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Mann im Schamanen-Kostüm ist Verschwörungstheoretiker und Trump-Anhänger

Sturm aufs Kapitol

Wer ist der Mann im Schamanen-Kostüm?

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    Der Mann im Schamanen-Kostüm beim Sturm aufs Kapitol fiel immer wieder als Unterstützer von US-Präsident Donald Trump auf und verbreitete rechte Verschwörungstheorien.
    Der Mann im Schamanen-Kostüm beim Sturm aufs Kapitol fiel immer wieder als Unterstützer von US-Präsident Donald Trump auf und verbreitete rechte Verschwörungstheorien. Foto: Manuel Balce Ceneta

    Die Ereignisse in Washington, wo Demonstranten vorübergehend in das US-Kapitol eingedrungen sind, beschäftigen viele Menschen in den sozialen Netzwerken. Eine These, die zum Beispiel auf Facebook verbreitet wird, lautet: Unter den Eindringlingen sollen auch Anhänger der "Black Lives Matter"-Bewegung und der "Antifa" gewesen sein. Als Belege werden ältere Aufnahmen eines Mannes gezeigt, der unter den Randalierern war.

    Allerdings gibt es keine Belege, dass der Mann der "Black Lives Matter"-Bewegung oder antifaschistischen Gruppen anhängt. Tatsächlich ist er in der Vergangenheit immer wieder als Unterstützer von US-Präsident Donald Trump aufgefallen und verbreitete rechte Verschwörungstheorien. Symbole und Transparente anderer Eindringlinge stammen ebenfalls aus dem Lager der Trump-Anhänger.

    Mann im Schamanen Köstum - das sind die Fakten

    Am 6. Januar 2020 hielt US-Präsident Donald Trump eine Kundgebung in der Hauptstadt Washington ab, bei der er seine Anhänger aufrief, zum nahe gelegenen Kapitol zu ziehen. Dort sollte an diesem Tag Senat und Repräsentantenhaus das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl und damit Trumps Niederlage formal bestätigen. Trump erneuerte jedoch seine Falschbehauptungen über angeblichen Wahlbetrug.

    Unterstützer des US-Präsidenten Trump versuchen eine Absperrung vor dem Kapitol zu durchbrechen. Vor der Bestätigung der Ergebnisse der US-Präsidentenwahl im US-Kongress ist es vor dem Kapitol zu Rangeleien zwischen Anhängern des abgewählten Präsidenten und Sicherheitsleuten gekommen.
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    Anhänger des Präsidenten drangen daraufhin auf die Treppen vor dem Kapitol und auch ins Gebäude vor. Dabei zerstörten sie Fenster und Türen. Abgeordnete und Mitarbeiter flüchteten oder verschanzten sich. Vier Menschen kamen bei den Geschehnissen Polizeiangaben zufolge ums Leben (Stand 7. Januar.).

    In den sozialen Netzwerken werden seitdem Behauptungen verbreitet, wonach Anhänger der "Black Lives Matter"-Bewegung sowie "#Antifa - Demokraten" (sic!) unter den Eindringlingen waren. Als Beleg wird unter anderem das Foto eines Mannes gezeigt, der sich als Schamane verkleidet hatte. Auf einem weiteren Foto soll dieser Mann in gleicher Verkleidung bei einer früheren "Black Lives Matter"-Kundgebung gegen Rassismus und Polizeigewalt zu sehen sein.

    Foto zeigt Mann im Schamanen-Kostüm mit einem Schild mit der Aufschrift "Q sent me" ("Q hat mich geschickt")

    Das Foto geht zurück auf einen Tweet eines Nutzers namens Brett Lewis, der darauf hinwies, dass der Mann im Schamanen-Kostüm auch im Juni bei einer "Black Lives Matter"-Veranstaltung in Tempe im Bundestaat Arizona aufgetaucht war. Im Bildhintergrund ist ein Schild zu sehen, auf dem "Fuck da Police" steht. Der Mann trägt ein Schild mit der Aufschrift "Q sent me" ("Q hat mich geschickt").

