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Tausende Motorradfahrer protestieren gegen mögliche Fahrverbote

Motorrad-Demos in Deutschland

Tausende Motorradfahrer protestieren gegen mögliche Fahrverbote

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    Große Biker-Demo am Samstag in Friedrichshafen: Motorradfahrer warten mit ihren Motorrädern im Vorfeld einer Demonstration gegen drohende Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen auf dem Parkplatz der Messe auf die Abfahrt.
    Große Biker-Demo am Samstag in Friedrichshafen: Motorradfahrer warten mit ihren Motorrädern im Vorfeld einer Demonstration gegen drohende Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen auf dem Parkplatz der Messe auf die Abfahrt. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

    Der Ansturm überraschte mancherorts die Organisatoren: Viele tausend Motorradfahrer haben am Samstag bundesweit gegen mögliche Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen demonstriert. Allein in Friedrichshafen am Bodensee kamen rund 5.000 Motorradfans zu einem Demo-Korso zusammen. Die Veranstalter hatten mit rund 1.000 Teilnehmern gerechnet.

    Auch in Stuttgart überstieg die Zahl der Biker die Erwartungen: Nach Angaben der Polizei vom frühen Nachmittag trafen sich dort bis zu 8.000 Motorradfahrer - das führte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Biker wollten mit den Demo-Korsos Flagge zeigen gegen eine Initiative des Bundesrats zur Reduzierung von Motorradlärm.

    Biker machen mobil: 5.000 in Friedrichshafen, 6.000 in München, 8.000 in Stuttgart

    In München war die geplante Groß-Demo am Samstag eigentlich verboten worden. Dennoch waren mehrere Tausend Biker in der Stadt unterwegs. Die Polizei sprach von mehr als 6.000 Leuten, die mit ihren Maschinen über den Mittleren Ring rollten. Gegen Mittag seien die meisten dann wieder abgefahren.

    Friedrichshafen: Motorradfahrer stehen mit ihren Motorrädern im Vorfeld einer Demonstration gegen drohende Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen auf dem Parkplatz der Messe. Veranstalter und Polizei rechneten im Vorfeld mit bis zu 1.000 Teilnehmern, zu Beginn der Demonstrationsfahrt geht der Veranstalter jedoch von 5.000 Teilnehmern aus.
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    In Wiesbaden demonstrierten ebenfalls einige Tausend Biker gegen eine mögliche strengere Regulierung von Motorradlärm. Wie ein Sprecher der Polizei am Nachmittag sagte, kamen auch hier deutlich mehr Motorradfahrer als erwartet, ebenso wie in Dresden mit rund 5.000 Bikern. In Schwerin kamen mehr als 1.000 Menschen zu einer Demo zusammen. Organisiert wurden die bundesweiten Aktionen unter anderem von der Gruppe "Biker for Freedom".

    Streit wegen Motorradlärm schwelt schon lange

    Hintergrund der Proteste ist ein langer Streit über Motorradlärm. Die Bundesländer hatten sich Mitte Mai dafür eingesetzt, dass die Fahrzeuge weniger Lärm verursachen sollen. So sollen die zulässigen Geräusch-Emissionen auf einen Wert begrenzt werden, der in etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lkw oder eines Rasenmähers entspricht. Der Bundesrat will zudem beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.

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    In Baden-Württemberg haben sich mehr als 100 Städte, Gemeinden und Landkreise aus Protest zur "Initiative Motorradlärm" zusammengeschlossen. Ihr Forderungskatalog umfasst geänderte Zulassungsregelungen für Motorräder und drastischere Strafen für Manipulationen an Motoren, Verkehrsverbote und stärkere Kontrollen. Im Südwesten gelten vor allem landschaftlich reizvolle und kurvige Strecken wie auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und Odenwald als Lärm-Hotspots.

    Auch die Bergstraße in der kleinen Gemeinde Bodman-Ludwigshafen am Bodensee lockt viele Motorradfahrer an. "Die meisten fahren ordentlich, aber nicht wenige nutzen die Strecke, um hoch und runter zu rasen", sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Matthias Weckbach. Zum Teil würden auch Wettrennen durch Wohngebiete und einen Uferpark gefahren. "Die Bergstraße thront über Ludwigshafen, der Lärm der Motorräder und hochmotorisierten PKW beschallt den ganzen Ort. Die Bürgerinnen und Bürger finden keine Ruhe."

    "Biker for Freedom": Motorradfahrer nicht unter Generalverdacht stellen

    Er verstehe den Ärger über den Lärm durchaus, sagte dagegen Jörg Brucker von der Gruppe "Biker for Freedom", der auch die Demonstration am Bodensee organisiert hatte. Man dürfe die Motorradfahrer aber nicht unter Generalverdacht stellen.

    So erlebt ein Hotelier in Balderschwang Motorradlärm im Allgäu:

    Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Oliver Luksic, sagte am Samstag, der Beschluss des Bundesrates sei ursprünglich gut gemeint, mit der Möglichkeit der Fahrverbote aber übers Ziel hinausgeschossen. "Anstatt die wenigen schwarzen Schafe unter den Motorradfahrern durch dichtere Kontrollen zur Vernunft zu bringen, werden nun alle unter Generalverdacht gestellt. Wir brauchen eine Versachlichung der Debatte, denn für tausende Bürger in unserem Land ist Motorradfahren ein fester Bestandteil der Freizeitgestaltung."

    Die Bundesregierung entscheidet, ob sie die Anregung der Länderkammer umsetzen will. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sieht den Beschluss aber kritisch und hatte sich gegen weitere Verbote für Motorradfahrer ausgesprochen. Das Bundesverkehrsministerium bekräftigte am Samstag die Position und verwies auf Aussagen Scheuers, dass er "keine weiteren Verbote und Verschärfungen für Motorradfahrer" wolle.

    Weiter hieß es, die zuständigen Straßenverkehrsbehörden könnten die konkrete Lage vor Ort am besten einschätzen und aus Lärmschutzgründen im Einzelfall entsprechende Maßnahmen anordnen. Sie hätten zum Beispiel bereits jetzt die Möglichkeit, die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken zu beschränken oder den Verkehr umzuleiten.

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