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Bosch in Immenstadt und Blaichach streicht 650 Stellen - Autozulieferer aus dem Allgäu unter Druck

Autozulieferer unter Druck

Bosch in Immenstadt und Blaichach streicht 650 Stellen

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    Bosch in Immenstadt (unser Bild) und Blaichach muss 650 Stellen streichen.
    Bosch in Immenstadt (unser Bild) und Blaichach muss 650 Stellen streichen. Foto: Ralf Lienert

    Der Automobilzulieferer Bosch aus Immenstadt und Blaichach muss 650 Stellen streichen. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag gegenüber unserer Redaktion mit. In den Jahren 2026, 2027 und 2028 sollen die Stellen abgebaut werden.

    In den vergangenen Jahren hat der Allgäuer Standort der Wirtschaftskrise getrotzt und sogar seine Mitarbeiterzahl erhöht. Derzeit sind in Immenstadt und Blaichach um die 4300 Menschen angestellt. Doch mittlerweile ist der Druck auf das Unternehmen so groß, dass es reagieren muss, um handlungsfähig zu bleiben, sagt eine Sprecherin.

    Deutschlandweit 13.000 Stellen betroffen

    Deutschlandweit wird Bosch 13.000 Stellen streichen. Auch das wurde am Donnerstagnachmittag bekannt. War das Allgäu bisher von Stellenstreichungen bei Bosch verschont geblieben, muss es nun seinen Beitrag leisten. Das Geschäft laufe vor allem bei den Projektaufträgen schlecht, darunter fällt etwa der Sondermaschinenbau, sagt eine Sprecherin. Hier werden Maschinen entwickelt und aufgebaut, mit denen Bosch seine Produkte herstellt. Sie werden vom Allgäu aus weltweit an Bosch-Standorte geliefert. Und auch die Produktion einzelner Fahrzeugteile ist betroffen. Hier gebe es einen starken Rückgang der Aufträge:

    „Das Werk verzeichnet bereits einen signifikanten Rückgang der Stückzahlen und Projektaufträge, der sich bis 2028 fortsetzen wird. Wir rechnen damit, dass die Stückzahlen auf diesem Niveau verbleiben. Um auf den veränderten Kapazitätsbedarf zu reagieren, plant das Werk in den Jahren 2026 bis Ende 2028 insgesamt bis zu 650 Stellen abzubauen“, sagt Anke Richmann, kaufmännische Werkleiterin.

    Um handlungsfähig zu bleiben, muss auch Bosch im Allgäu reagieren

    Die Fahrzeugproduktion in Deutschland und in Europa kämpft seit Monaten mit sinkenden Aufträgen. Zusätzlich sei der Wettbewerbsdruck enorm gestiegen, sagt die Sprecherin. So drängen chinesische Autobauer mit eigenen Zulieferern auf den europäischen Markt. Um in dieser Situation handlungsfähig bleiben zu können, sei es nötig, auch im Allgäu Stellen zu streichen. „Wir bedauern die erforderlichen Maßnahmen, sehen uns jedoch gezwungen, unsere Kapazitäten an die Auftragslage anzupassen. Nur so können wir auch weiter im Wettbewerb bestehen“, so Richmann.

    Streichungen sollen sozialverträglich ablaufen

    Die Streichung soll möglichst sozialverträglich ablaufen, sagt die Sprecherin. So sollen etwa Stellen, die künftig frei werden, nicht wiederbesetzt werden. „Wir werden die Umsetzung gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern gestalten – für unsere Zukunft am Allgäuer Bosch-Standort“, sagt Anke Richmann. Die Mitarbeiter beider Werke seien am Donnerstag informiert worden.

    Blaichachs Bürgermeister Christof Endreß ist am Donnerstagmittag von der Geschäftsleitung über den geplanten Stellenabbau informiert worden. Er geht davon aus, „dass es nicht zu einer Kündigungswelle kommt“, sondern dass der notwendige Stellenabbau sozialverträglich gestaltet wird. Als er 2014 erstmals zum Bürgermeister der 5500-Einwohner-Gemeinde gewählt wurde, waren am Bosch-Standort Allgäu „sicher unter 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Endreß. Er geht davon aus, dass sich das Mitarbeiterniveau auf diesem Stand wieder einpendeln wird. Er erwartet keine allzu großen Auswirkungen auf die Region. Aber dass es bei den großen Zulieferern der Automobilindustrie, wie Bosch, zu einem Stellenabbau kommen würde, sei zu erwarten gewesen. Bosch ist der weitaus größte Arbeitgeber am Ort. Wie viele Blaichacher dort arbeiten, kann Endreß allerdings nicht beziffern.

    Dass Bosch einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region ist, bestätigt auch Immenstadts Bürgermeister Nico Sentner. Er erhofft sich ebenso einen sozialverträglichen Stellenabbau, eventuell durch Altersteilzeit und anderweitige Altersregelungen. Als Rathauschef wolle er Bosch am Standort in Immenstadt weiterhin Perspektiven eröffnen. „Wir sehen uns als Partner und wollen alles tun, was nötig ist, um den Standort zu stärken“, sagt Sentner. Insgesamt aber erwarte er in Zukunft mehr Innovationskraft von der gesamten Maschinenbaubranche, „um im Wettbewerb wieder weltweit eine führende Rolle zu übernehmen“.  

    Bosch im Allgäu fertigt neben den Sondermaschinen vor allem Technik fürs Auto. Zum Beispiel ESP-Systeme, die verhindern, dass Autos schleudern. Und spezielle Bremskraftverstärker. Aber auch Kameras, die unter anderem für Assistenzsysteme eingesetzt werden. Sie erkennen zum Beispiel, ob ein Hindernis im Weg steht, und bremsen das Auto ab, falls es der Fahrer nicht macht. Neben der Fertigung sind am Standort auch technische und kaufmännische Bereiche, Zentral- und Serviceabteilungen sowie die Aus- und Weiterbildung vertreten.

    Bosch hatte noch vergangenes Jahr in den Standort Immenstadt-Seifen 50 Millionen Euro investiert. Entstanden ist ein hochmodernes und vollautomatisches Hochregallager, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion beliefert.

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