Die Holzpreise waren seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Ausgewirkt haben sich auch der Ukraine-Krieg und dadurch ausbleibende Holzlieferungen aus Russland sowie eine größere Nachfrage aus den USA wegen dortiger Waldbrände. Jetzt sinken Preise und Lieferzeiten wieder. Wie bewertet die Holzbranche im Allgäu die aktuelle Situation?
- Bauholz: Derzeit gebe es bei Bauholz etwa vier Wochen Wartezeit – im vergangenen Jahr waren es bis zu drei Monate, vergleicht Matthias Stanner, Inhaber einer Zimmerei in Roßhaupten (Kreis Ostallgäu). Die Preise seien aktuell wieder etwas gesunken, nachdem sie 2022 bis zu 140 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau lagen. „Aber so günstig wie vor der Pandemie wird es nicht mehr.“ Das habe auch mit der allgemeinen Preissteigerung zu tun. Insgesamt sei er aber zufrieden, die Auftragslage sei gut, sagt Stanner. Das bestätigt die Firma Baufritz in Erkheim (Kreis Unterallgäu), die auf Holzhäuser spezialisiert ist. „Wir haben ausreichend Holz. Wir verarbeiten vor allem Fichten und Lärchen aus Süddeutschland und Österreich“, sagt Pressesprecherin Monika Frick.
200 bis 220 Häuser würden pro Jahr gebaut – so viel wie auch während der Pandemie. Die Preise seien stabil. Von einer „Normalisierung“ spricht auch Hans-Peter Fickler, Geschäftsführer der Allgäuer Sägewerke im Oberallgäuer Waltenhofen. Nachdem es zwischenzeitlich Engpässe wegen der fehlenden Lärchen aus Russland gab, sei nun wieder mehr Holz verfügbar. Das drücke den Preis, denn der Bedarf gerade aus der Baubranche sei wegen der gestiegenen Zinsen und anderer Preissteigerungen gesunken. Daher produzierten die Sägewerke etwas weniger und füllten zudem ihre Lager auf. Man sei zwar in der Branche Aufs und Abs gewöhnt, sagt Fickler. Aber dadurch werde die Planung schwierig – auch mit Blick auf Investitionen.
- Brennholz: „Gerade in Baumärkten wurden vergangenes Jahr wegen der großen Nachfrage regelrechte Fantasiepreise beim Brennholz verlangt“, sagt Dr. Hermann S. Walter, Leiter der Bayerischen Staatsforsten in Ottobeuren. Inzwischen gebe es nur noch eine „moderate Preiserhöhung“ im Vergleich zur Zeit vor der Energiekrise. Damals habe beispielsweise ein Festmeter Buche zum selbst aus dem Wald holen und selbst sägen etwa 75 Euro gekostet. Jetzt müssten Kamin- und Holzofenbesitzer zwischen 80 und 95 Euro zahlen. „Wir sind derzeit ausverkauft“, sagt Walter. Allerdings habe die Nachfrage in den vergangenen Monaten wohl auch wegen des milden Winters stark abgenommen.
- Pellets: 800 Euro pro Tonne (bei einer Abnahme von fünf Tonnen) lautete der höchste Preis für Pellets im vergangenen September, sagt Roland Wintergerst vom Energiehandel Keslar in Kempten. Jetzt liege der Preis bei 335 Euro – und damit sogar etwas unter dem Niveau zu Beginn des Ukraine-Kriegs. „Das liegt auch daran, dass sich die Leute beim Heizen einschränkten.“ Inzwischen steige die Nachfrage nach Pellets wieder: „Offenbar sind die Vorräte bei vielen Privathaushalten jetzt doch aufgebraucht.“ Es gebe aber keine langen Wartezeiten, weil die Lager der Händler voll seien.
- Forstwirtschaft: Von „wieder stabilen Preisen“ spricht Konstantin Lenk, Geschäftsführer der „Waldbesitzervereinigung Kempten, Land und Stadt“. Aktuell bringe der Festmeter Fichtenrundholz etwa 100 Euro, der Höchstwert lag im Mai 2022 bei etwa 120 Euro. Derzeit kämen weniger Stämme auf den Markt, weil die vergangenen Winter relativ mild gewesen seien und daher wegen des weichen Bodens nicht so viele Bäume aus dem Wald geholt werden konnten. Das sei nicht nur schlecht wegen der dann geringeren Einnahmen für die Forstbesitzer, sondern schade dem Wald auch aus einem anderen Grund. Denn der Forst müsse wegen des Klimawandels nach und nach von Nadel- auf Mischwald verändert werden.
- Kriminelle Nebeneffekte: Die Zahl der Holz-Diebstähle stieg im Allgäu während der Energiekrise, sagt Polizeisprecher Holger Stabik. 2021 wurden 17 Fälle registriert, im vergangenen Jahr waren es 44 – mit einer Steigerung in Richtung Herbst und Winter. „Wir vermuten auch aufgrund der jeweils kleineren Mengen, dass es sich nicht um professionelle Diebe handelte, sondern eher für den Hausgebrauch gestohlen wurde.“ Insgesamt etwa 20 Holzdiebstähle hat die Polizei in der Region aufgeklärt – dank aufmerksamer Zeugen, die im Wald verdächtige Autokennzeichen notierten. Aber auch wegen Wildkameras, die einige Brennholzdiebe aufgenommen haben.