Es ist ein dunkles Kapitel der Geschichte Lindaus und des Allgäus. Das Ende des Bauernkrieges. Lokalhistoriker Karl Schweizer schildert die Ereignisse im Jahr 1525.
Das durch den „Weingartener Vertrag“ vollständig erhalten gebliebene Heer des „Schwäbischen Bundes“ unter Truchsess Georg III. von Waldburg (dem „Bauernjörg“) zog ab dem 26. April 1525 nördlich des Bodensees weiter. Das Heer schlug die einzelnen Bauernhaufen von Böblingen bis Würzburg blutig nieder. Verstärkt durch rund 3000 Mann Fußvolk unter Jörg von Frundsberg, griff der Truchsess ab dem 12. Juli 1525 die etwa 14.000 Allgäuer Bauern an, die sich bei Kempten in Leubas verschanzt hatten.
Zusätzlich durch Verrat geschwächt, zogen sich die Reste der Bauern unter Führung des Bauern Jörg Schmid „Knopf“ von Leubas zum Kohlenberg zwischen Durach und Sulzberg südöstlich von Kempten zurück. Mit Blick auf ihre von den Truppen des Truchsess angezündeten Dörfer kapitulierten die 3000 Bauern am 15. Juli.
Diejenigen Allgäuer Bauern, die auf ihrem Heimweg von Söldnern des Schwäbischen Bundes angetroffen wurden, verloren in der Regel ihr Leben. Die Geschichtsschreibung geht meist von insgesamt rund 100.000 zwischen Thüringen und dem Bodensee, sowie zwischen dem Elsass und dem Salzburger Land getöteten Bauern aus.

Die überlebenden Bauern mussten für die Schäden an den Klöstern und Burgen bezahlen. Zusätzlich musste jedes Haus im Allgäu und Westallgäu, in dem jemand am Aufstand beteiligt war, bis zu sechs Gulden an seine Herren bezahlen. Wer nicht bezahlen konnte, dessen Haus wurde geplündert und niedergebrannt. Der Besitz geflohener Bauern wurde vom Schwäbischen Bund eingezogen und unter den Herrschaften verteilt.
Flucht nach Vorarlberg und in die Schweiz
Viele der bisher führenden Bauern versuchten über die Tiroler und Vorarlberger Berge in die rettende Schweiz zu gelangen. Mit dabei war auch ihr Anführer, der „Knopf“ von Leubas. Kurz vor der Schweizer Grenze wurden er und weitere 16 Flüchtende bei Rankweil verhaftet und nach Bludenz ins Gefängnis gebracht. Nach Protesten der Bevölkerung wurden sie am 5. Dezember in das Verlies im Schlossturm auf dem Bregenzer Gebhardsberg verlegt. Dies war der damalige Wohnsitz des Habsburger Vogts von Bregenz, Merk Sittich von Ems. Die übrigen Gefangenen kamen in das Bregenzer Stadtgefängnis.

Von Letzterem aus gelang den meisten Gefangenen mit Hilfe aus der Bevölkerung die Flucht, nicht aber den beiden ehemaligen Bauernanführern Kunz Wirt und eben dem „Knopf“ von Leubas auf dem Gebhardsberg. Auf Betreiben Bregenzer Räte und Merk Sittichs wurden beide Ende Januar 1525 vom Scharfrichter des Schwäbischen Bundes an der „Henkeiche“ bei Lochau gehängt.
Die Reichsstadt Lindau ließ am 25. Juli 1525 auf ihrem westlichsten Verwaltungssitz des städtischen Heilig-Geist-Hospitals, dem Wasserschloss Gießen, 207 ihrer leibeigenen Bauern erneut einen Treueeid auf ihre Herrin, die Stadt Lindau ablegen.
Sie hatten dabei Gehorsam zu huldigen und zu versprechen, diesen auch zu praktizieren. Zudem mussten sie alle Gebote und Verbote befolgen, Frondienste leisten, Steuern und Kriegsabgaben zahlen, Kriegsdienst verrichten und sämtliche weiteren Verpflichtungen gegenüber ihrer „Halsherrin“ erfüllen. Auch mussten sie versprechen, nicht wegzuziehen oder zu fliehen und bei keinem anderen Herren Schutz oder das Bürgerrecht zu beantragen. Handeln sollten sie zukünftig nur, wie es „altes Herkommen“ (Tradition) ist.
Prediger wird am Baum aufgehängt
Um den 15. Februar 1526 versammelten sich rund 400 Bauern auf den weiten Wiesen des „Wesen“ (heute Lindau-Zech), um unter freiem Himmel einem evangelischen Gottesdienst beizuwohnen. Graf Hugo XVI. von Montfort-Tettnang und (Langen)Argen ließ die Versammlung jedoch gewaltsam beenden. Den Prediger, vermutlich Pfarrer Meister Hans (Johanndres Loblich) aus Esseratsweiler, welcher dem Rappertsweiler Haufen als Schreiber gedient hatte, ließ der Montforter an dem Baum erhängen, unter welchem er gepredigt hatte.
Noch zwei Jahre nach dem Ende des Bauernkriegs wurde der Pfarrer von Sernatingen (heute Ludwigshafen), Johannes Hüglin, verhaftet und in das Gefängnis in Meersburg verbracht. Den Grundgedanken der Reformation folgend, hatte Hüglin den aufständischen Bauern um Sernatingen beispielsweise deren Briefe und Forderungen an den Überlinger Rat schriftlich verfasst.
Ein Bittbrief an den Bischof von Konstanz
Auch ein Bittbrief von dessen Lindauer Schwester, Katharina Hüglin, an den Bischof von Konstanz, um Begnadigung, bewirkte nichts. Nach der Folter in der Haft zu Meersburg folgte der öffentliche Prozess unter Leitung von Lindaus früheren Stadtpfarrer Fabri auf dem Marktplatz. Hüglin wurde am 10. Mai 1527 auf dem Meersburger Platz nördlich der Stadtmauer auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
Im Dezember 1527 verunsicherte ein Gerücht den Adel im Raum Lindau und Bregenz. In der Dorfwirtschaft in Bösenreutin (heute Gemeinde Sigmarszell) soll ein „Bandit“ – ein Vertriebener – aufgetreten sein. Dieser berichtete vom Tiroler Bauernführer Michael Gaismayr, der angeblich plante, vier Haufen aufzustellen und ins deutsche Land zu ziehen. Zudem habe „Herr Jörg“ – also der Bauernjörg – bereits viel Volk umgebracht. Interessierte, die Sold annehmen wollten, solle der Redner in Negelins Haus nach Lindau einladen. Doch all das blieb zunächst ein Gerücht.
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