    Phoenix: Ein QAnon-Anhänger spricht während eines Protests von Trump-Unterstützern.
    Phoenix: Ein QAnon-Anhänger spricht während eines Protests von Trump-Unterstützern. Foto: Dario Lopez-Mills, AP, dpa

    Andere Twitter-Nutzer verbreiteten Screenshots, auf denen der Bildausschnitt so gewählt ist, dass das Schild des Mannes nicht zu sehen ist. So entsteht der Eindruck, der Mann im Schamanen-Kostüm vertrete die polizeikritische Botschaft im Hintergrund.

    Lewis löschte seinen Tweet mit dem Foto später und wies andere Nutzer darauf hin, dass durch den gewählten Bildausschnitt die Aussage verfälscht wurde. Der gesamte Bildausschnitt legt tatsächlich nahe, dass der kostümierte Mann als Gegendemonstrant in Tempe war und Anhänger der rechten "QAnon"-Verschwörungstheorie ist. Im Mai 2020 war er am Rande eines Besuchs von US-Präsident Donald Trump in der Stadt Phoenix in Arizona und drückte dort seine Unterstützung für Trump sowie für "Q" aus.

    Das steckt hinter "QAnon"-Verschwörungstheorie

    "Q" ist innerhalb der rechten "QAnon"-Verschwörungstheorie, so die unbelegte Behauptung, ein anonymer Insider in höchsten politischen Kreisen. Die Verschwörungstheorie hat ihren Ursprung in Internetforen und beruht auf kryptischen Botschaften des angeblichen Insiders.

    Anhänger glauben etwa, dass der noch amtierende US-Präsident Trump einen geheimen Kampf gegen einen "tiefen Staat" ("Deep State") führt und angeblichen systematischen Kindesmissbrauch unter anderem durch Politiker der Demokraten aufzudecken versucht. Auch Trumps Falschbehauptungen über angeblichen Wahlbetrug wurden in der Szene aufgegriffen und weitergesponnen. Das "Q" findet sich bei vielen Kundgebungen des Präsidenten auf Fahnen und Bannern.

    Die Fahne von QAnon, eienr US-Gruppierung von Verschwörungstheoretikern.
    Die Fahne von QAnon, eienr US-Gruppierung von Verschwörungstheoretikern. Foto: WITTERS

    Der als Schamane verkleidete Mann gab seinen Namen gegenüber einer Reporterin in Phoenix als Jake Angeli an. In einem mittlerweile nicht mehr abrufbaren Facebook-Profil unter diesem Namen findet sich ein Foto, das ihn im November - ohne Verkleidung - mit Trumps Anwalt Rudy Giuliani zeigt - ebenfalls in Phoenix. Zudem tauchte er in der Vergangenheit immer wieder bei Pro-Trump-Veranstaltungen auf und gilt aufgrund seines markanten Äußeren als eines der bekanntesten Gesichter der "QAnon"-Anhänger. Seine Tattoos wie der sogenannte Thorshammer und der Wotansknoten stammen aus der germanischen Mythologie und sind bei Rechtsextremen beliebt.

    Mann im Schamanen-Kostüm drang im Kaptiol bis in Sitzungssaal des Senats

    Bei den Ausschreitungen im Kapitol drang der Mann bis in den Sitzungssaal des Senats vor, wie ein Foto zeigt. Auch andere Randalierer trugen Symbole rechter und rechtsextremer Gruppen, sowie die Flagge der ehemaligen Südstaaten der USA, die als ein Symbol von Sklaverei und Rassismus gilt.

    Dafür, dass es sich bei den Randalierern um Anhänger von Donald Trump handelt, spricht auch der zeitliche Ablauf und die Bewegungsrichtung der Menschen von einer Trump-Kundgebung am Weißen Haus in Richtung Kapitol. Ein Video zeigt, wie sie sich aus Richtung der Pennsylvania Avenue auf Absperrungen vor dem Kapitol zu bewegen - so wie Trump es zuvor in seiner Rede gefordert hatte.

    Unbelegte oder falsche Behauptungen über angebliche "Antifa"-Anhänger an der Spitze der Randalierer - beziehungsweise über eine angebliche verdeckte "False-flag"-Aktion - waren unmittelbar nach den Geschehnissen am Kapitol auch von rechten Webseiten und Politikern verbreitet worden.

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