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Lage im Überblick: Hamas zeigt sich zu Abkommen bereit - Israel: «Leere Worte»

Lage im Überblick

Hamas zeigt sich zu Abkommen bereit - Israel: «Leere Worte»

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    Erneut fordern Demonstranten in Israel von ihrer Regierung ein Abkommen zur Beendigung des Krieges.
    Erneut fordern Demonstranten in Israel von ihrer Regierung ein Abkommen zur Beendigung des Krieges. Foto: Ilia Yefimovich/dpa

    Israel fordert die islamistische Terrororganisation Hamas zur Kapitulation auf – andernfalls werde die Stadt Gaza zerstört. Eine Mitteilung der Hamas, in der sie sich nun zu einem «umfassenden Abkommen» bereiterklärt, tat Israels Verteidigungsministerium als «leere Worte» ab. Entweder akzeptiere die Hamas Israels Bedingungen für ein Ende des Krieges - wozu die Freilassung aller Geiseln sowie die Entwaffnung der Islamisten gehört - oder die Stadt Gaza werde wie Rafah und Beit Hanun enden. Beide Städte in dem abgeriegelten Gazastreifen waren von Israels Armee zerstört worden.

    Die Hamas hatte zuvor in einer Mitteilung erklärt, sie warte weiterhin auf eine Antwort Israels auf den Vorschlag der internationalen Vermittler für eine Waffenruhe. Man sei bereit «zu einem umfassenden Abkommen, das die Freilassung aller vom Widerstand festgehaltenen feindlichen Gefangenen im Austausch gegen eine vereinbarte Anzahl palästinensischer Gefangener der Besatzung vorsieht». Die Hamas spricht bei den von ihr verschleppten Geiseln stets von Gefangenen. Man stimme zudem der Bildung einer «unabhängigen, technokratischen nationalen Verwaltung» für den Gazastreifen zu, hieß es.

    Proteste vor Netanjahus Haus

    In einer Stellungnahme des Büros des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu hieß es, bei der Mitteilung der Hamas handele es sich um nichts weiter als eine «weitere Manipulation» der Terrororganisation. Sie enthalte nichts Neues. Der Krieg könne unter den vom israelischen Kabinett beschlossenen Bedingungen sofort beendet werden. Dazu gehöre neben der Freilassung aller Geiseln und der Entwaffnung der Hamas auch die Entmilitarisierung des Gazastreifens, die israelische Sicherheitskontrolle über den Küstenstreifen und die Einrichtung einer alternativen Zivilverwaltung, die weder zur Gewalt erziehe, noch Terroristen entsende oder Israel bedrohe.

    In Jerusalem kam es am Abend zu Protestkundgebungen, an denen örtlichen Medien zufolge Zehntausende Menschen teilnahmen. Angehörige der Geiseln forderten vor Netanjahus Wohnhaus ein Ende des Krieges und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln. Der Regierungschef warf den Demonstranten vor, eine Linie überschritten zu haben, indem sie Straßen blockierten und ihn «täglich mit dem Tod bedrohten», wie er in einer Stellungnahme behauptete. «Ihr redet und handelt wie Faschisten.» Der Polizei warf er vor, nicht für Ordnung zu sorgen. Laut Medien setzte die Polizei teils Wasserwerfer ein.

    Oppositionsführer fordert Gaza-Abkommen

    Israels Oppositionsführer Jair Lapid drängte Netanjahus rechtsreligiöse Regierung dazu, ein Abkommen mit der Hamas über ein Ende des Krieges und die Freilassung der Geiseln abzuschließen. «Die israelische Regierung ist nicht verpflichtet, die Bedingungen der Hamas zu akzeptieren; sie ist jedoch verpflichtet, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren und zu versuchen, ein Abkommen zu erreichen», schrieb Lapid auf der Plattform X.

    Es dürfe nicht sein, dass nicht einmal der Versuch unternommen werde, die Geiseln nach Hause zu bringen, fügte Lapid hinzu. Israel hatte noch im Frühjahr einen Vorschlag des Sondergesandten Steve Witkoff akzeptiert. Der sah eine 60-tägige Waffenruhe vor, während der zunächst zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freikommen. Die Hamas hatte ihn jedoch damals abgelehnt und auf einem Deal für ein Ende des Krieges beharrt.

