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„Katastrophe für die Fahrgäste“: Im Allgäu droht Bahn-Chaos

Marode Strecken

„Katastrophe für die Fahrgäste“: Im Allgäu droht Bahn-Chaos

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    Zwischen München und Buchloe richtet die Deutsche Bahn ab kommenden Jahr ein halbes Dutzend sogenannter Langsam-Fahrstellen ein.
    Zwischen München und Buchloe richtet die Deutsche Bahn ab kommenden Jahr ein halbes Dutzend sogenannter Langsam-Fahrstellen ein. Foto: Deutsche Bahn AG

    „Schneller, leiser, besser“, lautete vor wenigen Jahren das Versprechen der Deutschen Bahn beim Ausbau und der Elektrifizierung der Strecke von München über Buchloe und Memmingen nach Lindau. Jetzt sollen die Züge dort wieder langsamer fahren, was die Fahrpläne durcheinanderbringt.

    Die Deutsche Bahn will im kommenden Jahr auf dem Abschnitt zwischen München und Buchloe rund ein halbes Dutzend sogenannter Langsam-Fahrstellen einrichten; auf einer Länge von insgesamt mehr als 25 Kilometern. Die Züge dürfen dann nur noch mit 70 statt bis zu 160 Stundenkilometern unterwegs sein und brauchen rund eine Viertelstunde länger. Der Grund für die Langsam-Fahrstellen, die als La bezeichnet werden, sind offenbar Mängel im Streckennetz.

    Katastrophe für Fahrgäste im Allgäu: BEG und DB Infrago schlagen Alarm

    Über die geplanten Maßnahmen informierte die Schienennetzgesellschaft der Deutschen Bahn (DB), die DB Infrago, andere Bahnunternehmen und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bei einer Videorkonferenz in der vergangenen Woche. Die BEG organisiert im Auftrag des Freistaats den Regionalverkehr auf der Schiene. In der Videorunde war auch die Regionalverkehrsgesellschaft der Deutschen Bahn vertreten, die DB Regio.

    Aus dem Kreis der Teilnehmer war hinterher von einer „Katastrophe für die Fahrgäste“ die Rede. Die längeren Fahrzeiten für Regional- und Fernzüge würden dazu führen, dass Reisende beim Umsteigen Anschlusszüge verpassten. Die bereits ausgearbeiteten Fahrpläne für das nächste Jahr könne man vergessen. Wie die Teilnehmer der Videorunde erfuhren, sind auch weitere Strecken im Allgäu und mehrere Linien der Münchner S-Bahn betroffen. Aus dem Kreis der Videorunde hieß es anschließend, das sei alles schockierend.

    Der Grund für die Langsam-Fahrstellen sollen verschobene Instandhaltungsmaßnahmen sein

    Die Deutsche Bahn bestätigte auf Anfrage, dass die vorgesehenen Langsam-Fahrstellen zu Verspätungen und zu einer „reduzierten Streckenkapazität“ führten. Im Klartext heißt es: Es passen weniger Züge auf die Strecke, es müssen also Züge ausfallen. Die DB teilte weiter mit, man wolle gemeinsam mit den Zugbetreibern Konzepte erarbeiten, „um die Auswirkungen auf die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten“. Außerdem gehe man „notwendige Instandsetzungsarbeiten“ mit Hochdruck an, um die Zahl der Langsam-Fahrstellen zu verringern beziehungsweise diese „schnellstmöglich“ wieder aufzuheben.

    Langsam-Fahrstellen werden normalerweise angeordnet, damit keine Züge auf Streckenabschnitten mit mangelhaften Gleisen, Weichen und Schwellen entgleisen. In diesem Fall richtet die Deutsche Bahn diese offenbar vorsorglich ein, um viel genutzte Streckenabschnitte so zu schonen, dass keine größeren Schäden entstehen.

    Deutsche Bahn Instandhaltung: Marode Strecken zwischen München und Buchloe

    Der Grund dafür sollen verschobene Instandhaltungsmaßnahmen sein. Der Bund, dem die Deutsche Bahn gehört, und die DB selbst haben jahrzehntelang so sehr bei der Instandhaltung gespart, dass große Teile des Streckennetzes marode sind. Das und andere Mängel führen beinahe ständig zu Verspätungen und Zugausfällen und zu teilweise chaotischen Zuständen.

    Die DB hat die Strecke von München über Buchloe und Memmingen nach Lindau zwischen 2018 und 2021 für mehr als eine Milliarde Euro ausgebaut, modernisiert und elektrifiziert und so die Reisezeit von München nach Zürich um rund eine Stunde verkürzt. In der Eisenbahnbranche ist man verwundert, dass so kurz nach dem Ausbau zahlreiche Langsam-Fahrstellen notwendig sind. Die DB Infrago plant laut internen Unterlagen auf der Linie München – Lindau zudem eine Totalsperre zwischen Buchloe und Hergatz, die vom 21. Juli bis 10. November 2028 dauern soll. Der Grund: „Verbesserung Netzzustand.“ Unter anderem sollen Gleise, Weichen und Brücken erneuert werden.

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