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Autofahren mit 16, Führerschein, begleitetes Fahren: Sollten Allgäuer Jugendliche schon früher Autofahren lernen?

Begleitetes Fahren im Allgäu

Sollten Jugendliche schon früher Autofahren lernen? - Das sagen Allgäuer Fahrlehrer

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    Sollten Jungendliche schon mit 16 begleitet Fahren dürfen? Allgäuer Fahrschulen sich uneinig.
    Sollten Jungendliche schon mit 16 begleitet Fahren dürfen? Allgäuer Fahrschulen sich uneinig. Foto: Armin Weigel, dpa

    Begleitetes Fahren ab 16 Jahren – das will die Ampelregierung in Deutschland einführen. Zumindest hat sie das in ihrem Koalitionsvertrag so festgehalten. „Um Jugendliche schon frühzeitig für die Gefahren im Straßenverkehr zu schulen“, heißt es da zur Begründung. Und tatsächlich: Junge Verkehrsteilnehmer im Alter von 18 bis 24 Jahren haben laut statistischem Bundesamt das höchste Unfallrisiko. Überhöhte Geschwindigkeit sei die häufigste Ursache. Auch der Automobilclub Kraftfahrer-Schutz setzt sich für begleitetes Fahren ab 16 ein. Ob das in der Praxis sinnvoll ist, darüber sind zwei Allgäuer Fahrschulen nicht einer Meinung.

    Die Fahrschule Folter in Kaufbeuren kann sich 16-Jährige hinterm Steuer gut vorstellen: „Wir können nichts dagegen sagen“, sagt Mitinhaberin Anna Folter zum Vorstoß der Regierung. Sinnvoll sei es, weil dann zwei Jahre lang mit den Eltern auf dem Beifahrersitz gefahren werden könne. Zudem gebe es Unfallstatistiken, die den Erfolg des Begleiteten Fahrens ab 17 (BF17) zeigen. Jugendliche, die am BF17 teilgenommen haben, seien laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat 23 Prozent seltener an Verkehrsunfällen beteiligt als Fahranfänger ohne Erfahrung mit begleitetem Fahren.

    "Wir sind skeptisch": Fahrlehrer Axel Wagner aus dem Oberallgäu denkt auch an die Eltern

    Dass BF17 sehr wertvoll sei, sieht auch Axel Wagner so. Er leitet die Fahrschule Bressendorf mit mehreren Standorten im Oberallgäu. Bei begleitetem Fahren ab 16 „sind wir jedoch skeptisch“, sagt Wagner. Man dürfe nicht vergessen, dass zwei Jahre lang begleitetes Fahren „lange und hart“ werden können – sowohl für Eltern als auch für Jugendliche. Und Wagner vermutet, dass dadurch auch nicht mehr gelernt wird. Er hält es für sinnvoller, dass sehr junge Fahranfänger etwa eine gewisse Anzahl an Stunden begleitet fahren müssen. Wagner spricht damit einen Punkt an, den auch die Bundesanstalt für Straßenwesen festgestellt hat: 17-Jährige fahren durchschnittlich 8,4 Monate mit einer Begleitperson Auto. Dabei legen sie 2500 Kilometer zurück. Nur ein Viertel von ihnen nutzt volle zwölf Monate des begleiteten Fahrens.

    Und dann ist da noch die Frage der Reife: „Die Entwicklung ist sehr unterschiedlich bei den Jugendlichen“, sagt Axel Wagner. Es gebe keine pauschale Antwort darauf. Was Wagner und sein Team festgestellt haben, ist, dass die Gefahrenwahrnehmung junger Menschen aber problematisch ist. Wie schnell kann ich auf einen Radfahrer zufahren, wie groß ist mein Abstand nach vorn? Häufig schätzen Jugendlichen das falsch ein, sagt Wagner. „Bei 16-Jährigen könnte die Verkehrserziehung noch aufwendiger werden“, vermutete der Fahrschullehrer.

    16-Jährige dürfen mit Roller und 45er-Autos bereits alleine fahren

    Weniger problematisch sieht das Anna Folter. Es gebe schließlich bereits jetzt Verkehrsteilnehmer, sei es auf dem Roller, mit dreirädrigen Fahrzeugen oder mit sogenannten „45ern“, die mit 16 allein am motorisierten Straßenverkehr teilnehmen. Bei 45ern handelt es sich um Mopedautos mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Die derzeitige Situation mit diesen Autos sehen beide Fahrschulen kritisch. Die Autos dürfen mit einem Rollerführerschein gefahren werden, ohne vorherige Fahrt in einem Auto. Der Anteil der Unfälle mit Personenschaden bei 45ern ist laut Polizeipräsidium Schwaben Süd/West verglichen mit allen anderen Fahrzeugklassen überproportional hoch.

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