    Kürzlich hatte die Hamas dann aber «positiv» auf einen aktualisierten Vorschlag der Vermittler reagiert. Inzwischen signalisiert Israel jedoch, es sei nicht an einem Teilabkommen interessiert. Kritiker werfen Israels Ministerpräsidenten Netanjahu vor, den Krieg aus politischen Gründen in die Länge zu ziehen. Seine rechtsextremen Koalitionspartner, von denen sein politisches Überleben abhängt, sind gegen eine Waffenruhe. US-Präsident Donald Trump forderte die Hamas jetzt auf, unverzüglich alle lebenden Geiseln auf einmal freizulassen.

    Trump drängt Hamas zur Freilassung der Geiseln

    «Sagt Hamas, dass sie SOFORT alle 20 Geiseln freilassen soll (Nicht 2 oder 5 oder 7!), und die Situation wird sich schnell ändern. ES WIRD ENDEN!», schrieb der Republikaner auf der Online-Plattform Truth Social. Das Forum der Geisel-Angehörigen reagierte auf Trumps Äußerungen mit den Worten: «Wir möchten höflich klarstellen: Dieser Alptraum kann für unsere Nation nicht vorbei sein, bis ALLE 48 Geiseln gefunden sind - die, die überlebten, und die, die in diesen 700 Tagen in der Hölle brutal ermordet wurden.» Das Forum rief den US-Präsidenten auf, die Entführten freizubekommen und den Krieg zu beenden.

    Unterdessen treibt die israelische Armee ihre Vorbereitungen für eine Einnahme der Stadt Gaza voran. In dem größten Bevölkerungszentrum im Norden des abgeriegelten Gazastreifens halten sich Schätzungen zufolge etwa eine Million Menschen auf. Israels Militär ruft zur Evakuierung auf und will, dass sich die Zivilisten in den Süden begeben, wo Zeltlager für sie errichtet würden. Die «Jerusalem Post» zitierte unbestätigte Schätzungen, wonach bislang erst 60.000 bis 80.000 Bewohner die Stadt Richtung Süden verlassen haben sollen.

    Bericht: Hamas will Zivilisten am Verlassen der Stadt hindern

    Die Zeitung zitierte eine namentlich nicht genannte ranghohe Quelle in Verteidigungskreisen, wonach die Hamas angeblich versuche, durch Einschüchterung und Gewaltandrohung Zivilisten am Verlassen der Stadt zu hindern. Sie wolle sie als menschliche Schutzschilde nutzen. Zudem spekuliere die Hamas darauf, dass Israel unter zusätzlichen diplomatischen Druck gerät, den Krieg zu beenden, sollten Zivilisten ins Kreuzfeuer geraten, hieß es. Unabhängig ließen sich diese Behauptungen zunächst nicht überprüfen.

    «Wir werden bis zu ihrer Niederlage weiterhin gegen die wichtigsten Hochburgen der Hamas vorgehen; wir vermitteln ihnen das Gefühl, ständig und überall verfolgt zu werden», sagte der israelische Generalstabschef Ejal Zamir. Der Krieg werde nicht eher enden, bevor die Mission erfüllt sei: die Rückkehr aller Geiseln und die Niederlage der Hamas, sagte Zamir laut Armeemitteilung.

    Auslöser des Krieges war der Terrorüberfall der Hamas und anderer islamistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere in den angrenzenden Gazastreifen verschleppt worden waren. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seither bereits mehr als 63.600 Palästinenser in dem Küstengebiet getötet. Bei der unabhängig kaum überprüfbaren Zahl unterscheidet die Behörde nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

    Bei einer erneuten Großkundgebung in Israel schreitet die Polizei ein.
    Bei einer erneuten Großkundgebung in Israel schreitet die Polizei ein. Foto: Ilia Yefimovich/dpa
    Angehörige der Geiseln fordern ihre sofortige Freilassung.
    Angehörige der Geiseln fordern ihre sofortige Freilassung. Foto: Leo Correa/AP/dpa
    Israels Armee treibt die Vorbereitungen für die geplante Einnahme der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens voran. (Archivbild)
    Israels Armee treibt die Vorbereitungen für die geplante Einnahme der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens voran. (Archivbild) Foto: Ariel Schalit/AP/dpa
    Israels Premier hält an seinen Bedingungen für ein Ende des Krieges fest. (Archivbild)
    Israels Premier hält an seinen Bedingungen für ein Ende des Krieges fest. (Archivbild) Foto: Abir Sultan/Pool EPA/dpa
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