Nach einem Angriff im elsässischen Mulhouse mit einem Toten und mehreren Verletzten hat die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Das teilte die Behörde mit. Der Täter habe mehrere Angestellte des Rathauses, die für die Parkplatzüberwachung zuständig sind, angegriffen und dabei „Allahu Akbar“ (etwa „Gott ist am größten“ auf Arabisch) gerufen. Er war mit einem Messer und einem Schraubenzieher bewaffnet, teilen die Behörden mit.
Frankreichs Innenminister: Täter war mit Messer und Schraubenzieher bewaffnet
Ein Passant wurde von dem Mann ebenfalls angegriffen. Er starb. Ob der getötete Passant wie von den Ermittlern dargestellt eingeschritten sei oder sich zufällig in der Bahn des Angreifers befunden habe, sei noch unklar, sagte Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau. Anfangs war die Rede von drei Verletzten gewesen. Wie die tagesschau am Sonntagnachmittag vermeldete, spricht die Anti-Terrorstaatsanwaltschaft von sieben verletzten Menschen in der 100.000-Einwohner-Stadt nahe der Grenze zu Baden-Württemberg. Demnach handelt es sich um fünf Polizisten und zwei städtische Angestellte der Parkraumüberwachung.
Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und befindet sich in Polizeigewahrsam. Nach ersten Polizeiangaben soll die Tatwaffe ein Messer gewesen sein. Der Mann ist laut Innenministerium ein 37-jähriger, ausreisepflichtiger Algerier. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Tötung und versuchter Tötung mit Terrorbezug. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Verweis auf einen Staatsanwalt, dass der Mann in einer Kartei zur Terrorismusprävention gelistet sei.
Messerattacke in Mulhouse: „Der Horror hat unsere Stadt ergriffen“
Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau begab sich noch am Abend nach Mulhouse (Mülhausen). Er kündigte an, Rechtsänderungen prüfen zu wollen. Der mutmaßliche Täter sei wegen Terrorverherrlichung verurteilt worden und habe psychische Probleme gehabt. Er sei irregulär in Frankreich gewesen, aber in Freiheit. „Der islamistische Terrorismus hat zugeschlagen“, sagte Retailleau im Sender TF1. „Und ich füge hinzu, dass ein weiteres Mal die Migrations-Unordnung Ursache dieses Terroraktes ist.“ Retailleau sprach sich dafür aus, verurteilte und „sehr gefährliche“ Menschen, die nicht aus dem Land gebracht werden könnten, in Abschiebehaft zu bringen.
Der Minister erhob zugleich Vorwürfe gegen Algerien. Das Land habe den mutmaßlichen Täter nicht zurückgenommen. Zehnmal hätten seine Leute das algerische Konsulat kontaktiert, immer ohne Erfolg. Man müsse nun einen anderen Gang einlegen und an Themen wie Visa oder auch visafreie Einreisen für Menschen aus Algerien rangehen. Auch Personal der Anti-Terror-Staatsanwaltschaft wurde noch am Abend vor Ort erwartet. Bürgermeisterin Michèle Lutz schrieb auf Facebook: „Der Horror hat unsere Stadt ergriffen.“ Den Opfern und ihren Angehörigen sprach sie ihr Mitgefühl aus.
Macron nach Tat in Mulhouse: „Keinen Zweifel an einer islamistischen Terrortat“
Von der Polizei hatte es zunächst geheißen, ein Mann habe bei einem Markt mehrere Menschen angegriffen und eine Person getötet, vermutlich mit einem Messer. Immer wieder hatte es in Frankreich in den vergangenen Jahren terroristische Anschläge gegeben.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron geht derweil von einer islamistischen Tat aus. „Es gibt angesichts der Äußerung des Terroristen also keinen Zweifel an einer islamistischen Terrortat“, sagte Macron in einem Videostatement. Der Präsident sprach der Familie des Todesopfers sein Beileid aus. Zugleich sagte Macron, er und die Regierung seien entschlossen, weiterhin darauf hinzuarbeiten, den Terrorismus in Frankreich auszuradieren. (mit dpa)
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