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Bürgerentscheid Nadenberg Lindenberg: Wird das Feriendorf an einen Investor verkauft?

Bürgerentscheid zu Feriendorf

Platzt das 70-Millionen-Euro-Projekt am Nadenberg in Lindenberg?

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    Das frühere Feriendorf findet sich in bester Lage von Lindenberg.
    Das frühere Feriendorf findet sich in bester Lage von Lindenberg. Foto: Matthias Becker

    Es ist das größte Projekt in der jüngeren Geschichte Lindenbergs – und gleichzeitig eines der umstrittensten. Ein Investor soll nach den Vorstellungen von Bürgermeister und Stadtratsmehrheit ein Quartier in bester Lage der Stadt entwickeln, mit einem Hotel für Familien, Geschosswohnungen, einer Kindertagesstätte und einem Laden. Ob es dazu kommt, entscheidet sich am Sonntag in zwei Bürgerentscheiden. „Es geht um die Zukunft der Stadt“, sagt Bürgermeister Eric Ballerstedt.

    Feriendorf auf dem Nadenberg Lindenberg: "Ein Platz an der Sonne"

    Der Streit dreht sich um ein Feriendorf auf dem Nadenberg, der höchsten Stelle in Lindenberg. Die Bungalows stehen seit Jahren leer. Viele Bürger sind mit dem Gelände emotional verbunden. Sie nutzen es unter anderem für Spaziergänge. Gebaut worden ist das Dorf für die Bewohner Berlins. Seit der Eröffnung 1960 haben tausende Familien aus der damals noch geteilten Stadt unterstützt durch die Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ dort ihren Urlaub verbracht.

    Die Talfahrt begann, nachdem der niederländische Konzern Roompot die Anlage 2006 übernommen hatte. Acht Jahre später verkaufte das Unternehmen das Dorf und ein 200.000 Quadratmeter großes Areal an die Stadt.

    Was ist auf den Nadenberg in Lindenberg geplant?

    Mit Zinsen und Nebenkosten hat sie bisher 7,2 Millionen Euro aufgewendet. Die gleiche Summe will sie durch den Verkauf des Areals wieder erzielen, sagt Bürgermeister Eric Ballerstedt. Er hat Anfang des Jahres zusammen mit Planern und dem Investor der CoCo Real GmbH aus Sonthofen, per Video das Konzept vorgestellt. Im Raum stehen Investitionskosten von mindestens 70 Millionen Euro. Entwickelt werden soll das neue Quartier über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

    Was sagen die Kritiker?

    Der Architekt spricht von einer „ der Landschaft angepassten“ Gestaltung. Das sehen Gegner des Vorhabens freilich ganz anders. Sie sprechen mit Blick auf die teils viergeschossigen Wohnbauten von einer „völlig überzogenen Planung“ und wollen die Umsetzung des Konzeptes verhindern. Eine Bürgerinitiative (BI) hat sich im Frühjahr gegründete. Sie sammelte binnen weniger Wochen mehr als 1600 Unterschriften.

    Mit dem Bürgerentscheid will die BI den Verkauf des Areals an den Investor stoppen. Danach sollen die Lindenberger entscheiden, wie es mit dem Gelände weitergeht. Dazu schlägt die BI Bürgerwerkstätten vor. Ein Mehrgenerationenprojekt, Erbbaurechte, eine Stiftung – das kann sich die BI nach eigener Aussage alles vorstellen. „Entscheiden sollen das die Bürger“, sagt BI-Sprecher Gerhard Hoffmann.

    Kritik entzündet sich nicht nur am Konzept, sondern auch an der Kommunikation. Bis heute hat der Stadtrat nicht öffentlich über das Projekt diskutiert. Eine Mehrheit steht aber offenbar dahinter. Jedenfalls hat das Gremium beschlossen, dem Bürger- ein Ratsbegehren entgegenzustellen. Die Lindenberger sollen darin für den Verkauf des Areals stimmen. Anschließend werde die Stadt das Konzept mit den Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickeln, verspricht Bürgermeister Ballerstedt.

    Großprojekt soll den Wohnungsmarkt entlasten und den Tourismus ankurbeln

    Die Stadt erhofft sich von dem Projekt eine Entlastung des angespannten Wohnungsmarktes und von dem Hotel einen Impuls für den Tourismus. Vor allem aber verweist sie auf die Finanzen. Der Verkauf sei finanziell nötig, ansonsten klaffe ein Loch im Haushalt.

    Für den Fall des Scheiterns hat die Stadt Steuererhöhungen auf breiter Form angekündigt. Zudem sollen Zuschüsse an Vereine und Organisationen gekürzt und möglicherweise Öffnungszeiten von Hallenbad und Bücherei eingeschränkt werden. Auch Veranstaltungen sollen auf den Prüfstand. Damit mache der Bürgermeister den Menschen Angst und verunsichere sie, sagt BI-Sprecher Hoffmann. Das sei „unmoralisch“.

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