Es weht ein frischer Wind durch die Kreisstadt. Nach vier Jahren gibt es einen Wechsel an der Spitze der Handballer des TSV Sonthofen. Abteilungsleiter Laurenz Lakotta und Stellvertreter Alex Gladyschew stellten sich auf der Abteilungsversammlung nach vier Jahren nicht mehr für ihre Ämter zur Verfügung. Neuer Mann an der Spitze wird Martin Lubitzsch, ein Handball-Neuling. Und auch wenn der 42-Jährige ungekanntes Terrain betritt, hat Lubitzsch auf Anhieb klare Vorstellungen: „Ich möchte die Strukturen weiter verbessern, in einem Verein, der schon sehr gut geführt ist. Und es ist wichtig, neue, kreative Ideen zu entwickeln, wie wir den Nachwuchs stärker einbringen“, sagte Lubitzsch bei seiner Einführung.
Lubitzsch mit klarer Botschaft
Der gebürtige Wittenberger wohnt seit fünf Jahren in Binswangen, sein Sohn Luis spielt seit 2015 für die B-Jugend des TSV – auch ein Grund für sein Engagement als Abteilungsleiter. Bei einem Spiel der Junioren waren Lakotta und Gladyschew Anfang des Jahres auf Lubitzsch mit der Anfrage zugekommen. „Meine größte Motivation war die Aussicht darauf, dass – wenn sich niemand für das Amt findet – es in Sonthofen kein Handball mehr geben könnte“, erinnerte sich Lubitzsch. Dass der 42-Jährige als Verkaufsleiter von „Legoland“ in Günzburg auch als kompletter Handball-Frischling über Führungsfähigkeiten verfügt, bewies er zum Auftakt, als in der Versammlung eine 20-minütige Diskussion zur Besetzung des vakanten Postens des Stellvertreters entbrannte. „Wir brauchen einen Stellvertreter, denn ohne gibt es keinen Abteilungsleiter“, sagte er in scharfem Ton: „Ich mache das nicht alleine – sonst wird das ein ganz kurzes Gastspiel.“

Dass Lubitzsch einstimmig ins Amt gewählt wurde, ging bei der zähen Diskussion um die Stellvertretung beinahe unter. Letztlich ließen sich Lakotta und Glaydschew zu Beisitzern der Abteilungsleitung gemeinsam mit dem Co-Trainer der Herrenmannschaft, Stefan Gladyschew, als dreiköpfiges Stellvertretergremium wählen. „Ich habe keine Ahnung vom Handball, das prädestiniert mich zwar nicht für diesen Job“, gestand Lubitzsch: „Ich organisiere, ich will motivieren – und mit einem frischen Blick von außen auf und in den Verein blicken.“
Herren-Mannschaft feiert Aufstieg
Was der 42-Jährige aus sportlicher Sicht zu sehen bekommt, dürfte ihn freuen. Denn der Herren-Mannschaft gelang nach der furiosen Meistersaison 2017 mit 21 Siegen aus 22 Spielen und dem Abstieg 2019 in diesem Jahr – wenn auch nach einer durch die Corona-Pandemie verkürzten und vorzeitig abgebrochenen Saison – der direkte Wiederaufstieg aus der Bezirksliga. Nach einem „sehr schwierigen Start mit vielen unnötigen Niederlagen haben wir eine starke Aufholjagd mit acht Siegen aus den neun Spielen seit Mitte Dezember gestartet“, erinnerte sich Stefan Gladyschew. Sonthofen arbeitete sich auf Rang zwei vor – punktgleich mit Murnau – und nimmt nun das Aufstiegsrecht für die kommende Saison in die Bezirksoberliga wahr. Mit dem zweimaligen Meistertrainer Sven Heldt (2007 und 2017) steht nach zweijähriger Unterbrechung ein alter Bekannter an der Seitenlinie.
„Die Saison war allemal ein Fortschritt, nicht nur sportlich, auch strategisch. Aber jetzt kommt es darauf an, dass wir nichts schleifen lassen, sondern darauf aufbauen“, sagte der scheidende Abteilungsleiter Lakotta, der – anders als Gladyschew – den TSV als Spieler weiterhin unterstützen wird. Beide wollen aus privaten Gründen kürzertreten. Die von Lakotta angesprochene Kernstrategie will Martin Lubitzsch fortführen: Die Kooperation mit dem TV Immenstadt.
Kooperation mit dem TV Immenstadt
„Ich sehe keine alten Rivalitäten von früher. Im Gegenteil: Ich möchte das fortführen, was meine Vorgänger eingeleitet haben und die Kooperation mit Immenstadt, mit Alex Käser, ausbauen“, sagte Lubitzsch. Neben den im Vorjahr eingeführten gemeinsamen Doppelspieltagen wechselweise in Sonthofen und in Immenstadt, werden in der kommenden Spielzeit vier Teams als Spielgemeinschaft in den Spielbetrieb starten. Trainings findet abwechselnd in beiden Städten statt, von je einem Verein wird ein Trainer gestellt. Zusätzlich sollen zwei installierte Jugendkoordinatoren, Silvia Schmeißer und Gerhard Jehle, die Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Abteilungsleitung bilden. Für das Ende der Ferien oder für den Herbst ist zudem ein Jugendcamp angedacht.
Lubitzsch packt an. „Wenn es alleine schon für die erste Mannschaft und für den Vorstand schwer ist, Personal zu finden, wird das langfristig noch ein schweres Unterfangen. Wenn da nichts nachkommt, wird es sogar unmöglich“, sagt der 42-Jährige. „Wir müssen Kinder dazu bringen, den Sport gern machen zu wollen und mit Freude dabei zu bleiben. Handball ist geil, es muss wieder sexy werden.“