Ein Mann zielt mit einer Waffe auf die Kassiererin einer Tankstelle in Weitnau im Oberallgäu. Er fordert Geld. Die Frau räumt die Kasse aus. In einem Beutel übergibt sie dem Mann das Geld. Der macht sich mit dem Auto aus dem Staub.
Dies geschah im September 2020. Mittlerweile ist der Täter verurteilt, er bekam eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und acht Monaten. Auf der Anklagebank des Amtsgerichts Kempten sitzt nun sein mutmaßlicher Komplize.
Komplize von Tankstellen-Überfall in Weitnau in Kempten vor Gericht
Er soll sich während des Überfalls im Auto befunden und die dabei verwendete Waffe – eine Schreckschusspistole – beschafft haben. Er muss sich wegen gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung verantworten.
Nervös wippt der 33-jährige Angeklagte mit dem Bein auf und ab. Er trägt Jeans, Lederschuhe und ein weites, mintgrünes Hemd, das ihn breiter wirken lässt, als er tatsächlich ist. Er soll den Überfall auf die Tankstelle gemeinsam mit dem 41-jährigen Täter geplant haben.
Der Angeklagte schnaubt. „Das ist einfach lächerlich.“ Es sei nichts geplant gewesen. Als er den Überfall mitbekommen habe, sei es bereits zu spät gewesen.
Täter wirft dem Angeklagten Stofftasche mit 1300 Euro auf den Schoß
Der 41-jährige Täter habe ihm die Stofftasche mit dem Geld auf den Schoß geworfen und ihm dann 600 Euro der Beute von insgesamt 1300 Euro überlassen. Das Geld habe er genommen, weil er knapp bei Kasse gewesen sei. Beide Männer nahmen zu dem Zeitpunkt regelmäßig Amphetamine ein. Dass auf dem Rückweg nach Kempten die Kennzeichen des Autos getauscht wurden, davon will der 33-Jährige nichts gewusst haben.
Überfall auf Tankstelle in Weitnau: Aussagen von Täter und Angeklagter gehen auseinander
Die Waffe habe der Angeklagte zuvor im Haus seines Arbeitgebers gefunden und mitgenommen. Das gibt er zu. Er gibt auch zu, dass er sie ein paar Wochen vor dem Überfall dem Täter gegeben habe. „Einfach so, aus Spaß“, sagt der 33-Jährige auf Nachfrage von Richter Sebastian Kühn. Weitere Angaben dazu macht der Angeklagte nicht. Am Abend des Überfalls will er die Waffe jedoch nicht gesehen haben. (Lesen Sie auch:
)Die Version des Täters, der als Zeuge geladen wurde, hört sich anders an. Demnach habe er dem 33-Jährigen durchaus von dem geplanten Überfall erzählt. Der Angeklagte habe aber nicht reagiert. Ob dies an den konsumierten Drogen oder dem Alkohol lag, könne er nicht sagen.
Er habe die Waffe unter dem Sitz hervorgeholt und sei in das Tankstellenhäuschen gegangen, danach habe er sie in den Fußraum des Beifahrers gelegt. Außerdem soll der Angeklagte auf Anweisung des Täters eines der Autokennzeichen nach dem Überfall getauscht haben. (Lesen Sie auch: Polizei Memmingen ermittelt wegen Kinder- und Jugendpornografie im Unterallgäu)
Prozess am Amtsgerich Kempten: Urteil lautet auf zwei Jahre und fünf Monate Gefängnis
Vor der Gerichtsverhandlung hatten Täter und Angeklagter bei der Polizei andere Aussagen gemacht. Für Staatsanwalt Stefan Peter ist die Sache jedoch klar: Der 33-Jährige sei Mittäter gewesen. Er fordert drei Jahre und sechs Monate Haft. Verteidiger Ulrich Heil hingegen plädiert lediglich auf Strafvereitelung und Hehlerei. Letztlich wisse man nicht, was genau im Auto vorgefallen sei. Er schlägt eine Haft von zehn Monaten vor, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung. Richter Sebastian Kühn verurteilt den Angeklagten schließlich wegen Beihilfe zu schwerer räuberischer Erpressung und Hehlerei zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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