Seit diesem Sonntag darf sich Jan Frodeno deutscher Meister nennen. Für einen, der schon Olympiasieger war und gerade den dritten Triumph beim legendären Ironman auf auf Hawaii anstrebt, ist das ein Titel, der, nun ja, keine Ekstase mehr auslöst. Zumal Frodenos Sieg beim Allgäu-Triathlon, der gleichzeitig als deutsche Meisterschaft über die Mitteldistanz firmierte, wenig überraschend kam. 3:49,55 Stunden benötigte der 36-Jährige zwei Tage nach seinem Geburtstag für 1.900 Meter Schwimmen im Alpsee bei Immenstadt, 84 Kilometer auf dem Rad und 20 Kilometer Laufen.
„Vor allem die Radstrecke ist cool, weil sie eine Menge super Abfahrten hat“, sagte Frodeno im Ziel und überging geflissentlich, dass es die zugehörigen Anstiege sind, die den Allgäu-Triathlon zu einem der anspruchsvolleren machen.

Bei den Frauen war ebenfalls die Favoritin am schnellsten unterwegs. Daniela Ryf aus der Schweiz, genau wie Frodeno amtierende Hawaii-Siegerin, überquerte nach 4:03,35 Stunden als Erste die Linie.„Ich bin ohne Erwartungen ins Allgäu gekommen und war sehr überrascht, wie viele Zuschauer hier waren und wie toll die Atmosphäre war. Das war nicht mein letzter Start hier.“
Über 22 Minuten nach Ryf kam mit Lena Berlinger die neue deutsche Meisterin ins Ziel. Eine kleine Überraschung schaffte Tamara Hitz aus Kempten vom Racing-Team Aloha. Bei ihrem Heimrennen wurde sie Vierte (4:34,45).
Ich bin ohne Erwartungen ins Allgäu gekommen und war sehr überrascht, wie viele Zuschauer hier waren und wie toll die Atmosphäre war. Das war nicht mein letzter Start hier.Siegerin Daniela Ryf aus der Schweiz
Anders als die schnelle Schweizerin konnte sich Frodeno keinen derart komfortablen Vorsprung erarbeiten. Vorjahressieger Roman Deisenhofer aus Augsburg (4:01,41 Stunden) bot dem Favoriten vor allem auf dem Rad Paroli und verlor dort nur rund 30 Sekunden. „Nach dem Schwimmen hatte ich drei Minuten Rückstand und habe dann alles versucht, nicht weiter abreißen zu lassen“, sagte Deisenhofer. Von Platz sieben arbeitete er sich im Feld auf Rang zwei nach vorne. „Leider hat mir Jan dann beim Laufen noch ein paar Minuten gegeben. Da war nichts zu machen. Er ist einfach eine Klasse für sich.
30.000 Zuschauer - und auch Jan Frodeno will wieder kommen
Stattdessen musste Deisenhofer plötzlich um Platz zwei kämpfen. Christopher Hettich aus Backnang zog auf der Laufstrecke vorbei, konnte das hohe Tempo aber nicht bis zum Schluss durchhalten (4:02,09). Zwei Kilometer vor dem Ziel holte sich Deisenhofer den Platz hinter Frodeno zurück. Sein Fazit: „Deutscher Vizemeister hinter dem besten Triathleten der Welt ist nicht ganz schlecht. Ich bin zufrieden, auch wenn ich mich nicht besonders gut gefühlt habe.“ Und Zeit für einen Plausch mit Frodeno blieb dann auch noch – beim gemeinsamen Warten auf die Dopingkontrolle.
Alles hat perfekt funktioniert und wir wissen jetzt, dass das Format auch funktioniert, wenn so viele Zuschauer kommen.Rennleiter Christoph Fürleger
Während die Top-Athleten im Ziel also einen Urinbecher in die Hand gedrückt bekamen, zogen die Organisatoren schon eine erste Bilanz. 30.000 Zuschauer hatten die rund 1.800 Sportler im Zielbereich und an der Strecke angefeuert. „Am wichtigsten ist, dass es keine Unfälle gab. Alles hat perfekt funktioniert und wir wissen jetzt, dass das Format auch funktioniert, wenn so viele Zuschauer kommen“, sagte Rennleiter Christoph Fürleger.
Mit dem Auftritt der beiden Triathlon-Stars Frodeno und Ryf war er ebenfalls zufrieden. Beide hätten sich bei der Pasta-Party am Vorabend als nahbar präsentiert. Frodeno brühte und verkaufteam Sonntagnachmittag zudem auch noch eine Stunde lang Kaffee seiner eigenen Marke. Wie schon Ryf ließ auch er anklingen, im nächsten Jahr wieder ins Allgäu kommen zu wollen.