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Über 2800 Zuschauer sehen Eishockey-Krimi in Kempten

In der Landesliga!

Über 2800 Zuschauer sehen Eishockey-Krimi in Kempten

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    Volle Ränge im Kemptener Eisstadion: 2824 Zuschauer kamen zum Landesliga-Spiel zwischen den Sharks und Ulm.
    Volle Ränge im Kemptener Eisstadion: 2824 Zuschauer kamen zum Landesliga-Spiel zwischen den Sharks und Ulm. Foto: Christoph Kölle

    Adrian Kastel-Dahl trieb das Stimmungsbarometer zu später Stunde bis zum Anschlag. Als der Schwede für den ESC Kempten den entscheidende Penalty im Duell mit Landesliga-Spitzenreiter Ulm/Neu-Ulm verwandelt hatte, gab es auf den Rängen kein Halten mehr. Über 2800 Zuschauer klatschten, jubelten und hämmerten mit den Fäusten gegen die Plexiglasscheibe an der Bande. Alle Anspannung nach über 65 packenden Minuten fiel in dieser Sekunde ab – sofern die Fans beim „Hockey Classic“ den Gastgebern die Daumen drückten. Mit 6:5 gewannen die Sharks die Partie, die Teil einer Aktion zugunsten der Kartei der Not, dem Hilfswerk unserer Zeitung, war. Sie fügten den Ulmern damit im 20. Spiel der Saison die erste Niederlage zu. Es folgte Ehrenrunde um Ehrenrunde. Das Video vom dramatischen Penaltyschießen findest Du hier.

    Michel Maaßen vom ESC Kempten (rotes Trikots) in Aktion.
    Michel Maaßen vom ESC Kempten (rotes Trikots) in Aktion. Foto: Christoph Kölle

    „Irgendjemand musste die ja mal schlagen“, meinte ESC-Stürmer Michel Maaßen lachend. Der 37-jährige Routinier, der in seiner Karriere oft schon in vollen Stadien spielte, war sichtlich beeindruckt von der großen Kulisse bei einem Fünftliga-Spiel und sagte: „Die können jetzt von mir aus gerne jede Woche kommen. Ich denke, wir haben gute Werbung in eigener Sache betrieben.“ Es war wie ein großes Familientreffen, für das sich die Organisatoren um den ESC-Vorsitzenden Florian Ecker ein unterhaltsames Rahmenprogramm ausgedacht hatten – vom Fanfest über Torwandschießen für den Nachwuchs bis zur heißen Tanzeinlage der Gruppe No Excuse. Die Zuschauer strömten schon zwei Stunden vor Beginn der Partie in Richtung Stadion, trugen zum Teil Trikots sämtlicher Allgäuer Vereine. Und genauso energiegeladen wie die Kemptener Band Sub-Zero zuvor auf dem Stadionvorplatz gerockt hatte, gingen die Kemptener auch ins Spiel gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer. „Vor so einer Partie braucht’s in der Kabine nicht mehr viele Worte.

    Die  Tanzgruppe No Excuse heizte den Fans ein.
    Die Tanzgruppe No Excuse heizte den Fans ein. Foto: Christoph Kölle

    Da ist jeder hoch motiviert. Dass wir dann schon nach zehn Sekunden vorne lagen, hat uns natürlich in die Karten gespielt“, sagte Maaßen. Doch das Blitz-Tor von Kurtis Kapitza, ein fulminanter Schuss von der blauen Linie, beeindruckte die Gäste nicht groß. Die Ulmer glichen schon wenige Minuten später aus. Fortan entwickelte sich eine Partie, die es in sich hatte. Temporeich und körperbetont ging es zur Sache. Im zweiten Drittel schien alles auf einen deutlichen Erfolg der Haie hinauszulaufen. Der überragende Kastel-Dahl und Nikolas Oppenberger, wie gewohnt nimmermüde kreiselnd, hatten den Vorsprung zwischenzeitlich auf 4:1 erhöht. Der eine oder andere Zuschauer machte sich im Schlussabschnitt beim Stand von 5:3 nach 58 Minuten im Glauben an den sicheren Sieg gar schon frühzeitig auf den Weg zurück zum Parkplatz – und verpasste damit eine beinahe schon dramtische Schlussphase. Der Druck auf das Tor des ESC war immens hoch, es gelang der Mannschaft von Trainer Carsten Gosdeck kaum mehr, sich aus dieser Umklammerung zu lösen.

    Die Band Sub-Zero haute ordentlich rein.
    Die Band Sub-Zero haute ordentlich rein. Foto: Christoph Kölle

    Die Ulmer spielten ihre individuelle Klasse aus und glichen – mit dem sechsten Feldspieler anstelle des Torhüters auf dem Eis – mit zwei späten Toren noch zum 5:5 aus. Woran es lag, konnte später auch Maaßen nicht genau erklären: „Kraft hatten wir eigentlich noch und verunsichert waren wir auch nicht. Manchmal ist es im Sport halt einfach unerklärlich: Das Momentum war plötzlich auf der Seite der Ulmer.“ Doch ähnlich stark wie die Gäste in der Schlussphase zurückgekommen waren, steckten auch die Kemptener diesen Rückschlag weg. In der Verlängerung hatte Patrick Weigant bei einem Solo sogar die Entscheidung auf dem Schläger, vergab aber. Und so ging es quasi in die letzte Instanz: das Penaltyschießen, in dem Adrian Kastel-Dahl zum gefeierten Helden wurde.

    Carsten Gosdeck (Trainer ESC Kempten):

    „Ulm ist eine absolute Top-Mannschaft. Mir war klar, dass es ein hartes und enges Spiel wird. Unser Manko war, dass wir zu viele Strafzeiten kassiert und Ulm dadurch immer wieder ins Spiel zurückgebracht haben. Bei Gleichzahl auf dem Eis waren wir aber die besser Mannschaft und haben daher auch verdient gewonnen. Für die Zuschauer war das ein toller Abend. Sie haben alles gesehen: 60 Minuten Spektakel, Verlängerung und Penaltyschießen. Was will man mehr!“

    Florian Ecker (Vorsitzender ESC Kempten):

    „Mein Fazit fällt natürlich sehr positiv aus. Besser hätte dieser Tag für uns nicht laufen können. Es gab auf dem Eis keine groben Fouls, da war trotz der Rivalität alles im Rahmen. Und auch rund um das Stadion ist alles friedlich abgegangen. Schon beim Konzert vor dem Spiel haben beide Fanlager miteinander gefeiert. Das freut mich! Unser Sieg war natürlich die Krönung. Wir sind stolz, dass wir den Ulmern ein Bein stellen konnten. Dieser Abend war beste Werbung fürs Eishockey in Kempten.“

    Robert Linke (Trainer VfE Ulm/Neu-Ulm):

    „Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich dem Gegner zum Sieg gratulieren darf. Aber das hat sich Kempten verdient. Uns wurde alles abverlangt. Wir waren schon fast tot, aber sind wieder aufgestanden und hätten fast noch gewonnen. Das war emotional brutal. Das sind Spiele, an die erinnerst du dich ein Leben lang.“

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