Ein Mitarbeiter von Liebherr-Aerospace in Lindenberg steht im Verdacht, Kontakte zu russischen Institutionen zu unterhalten und der Reichsbürger-Szene nahezustehen. Das Westallgäuer Unternehmen, das auch Systeme für Kampfjets und Militär-Hubschrauber liefert, bestätigt den Vorfall. „Wir nehmen die Situation ernst und haben entsprechende interne Untersuchungen eingeleitet“, so Liebherr-Aerospace auf Anfrage. Demnach wurde der betreffende Mitarbeiter für die Dauer der Untersuchung beurlaubt. Einen vergleichbaren Fall hat es bei Liebherr-Aerospace nach Angaben des Unternehmens noch nicht gegeben.
Liebherr-Aerospace ist an Rüstungsprojekten beteiligt
Liebherr-Aerospace gehört zu den großen Systemlieferanten der Luftfahrtbranche. Die Lindenberger GmbH entwickelt und fertigt Fahrwerke, Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme. Sie kommen in Flugzeugen und Hubschraubern aller großen Hersteller zum Einsatz - auch im Verteidigungsbereich.
Zudem finden sie sich in allen fliegenden Systemen der Bundeswehr, beispielsweise im Eurofighter, der Transportmaschine Airbus A400M oder dem Hubschrauber NH 90. Der Umsatzanteil des Rüstungsbereiches liegt im knapp zweistelligen Prozentbereich.

Liebherr-Aerospace hat nach eigenen Angaben erstmals am 6. August im Zuge einer Rechercheanfrage davon erfahren, dass ein Mitarbeiter Kontakte in russlandnahe Kreisen pflegen und sich in der Reichsbürger-Szene engagieren soll. Von den mutmaßlichen Aktivitäten des Mitarbeiters sei bei Liebherr zuvor nichts bekannt gewesen.
Der Mann ist nach Angaben des Unternehmens 2011 als strategischer Einkäufer eingestellt worden und seit 2021 in der Kostenanalyse tätig. In beiden Funktionen hatte er laut Liebherr-Aerospace aber keinen Zugriff auf strategische oder sicherheitsrelevante Daten.
Das Unternehmen, das zur Liebherr-Firmengruppe gehört, ist nach eigenen Angaben nicht an Projekten beteiligt, die als geheim eingestuft sind. Deshalb müssten die Mitarbeiter auch keiner Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Gleichwohl enthielten alle Arbeitsverträge eine Verschwiegenheitsverpflichtung. Ergänzend durchliefen alle Mitarbeitenden eine Schulung zum Umgang mit vertraulichen Daten.
Insgesamt beschäftigt die Lindenberger GmbH von Liebherr-Aerospace, zu der auch ein Standort in Friedrichshafen am Bodensee gehört, mehr als 3500 Mitarbeiter.
Verfassungsschutz äußert sich nicht zu der Angelegenheit
Der bayerische Verfassungsschutz wollte sich zu dem Fall mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte des Mannes nicht äußern. Die russische Botschaft in Berlin erklärte, sie führe öffentliche Veranstaltungen durch, die von Hunderten Menschen besucht würden. Die Botschaft sammele dabei aber keine personenbezogenen Daten ihrer Besucher. (mit dpa)
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