Der neue Intendant der Hamburgischen Staatsoper, Tobias Kratzer, ist «Regisseur des Jahres». Geehrt werde er «insbesondere für seine Lesart von Wagners "Rheingold" an der Bayerischen Staatsoper», teilte das Fachmagazin «Opernwelt» mit.
«So sehr sich die Geister an seinen Inszenierungen auch scheiden – eines waren und sind die Arbeiten dieses Regisseurs nie: langweilig», heißt es in der Begründung. «Tobias Kratzer scheint über ein wahres Füllhorn an Ideen zu verfügen, manchmal schüttet er dessen Inhalt so freigebig auf den Bühnenboden, dass man heftig ins Schlingern gerät ob der zum Teil bizarren Bilder- und Gedankenflut, die sich da ausbreitet. (…) Das Metaphysische ist seine Sache nicht. Ihn interessiert das Menschliche, Allzumenschliche – und wie dieses in einem realen oder fiktiven Heute ,funktioniert‘ sprich: welche Härten des Einzelschicksals daraus womöglich resultieren.»
Mit seiner Mischung aus jugendlichem Schalk und sehr erwachsenem Denken habe er es längst in die Riege der begehrtesten Regisseure geschafft und nun auch auf den Posten des Intendanten der Hamburgischen Staatsoper. «Für Spannung ist weiterhin gesorgt.»
Saisonstart mit weltlichem Oratorium
Mit der Inszenierung von «Das Paradies und die Peri» von Robert Schumann starten Kratzer und Generalmusikdirektor Omer Meir Wellber am Samstag in ihre erste Spielzeit an der Hamburgischen Staatsoper. Das Eröffnungswerk ist dabei keine klassische Oper, sondern ein weltliches Oratorium (1843), ein Konzertstück mit Solisten und Chor. Es erzählt von dem Halb-Engel Peri, der in die Welt geworfen wurde und nun gerne wieder zurück in den Himmel möchte. Kratzer will anhand der Inszenierung von der Bedeutung der Kunst in einer Welt voller Krisen erzählen.
Zum Opernhaus des Jahres wurde das Opernhaus Zürich gewählt. Das Haus wurde zuletzt von Andreas Homoki geleitet. Mit der neuen Saison übernimmt Matthias Schulz, der frühere Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, ist in der Umfrage zum achten Mal zum Dirigenten des Jahres gewählt worden.
Zürich ist Opernhaus des Jahres
Zur Sängerin des Jahres sei Eleonora Buratto gewählt worden für ihre «Madama Butterfly» im Festspielhaus Baden-Baden, hieß es in der Mitteilung. Sänger des Jahres ist nach Meinung der Kritikerinnen und Kritiker Bogdan Volkov. Geehrt wird er «für seine Energieleistung» in «Der Idiot» bei den Salzburger Festspielen 2024. Die Inszenierung erhalte auch den Titel Aufführung des Jahres.
Das Fachmagazin «Opernwelt» befragt jährlich Kritikerinnen und Kritiker, Details zur genauen Stimmverteilung wurden vorab nicht mitgeteilt. Befragt werden die Expertinnen und Experten zu etlichen Kategorien.
Der Chor des Jahres zum Beispiel stammt der Umfrage zufolge von der Komischen Oper Berlin. Den Titel «Orchester des Jahres» würden sich die Meininger Hofkapelle, das Frankfurter Opern- und Museumsorchester und das Bayerische Staatsorchester teilen. Nachwuchskünstlerin des Jahres sei die Sopranistin Anna Nekhames von der Oper Frankfurt.
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