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Plündereien, Gewalt und Chaos: Partygänger randalieren in Stuttgart

Gewalt gegen Polizei

Plündereien, Gewalt und Chaos: Partygänger randalieren in Stuttgart

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    40 Geschäfte wurden in Stuttgart bei Randalen beschädigt.
    40 Geschäfte wurden in Stuttgart bei Randalen beschädigt. Foto: Christoph Schmidt, dpa

    UPDATE, 22. Juni: Keine weiteren Ausschreitungen in der Nacht zum Montag

    Nach den Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt hat es in der Nacht zum Montag keine weiteren Auseinandersetzungen mehr gegeben. Das teilte die Polizei Stuttgart mit.

    In der Nacht zum Sonntag hatte es schwere Ausschreitungen gegeben. Dutzende gewalttätige Kleingruppen hatten die Stuttgarter Innenstadt verwüstet. Während einer Kontrolle wegen eines Drogendelikts hätten sich viele Feiernde gegen die Polizisten solidarisiert. Polizeiangaben zufolge beteiligten sich bis zu 500 Personen an den Krawallen, bei denen 19 Polizisten verletzt wurden. 24 Personen wurden vorläufig festgenommen. Bei den Ausschreitungen flogen Pflastersteine auf vorbeifahrende Polizeiautos, Schaufenster wurden eingeschlagen und Geschäfte geplündert. Die betroffenen Geschäfte liegen direkt an einer zentralen Stuttgarter Einkaufsstraße.

    Randale am Samstagnacht sorgt für Entsetzen

    Bei schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei haben Hunderte Gewalttäter in der Nacht zum Sonntag die Stuttgarter Innenstadt verwüstet und mehrere Beamte verletzt. Krawallmacher schmissen Pflastersteine auf vorbeifahrende Polizeiautos, schlugen Schaufenster auf der Stuttgarter Shoppingmeile ein und plünderten Geschäfte - Schreie, Scherben und Chaos im schicken Einkaufsviertel.

    Nach Polizeiangaben beteiligten sich bis zu 500 Personen an den Krawallen. 24 wurden vorläufig festgenommen. 19 Polizisten wurden verletzt - einer davon ist nun dienstunfähig. Die Polizei sieht keine politischen Motive hinter der Gewalt, sie macht Partygänger und Krawalltouristen für die Eskalation verantwortlich.

    Die Ausschreitungen nahmen den Angaben zufolge ihren Anfang mit der Drogenkontrolle eines Jugendlichen im Schlossgarten. Die Polizei habe gegen 23.30 Uhr einen 17-jährigen Deutschen wegen eines mutmaßlichen Drogendelikts kontrolliert, berichtete Polizeivizepräsident Thomas Berger am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Rathaus. Sofort hätten sich 200 bis 300 Personen aus der örtlichen "Partyszene" mit dem Jugendlichen solidarisiert und die Beamten vor Ort mit Steinen und Flaschenwürfen angegriffen. Auf dem Schlossplatz sei die Gruppe dann auf 400 bis 500 Personen angewachsen.

    40 Geschäfte bei Randalen in Stuttgart beschädigt

    Mehrere Handy-Videos im Internet dokumentieren das Ausmaß der Gewalt. Junge Männer, viele von ihnen vermummt, ziehen randalierend durch die Einkaufsstraßen. Polizeihubschrauber fliegen über die Stadt. Bei den Ausschreitungen wurden laut Polizei 40 Geschäfte beschädigt und neun Läden geplündert. "Die Situation ist völlig außer Kontrolle", kommentierte ein Polizeisprecher am frühen Sonntag die Lage. Auf einem Videoclip ist zu sehen, wie ein vermummter Mann einem knienden Polizisten mit Anlauf und mit beiden Beinen von hinten in den Rücken springt. Der Beamte stürzt, die Zuschauer johlen.

