„Ist ein Nest drin?“ Der Blick des kleinen Mädchens geht nach oben zum Nistkasten, den Georg Brinz mit einer Stange aus dem Baum angelt. Das langjährige Mitglied der Naturfreunde Scheidegg (NFS) ist mit einem kleinen Trupp auf dem Areal der Scheidegger Wasserfälle unterwegs – wie jedes Jahr im Herbst. Denn dann steht wieder die sogenannte Revierreinigung auf dem Programm – also das Säubern der insgesamt 260 Nistkästen, die die NFS betreuen.
Heuer findet die Aktion quasi öffentlich statt – denn die NFS feiern ihr 50-jähriges Bestehen und suchen daher auch verstärkt den Kontakt zu Interessierten außerhalb des gemeinnützigen Vereins. Mit Erfolg: Denn bei den Revierreinigungen – neben der an den Wasserfällen auch am Waldlehrpfad bei Hagspiel und im Kurpark – nehmen neben Vereinsmitgliedern auch Familien mit Kindern und andere Natur-Interessierte teil.
Gemeinsam werden die Bäume nach den nummerierten Nistkästen abgesucht. Jedes Mal kommt die neugierige Frage „Ist ein Nest drin?“ Tatsächlich wird die Gruppe immer wieder fündig: Mal ist es ein filigranes Meisennest aus weichem Moos und Haaren, mal ist es ein verlassenes Wespennest und mehrmals flitzt ein ungewöhnlicher „Mieter“ beim vorsichtigen Säubern aus dem hölzernen Behältnis: Es sind Siebenschläfer, nachtaktive Nagetiere ähnlich einem Eichhörnchen, aber kleiner und mit großen schwarzen Knopfaugen. Die Tierchen flüchten auf den nächsten Baum. Aber die Naturfreunde haben die Erfahrung gemacht, dass sie nach kurzer Zeit zurück in den Nistkasten kommen, wo sie überwintern. Insgesamt entdeckten die Naturschützer heuer 37-mal Hinweise auf Siebenschläfer in den Holzbehältnissen.
Der Inhalt beziehungsweise fehlende Inhalt der Nistkästen wird in einer Liste notiert. So wird der Bruterfolg an den verschiedenen Standorten dokumentiert. Heuer fällt die Ausbeute bei den Vögeln im Vergleich zu den Vorjahren geringer aus: Waren vor zwei Jahren noch 56 Prozent der Nisthilfen belegt, waren es nach einem Rückgang auf rund 50 Prozent im vergangenen Jahr heuer nur noch knapp 43 Prozent.
Warum das so ist, ist unklar. Es kann mit einigen Faktoren zusammenhängen, wie dem zu nassen Wetter oder dem fehlenden Nahrungsangebot. Einige Nistkästen sind seit Jahren leer geblieben – sie werden von den Naturfreunden teilweise umgehängt, um zu schauen, ob der Standort möglicherweise nicht ideal war. Vielleicht tummeln sich ja dann dort im Frühjahr und Sommer Blau-, Kohl- oder Tannenmeisen – oder im Herbst ein Siebenschläfer.

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