beenden. Die Schlafenszeit sollte jedoch keinesfalls als Zwang oder gar als Strafe empfunden werden. Schöne Rituale, wie ein Lied singen, Musik oder eine Einschlafgeschichte, können laut DGKJ dabei helfen, das Schlafengehen angenehmer für Kinder zu gestalten.

    Das Kind schreien lassen – warum diese Methode mehr schadet als bringt

    Kinder beim Einschlafen schreien zu lassen oder sogar das Schlafzimmer dabei abzuschließen, wie es die amerikanische Ärztin Lisa Selina Davis in der New York Times empfiehlt, ist keinesfalls sinnvoll und wird von Fachleuten ausdrücklich abgelehnt. Solche Methoden können gravierende Folgen für die kindliche Psyche haben. Der Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch warnt im Interview mit Focus eindringlich davor: „Wenn man die Kinder schreien lässt, dann verankert sich bei ihnen das Gefühl ‚ich bin alleine, ich bin in Ohnmacht, ich bin in Panik, ich bin hier ausgeliefert und niemand kommt, ich werde sterben, weil ich ohne Hilfe nicht überleben kann‘. Und dieses Gefühl von Panik und Ohnmacht ist nicht aushaltbar für die Babys. Deshalb dissoziieren sie, schalten ab. Und dann spüren die Kinder keine Angst mehr, keine Panik, keinen Hunger, keinen Durst mehr, gar nichts – sie melden sich gar nicht mehr.“ Die Folgen können weitreichend sein: Nicht nur die Bindung zwischen Eltern und Kind leidet, sondern es kann auch das Risiko für psychische Traumata im Erwachsenenalter steigern. Darüber hinaus wird beim Schreien übermäßig viel Stresshormon ausgeschüttet, was dem kindlichen Gehirn schaden kann. 

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