Sie wirkt unscheinbar, doch bei genauerem Hinsehen ist sie nicht mit anderen Amphibien zu verwechseln: Die Rede ist von der Gelbbauchunke, die am gelb-grau gefleckten Bauch und ihren herzförmigen Pupillen erkennbar ist. Und auch wenn sie für Spaziergänger nur schwer auszumachen ist – sie lebt an verschiedenen Orten im Allgäu, beispielsweise in der Rohrachschlucht zwischen Scheidegg und Niederstaufen, die unter Naturschutz steht.
„Das ist eines der wertvollsten Gebiete, das des im Allgäu gibt“, erklärt Boris Mittermeier von der Fachstelle Waldnaturschutz beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten. Doch genau das wird der Amphibienart, die in Deutschland und auch Bayern auf der Roten Liste steht und als stark gefährdet gilt, dort zum Verhängnis.
Kleingewässer: Gelbbauchunke ist rasch zur Stelle
Das Gebiet ist knapp 180 Hektar groß, was etwa 250 Fußballfeldern entspricht. Etwa sechs Prozent der Fläche (10,6 Hektar) sind ein Naturwaldreservat. Dort ist die Natur laut Mittermeier ungestört, waldwirtschaftliche Eingriffe sind nicht erlaubt. Im Naturschutzgebiet seien sie immerhin unter strengen Auflagen möglich.

Dass dies die Gelbbauchunke vor Probleme stellt, hat mit ihrer Lebensweise zu tun, schreibt das AELF in einer Mitteilung, das sie als „eine typische sogenannte Pionierart natürlicher Flusslandschaften“ bezeichnet. Sie sei schnell bei der Besiedlung von ganz frisch entstandenen, vegetationslosen Kleinstgewässer zur Stelle, die von häufigeren Arten wie Grasfrosch oder Erdkröte gemieden werden.
„Weil bei uns aufgrund von menschlichen Eingriffen diese Dynamik der Wildflüsse aber verloren gegangen ist“, erklärt Experte Mittermeier, „hat sich die Unke in Mitteleuropa alternative Gewässer gesucht.“ Oft seien das wassergefüllte Fahrspuren oder Gräben im Wald. Sprich: Die Art profitiert in gewisser Weise von der Forstwirtschaft.
Diesen Vorteil hat die Unke gegenüber anderen Amphibien
Ihr Vorteil gegenüber anderen Amphibien. „Die Larven entwickeln sich in wenigen Wochen“, sagt Mittermeier. Außerdem sei die Gelbbauchunke langlebig. Die Tiere lebten oft deutlich über 20 Jahre – und so falle ein trockener und warmer Sommer mit Blick auf die Reproduktion nicht allzu schwer ins Gesicht.
Der Naturfachmann vom AELF lobt die „vorbildliche, sehr extensive Plenterwaldwirtschaft“ in der Rohrachschlucht – also die naturnahe Bewirtschaftung. Aber: „Dadurch entstehen aber kaum mehr Fahrspuren, die von den Unken genutzt werden könnten.“ Und entsprechend sei der Erhaltungszustand der Gelbbauchunke im Managementplan des FFH-Gebiets – Schutzgebiet im Rahmen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union – auch als mäßig bis schlecht beschrieben.

Gemeinsam mit Daniel Schwarz, Gebietsbetreuer des Bund Naturschutz für den Landkreis Lindau, hat Mittermeier nun überlegt, wie unweit der Scheidegger Wasserfälle neue Laichgewässer für die Gelbbauchunke angelegt werden könnten. Und sie entschieden sich, eine Idee aus dem niederbayerischen Landau zu testen: Forstwirte des Walderlebniszentrums Roggenburg bauten aus frischen Weißtannen-Stämmen längliche Holztröge. Anfang April wurden diese ausgehöhlten Stämme nun auf geeigneten Feuchtflächen des BN und eines Waldbesitzers eingegraben und mit Wasser befüllt – und das ist auch in Trockenphasen immer wieder notwendig.
Ob die Unken das Angebot wie in Niederbayern annehmen werden, ist unklar. „Das werden wir in den kommenden Wochen erfahren“, hofft der AELF-Experte, denn dann wären die Tröge „eine ernstzunehmende und umweltfreundliche Alternative beim Schutz der Gelbbauchunke“.
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