Der Wocheneinkauf ist deutlich teurer geworden. Der Preisanstieg für Lebensmittel lag zuletzt über der allgemeinen Inflationsrate. Nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes müssen Verbraucher im Jahresvergleich etwa für Obst, Zucker, Marmelade und Süßwaren rund sieben Prozent mehr bezahlen. Für einzelne Produkte ist der Preisanstieg besonders kräftig: Kaffee, Tee und Kakao etwa kosten fast ein Fünftel mehr als noch vor Jahresfrist. Aber auch bei Molkereiprodukten und Eiern sowie bei Fleisch und Fleischwaren fiel die Preiserhöhung mit rund drei Prozent spürbar aus.

Die Teuerungswelle trifft vor allem Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen überproportional stark. Sie geben anteilig mehr Geld aus ihrem Haushaltsbudget für Essen und Trinken aus - und verzichten immer öfter auf bestimmte Produkte. Wie die Lebensmittel-Zeitung berichtet, haben etwa so gut wie alle großen Schokoladenhersteller in den ersten acht Monaten des Jahres deutlich weniger verkauft: Insgesamt sank der Umsatz mit Schokowaren um 30.000 Tonnen.
Gestiegene Kosten für Energie, Rohstoffe und Bürokratie belasten die Branche
Der Handel versucht, die Umsatzrückgänge mit aggressiven Preiskämpfen abzufedern. Die Discounter Lidl und Aldi etwa ringen um die Preisführerschaft bei Butter und Käse. Zuletzt haben sie zudem den Preis für Nudeln gesenkt. Für ein Haushaltsbudget bringt das eher punktuelle Entlastungen. Ein Sinken der Preise auf breiter Front erwarten Wirtschaftsexperten nicht.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sieht zwar eine leichte Entspannung, aber kein Ende der Teuerung. „Einige Produktgruppen verzeichnen Preisrückgänge, andere bleiben teuer“, heißt es in der Herbstprognose. Haushalte mit geringem Einkommen litten weiter überproportional. „Die soziale Schere bei der Inflation hat sich weiter geöffnet“, so das DIW.
Missernten führen zu steigenden Preisen
Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) spricht von einem „anhaltend schwierigen Umfeld“. Die realen Umsätze der Hersteller seien „das dritte Jahr in Folge gesunken“. Ihre gestiegenen Kosten konnten sie demnach in den harten Verhandlungen mit dem Handel nicht vollständig weitergeben.
„Belastend sind die in Deutschland hohen Energiepreise und die gestiegenen Rohstoffkosten“, so die BVE. Zudem unterliegen Agrarprodukten Einflüssen aus der Natur. Nach Zahlen der International Cocoa Organization hat sich der Kakaopreis seit 2024 verdreifacht. Professor Stephan Rüschen von der Hochschule Heilbronn spricht von einer „nachhaltigen Preisverschiebung infolge schlechter Ernten“.
Viele müssen sparen – und bekommen weniger fürs Geld
Dennoch steht Entlastung für die Verbraucher bei den Lebensmittelpreisen in Berlin derzeit nicht auf der Agenda. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte zwar einst, die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ganz abzuschaffen. Davon ist aber keine Rede mehr. Alexander Hoffmann, der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, nannte den Vorschlag im Gespräch mit unserer Redaktion zwar „eine gute Idee“. Dass sie nicht verwirklicht wird, liege aber an CDU und SPD: „Auch wir müssen damit leben, wenn unsere Koalitionspartner zunächst auf die Maßnahmen pochen, die wir im Koalitionsvertrag zur Entlastung der Menschen vereinbart haben“, sagte Hoffmann.
Die Folge: Nach einer Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssen 39 Prozent der Verbraucher beim Einkauf sparen, bei Haushalten unter 2000 Euro netto sogar 70 Prozent. „Die Lebensmittelinflation bleibt ein reales Problem“, sagt Lisa Völkel, Referentin für Lebensmittelpolitik beim vzbv, unserer Redaktion. „Viele verzichten inzwischen auf frische und gesunde Produkte.“ Auch Shrinkflation – kleinere Packungen zum gleichen Preis – sorgt für Verdruss und laut Völkel für „Vertrauensverlust gegenüber den Herstellern“. Der Einkauf wird zur Belastungsprobe – für alle Beteiligten.
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