Beim zweiten TV-Triell der Kanzlerkandidaten am Sonntagabend versuchten alle drei, noch nicht überzeugte Wähler für sich zu gewinnen (Lesen Sie hier unsere Analyse und hier unseren Faktencheck). Der Fernseh-Schlagabtausch zwei Wochen vor der BUndestagswahl 2021 begann entsprechend hitzig. Hier Pressestimmen und Reaktionen zum zweiten TV-Triell bei ARD und ZDF.
"Nach dem Triell ist klar: Scholz stellt schon jetzt jene unangemessene Dickfelligkeit zur Schau, die Angela Merkel (CDU) erst nach vielen Jahren im Kanzleramt entwickelt hat. Baerbock fällt zurück in alte grüne Verbotsfantasien. Und Laschet fehlen ohnehin die zündenden Ideen für einen Aufbruch." Welt
"Dass Laschet und Baerbock Boden auf Scholz gutmachen konnten, erscheint eher unwahrscheinlich, gab sich doch keiner der Kandidaten eine Blösse. Das müsste demjenigen helfen, der in Führung liegt, also dem Sozialdemokraten. Einen Schluss konnte man aus der Sendung auf jeden Fall ziehen: Ein Land, das sich solch langweilige Debatten leisten kann, scheint keine allzu grossen Probleme zu haben." NZZ (Schweiz)
"Das Triell wird zum Duell: Die Kanzlerkandidaten Laschet und Scholz attackieren sich heftig. „Unredlich“ ist das Wort des Abends. Und Baerbock wirkt erstaunlich zurückhaltend." FAZ
"Das Triell ist zu Ende und Ratlosigkeit macht sich breit. Wie will man mit solchen Formaten Menschen für Politik begeistern oder auch nur zur Verklarung der Wahlentscheidungen beitragen? Die Moderation wirkte unorganisiert, permanent in Zeitnot, nicht in der Lage oder nicht willens, Themen zu gewichten." Zeit
"Armin Laschet suchte den Angriff auf Olaf Scholz, aber das verfängt vermutlich nur bei denjenigen, die ohnehin schon Union wählen. Ob sie Unentschlossene noch für Laschet einnehmen, ist unwahrscheinlich. Dieses Duell geht weitestgehend an Scholz, schlichtweg weil er den Abstand zu Laschet verteidigt. Annalena Baerbock steht dazwischen, fast schon außer Konkurrenz, denn Kanzlerin wird sie wohl nicht mehr werden." Süddeutsche
"Das zweite von drei TV-Triellen in diesem Wahlkampf war schneller, härter und aggressiver als die erste Fernseh-Debatte. Das lag auch daran, dass der Wahlkampf insgesamt an Schärfe und Dynamik zugelegt hat. Vor allem Union und SPD fallen inzwischen verbal übereinander her – insbesondere in den sozialen Netzwerken. Alle drei Kandidaten sind in die Mangel genommen worden. Am Ende ging der Punkt an Scholz, obwohl der SPD-Kanzlerkandidat in der ersten Hälfte des Triells in die Defensive geriet." RND
Reaktionen zum TV-Triell: Es sieht düster aus für Laschet
"Beim zweiten Triell zwischen Baerbock, Scholz und Laschet geht es hoch her. Der CDU-Kandidat versucht seinen SPD-Kontrahenten in Sachen Geldwäsche zu stellen. Baerbock setzt auf den Klimaschutz. Und Scholz zeigt sich manchmal sogar emotional." n-tv
"Zwei Wochen noch. Und das zumindest steht nach dem zweiten TV-Triell fest: Sie werden hart für Armin Laschet. Er konnte sich auch bei diesem TV-Dreikampf nicht aus seinem Tief herauskämpfen. Die Umfragen nach dem Triell sehen ihn hinter Scholz. Wenn es stimmt, dass es die letzte Chance für ihn war, wie die CSU zuvor behauptet hatte, dann sieht es ganz düster aus für ihn.." Tagesspiegel
"Und Laschet? Der brauchte den Lucky Punch – aber der kam nicht. Der Unionskanzlerkandidat griff immer wieder an, aber Scholz kam nicht aus der Deckung, merkelte sich durch. Fazit: ein scharfer Schlagabtausch, aber keiner ging zu Boden." Bild
"Zeitweise steht Annalena Baerbock im Studio E in Berlin-Adlershof minutenlang zwischen den beiden Streithähnen, das Moderatoren-Duo muss ihr zum Wort verhelfen. Gerade aber bei den Themen Klimaschutz und Digitalisierung macht sie deutlich, dass sie noch nicht aufgegeben hat. (...) Sicher ist: Laschet hat gekämpft, mit Zähnen und Klauen, so wie es sich viele in der Union schon längst gewünscht hätten. Doch als Olaf Scholz am Ende eine Gesellschaft ankündigt „in der mehr Respekt herrscht“, da macht er nicht den Eindruck, als hätte der Abend auch nur einen Kratzer bei ihm hinterlassen – von tiefen Wunden ganz zu schweigen." Augsburger Allgemeine
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