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Zentrale Feier: Tag der Einheit: Merz will nach vorne blicken

Zentrale Feier

Tag der Einheit: Merz will nach vorne blicken

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    In Saarbrücken laufen seit Tagen die Vorbereitungen für die Feier am Tag der Deutschen Einheit. (Archivbild)
    In Saarbrücken laufen seit Tagen die Vorbereitungen für die Feier am Tag der Deutschen Einheit. (Archivbild) Foto: Laszlo Pinter/dpa

    Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit will Bundeskanzler Friedrich Merz eine nach vorne gerichtete Rede halten. Er wolle beim zentralen Festakt in Saarbrücken nicht so viel zurückschauen, sondern Themen anschneiden, «die ich zur Lösung der Probleme in unserem Land als dringlich ansehe», hat der CDU-Vorsitzende angekündigt.

    So hatte sich Merz am Mittwoch nach der Kabinettsklausur ausgedrückt, als er gefragt wurde, ob er eine «Ruck-Rede» halten wolle. Der Begriff geht zurück auf eine Ansprache des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog von 1997. Er sagte damals: «Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen.» Der Appell wurde danach oft zitiert.

    Merz will Stimmung drehen

    Merz müht sich seit Monaten sowohl um eine bessere Stimmung im Land als auch um Rückhalt für Reformen etwa der Sozialsysteme. «Hören wir doch mal auf, so larmoyant und so wehleidig zu sein in diesem Land», sagte der Kanzler schon vor ein paar Tagen in einer Rede bei der Mittelstandsunion.

    Auch das Kabinett befasste bei seiner ersten Klausurtagung in der Villa Borsig intensiv mit der Frage, wie man die Stimmung drehen und Freude am Wandel erzeugen könnte. «Im Prinzip ist unser Hauptgegner die Laune», wurde Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) von Teilnehmern zitiert.

    Man sei sich einig gewesen, dass ein Kulturwandel nötig sei, um eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen, hieß es. Und am Rande der Klausur wurde gestreut, dass der Auftritt des Kanzlers in Saarbrücken eine «neue Ruck-Rede» werden könnte.

    «Zukunft durch Wandel»

    Der zentrale Festakt zum Jubiläum der Einheit findet dieses Jahr in Saarbrücken statt, weil das Land den Vorsitz der Länder führt. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) wird als Bundesratspräsidentin bei der Feier, die gegen Mittag beginnt, ebenfalls eine Rede halten. Als Ehrengast soll zudem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Wort kommen. Begleitet wird der Festakt von einem Bürgerfest, Kunst, Musik und Diskussionen. Die Feiern tragen das Motto «Zukunft durch Wandel» und «Feiern, was uns verbindet». Morgens gibt es einen ökumenischen Gottesdienst.

    Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich vorab in einem ZDF-Interview kritisch mit Blick auf die Gästeliste. Es sei klar, dass Merz als Bundeskanzler und Rehlinger als Bundesratspräsidentin sprächen. Sie selbst schätze auch Präsident Macron. «Aber vielleicht hätte man auch jemanden aus Osteuropa oder aus Ostdeutschland als Gastredner nehmen können, anlässlich von 35 Jahren Deutscher Einheit», sagte Merkel.

    Am 3. Oktober 1990 hatten sich die beiden deutschen Staaten nach mehr als 40 Jahren Teilung nach Regeln des westdeutschen Grundgesetzes vereinigt, rund ein Jahr nach der friedlichen Revolution in der DDR und der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze. Obwohl sich die Lebensverhältnisse nach und nach angeglichen haben, herrscht Umfragen zufolge bei vielen Menschen heute Ernüchterung.

    Wenig Gemeinsamkeiten?

    So sagten bundesweit 30 Prozent in einer YouGov-Umfrage, dass Ost- und Westdeutsche mehr trennt als eint. Nur 16 Prozent glauben, dass Gemeinsamkeiten überwiegen. Von den befragten Ostdeutschen sagten YouGov zufolge sogar 43 Prozent, dass Ost- und Westdeutsche mehr trennt als eint. Nur 11 Prozent meinen, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen.

    Im neuen ZDF-Politbarometer gaben zwar neun von zehn Befragten an, sie fänden die deutsche Vereinigung grundsätzlich richtig. Zugleich sagten aber 47 Prozent im Westen und 57 Prozent im Osten, die Probleme der Wiedervereinigung seien zu einem großen Teil noch ungelöst. Im aktuellen ARD-«Deutschlandtrend» zeigten sich 61 Prozent mit dem Stand der deutschen Einheit sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden, 34 Prozent weniger beziehungsweise gar nicht zufrieden.

    Die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner meinte zum Jahrestag: «Das Land ist derzeit nur geeint in dem Gefühl, dass es bergab geht.»

    Dagegen zog die SED-Opferbeauftragte des Bundestages, Evelyn Zupke, ein eindeutig positives Fazit. «Für mich ist der Tag der Deutschen Einheit ein Tag des Glücks und ein Tag der Dankbarkeit», sagte die frühere Bürgerrechtlerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Alle Mühen und Herausforderungen der Wiedervereinigung hätten sich für jeden einzelnen befreiten politischen Häftling gelohnt.

    Singen bei Kerzenschein

    Merz wird am Abend (18.30 Uhr) auch zu einer besonderen musikalischen Veranstaltung in Halle an der Saale erwartet: Bei Kerzenschein soll die Aktion «Deutschland singt & klingt», die an mehr als 200 Orten bundesweit zeitgleich stattfindet, an die Friedensgebete und die Friedliche Revolution von 1989 erinnern.

    In diesem Jahr wird Friedrich Merz als Bundeskanzler die Rede bei der zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit halten. (Archivbild)
    In diesem Jahr wird Friedrich Merz als Bundeskanzler die Rede bei der zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit halten. (Archivbild) Foto: Georg Wendt/dpa
    Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ist dieses Jahr Gastgeberin. (Archivbild)
    Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ist dieses Jahr Gastgeberin. (Archivbild) Foto: Oliver Dietze/dpa
    Ein Bürgerfest begleitet den offiziellen Festakt am Tag der Deutschen Einheit. (Archivbild)
    Ein Bürgerfest begleitet den offiziellen Festakt am Tag der Deutschen Einheit. (Archivbild) Foto: Laszlo Pinter/dpa
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