    Insgesamt waren in der Nacht 280 Polizisten im Einsatz. Etwa 100 Beamte wurden aus der Region hinzugezogen, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Polizeivizepräsident Berger, der seit 30 Jahren Polizist ist, sagte: "Solche Szenen hat es noch nie gegeben."

    >> Hunderte Randalierer verwüsten Stuttgart: Polizei nennt erste Hintergründe <<

    Der Stuttgarter Polizeipräsident Franz Lutz sprach von einer "nie dagewesenen Dimension von offener Gewalt gegen Polizeibeamte" - und kündigte an, in den kommenden Wochen mit verstärkten Kräften in der Innenstadt unterwegs sein zu wollen. Die Ausschreitungen waren seinen Angaben nach aber nicht politisch motiviert. "Wir können aus der momentanen Sicht der Dinge eine linkspolitische oder überhaupt eine politische Motivation für diese Gewalttaten ausschließen." Von den 24 Festgenommenen sind laut Polizei 12 Deutsche und 12 Nicht-Deutsche. Sieben werden dem Haftrichter vorgeführt.

    21.06.2020, Baden-Württemberg, Stuttgart: Polizeieinheiten sammeln sich, um gegen Randalierer vorzugehen. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei haben dutzende gewalttätige Kleingruppen die Innenstadt verwüstet und mehrere Beamte verletzt. Foto: Simon Adomat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
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    Ministerpräsident Kretschmann: Brutaler Ausbruch von Gewalt

    Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach am Sonntag von einem "brutalen Ausbruch von Gewalt". "Diese Taten gegen Menschen und Sachen sind kriminelle Akte, die konsequent verfolgt und verurteilt gehören", teilte der Grünen-Politiker mit. "Die Bilder aus der Stuttgarter Innenstadt können uns nicht kalt lassen."

    Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) kündigte an, mit der vollen Härte des Rechtsstaats gegen die Randalierer vorgehen zu wollen. Am Polizeipräsidium Stuttgart sei eine 40-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet worden, das Landeskriminalamt werde die Ermittlungen unterstützen. Strobl will den Landtag am Mittwoch in einer Sondersitzung des Innenausschusses unterrichten. Die Polizei bat am Sonntag zudem Zeugen um Mithilfe bei den Ermittlungen - zur Aufklärung der Straftaten benötige man Bilder und Videos von den Straftaten und mutmaßlichen Tatverdächtigen.

    Bürgerkriegsähnliche Zustände in Stuttgart

    Der Stuttgarter City-Manager Sven Hahn zeigte sich schockiert über die nächtliche Zerstörungswut in der Innenstadt. "Die Randale und die Schäden der vergangenen Nacht treffen die Stuttgarter Innenstadt in ihrer ohnehin schon schwierigsten und härtesten Zeit seit Jahrzehnten", sagte Hahn, der Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart ist, einem Verbund aus Händlern, Gastronomen, Hoteliers und Kulturbetrieben.

    Die Ausschreitungen in der Schwabenmetropole führten am Sonntag auch zu hitzigen politischen Debatten. Sascha Binder, der Innenexperte der SPD-Landtagsfraktion, sprach von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Grünen-Politiker Cem Özdemir twitterte von "idiotischer Zerstörungsgewalt". Die Deutsche Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg, aber auch Stimmen aus CDU und AfD kritisierten etwa SPD-Bundeschefin Saskia Esken für ihre Äußerungen über einen "latenten Rassismus" bei der Polizei. "Die zunehmende Gewalt gegen unsere Polizeibeamten ist auch eine Folge der ständigen Anfeindungen der politischen Linken", sagte etwa der baden-württembergische CDU-Generalsekretär Manuel Hagel.

    Die SPD-Chefin selbst kritisierte am Sonntag auf Twitter die "sinnlose, blindwütige Randale" in Stuttgart. Die Gewalttäter müssten und hart bestraft werden. "Unbegreiflich, wie die Situation derart eskalieren konnte."

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