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Einkaufen im Allgäu: Was ist eigentlich „regional“?

Ernährung

Einkaufen im Allgäu: Was ist eigentlich „regional“?

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    Ausschließlich Produkte aus eigenen Anbau oder der nächsten Umgebung gibt es im Hofladen Reisach im Ostallgäuer Mauerstetten. Solche Angebote werden bei den Kunden immer beliebter.
    Ausschließlich Produkte aus eigenen Anbau oder der nächsten Umgebung gibt es im Hofladen Reisach im Ostallgäuer Mauerstetten. Solche Angebote werden bei den Kunden immer beliebter. Foto: Mathias Wild (Archiv)

    Tiefpreise und Sonderangebote waren lange Zeit das Mittel der Wahl, wenn es darum ging, Lebensmittel zu bewerben. Mittlerweile setzten Verbrauchermärkte zunehmend auf Qualitätsversprechen. Ein Schlagwort: Regionalität. Doch was bedeutet das?

    „Der Begriff ,Region’ ist gesetzlich nicht definiert und wird unterschiedlich verwendet“, sagt Anja Schwengel-Exner von der Verbraucherzentrale Bayern. Laut des Vereins können Hersteller Herkunftsangaben als eigenständige Marke registrieren und schützen lassen, ohne dass die regionale Herkunft der Rohstoffe und Zutaten oder die Verarbeitung in der Region garantiert sein müssen. Die Expertin rät, sich nicht auf Werbung zu verlassen, sondern einen genauen Blick auf die Produkte und Verpackungen zu werfen. „Man muss auch überlegen, wo man die persönliche Grenze zieht. Für die einen ist die eigene Region nur die nächste Umgebung, für die anderen ein ganzes Bundesland.“

    "Allgäu": Zugpferd für die Werbung

    Entscheidet man sich dafür, hauptsächlich auf Lebensmittel aus dem Allgäu zurückzugreifen, stellt sich die nächste Frage: Wo ist das Allgäu? „Klare Grenzen gibt es nicht“, sagt Karl Milz, Vorsitzender des Heimatbund Allgäu. „Das Allgäu war zu allen Zeiten so groß, wie es sich wirtschaftlicht rentiert hat, dazu zu gehören.“ In den 1920er Jahren, als der Milchpreis gestimmt hat, hätte es sich zeitweise bis Ulm ausgedehnt. „Werbetechnisch ist der Begriff ein gutes Zugpferd“, sagt Milz.

    Aber woran erkannt man nun „echte“ regionale Ware? Laut Verbraucherschützerin Schwengel-Exner ist das Regionalfenster ein verlässlicher Hinweisgeber. Auf dem blau-weißen Zeichen, das mittlerweile auf vielen Verpackungen zu sehen ist, finden sich Angaben dazu, wo ein Produkt herkommt, wo es verarbeitet wurde und wie hoch der regionale Anteil ist. Beim Regionalfenster ist das Allgäu als eigene Region gelistet. Dazu gehören die Landkreise Ober-, Unter- und Ostallgäu, Lindau, Ravensburg und der Bodenseekreis sowie die kreisfreien Städte Kempten, Kaufbeuren und Memmingen. Die Expertin rät aber auch hier zur Vorsicht: „Es reicht nicht, im Supermarkt nach dem Logo Ausschau zu halten, man muss auch lesen, was genau draufsteht.“ Denn das Logo gebe es in für Regionen in ganz Deutschland.

    Immer regional: der Hofladen

    Zunehmend beliebter wird auch das Einkaufen in Hofläden. „Es gibt immer mehr Menschen, die umdenken und Wert auf regionale und saisonale Ware legen“, sagt Anna Niederthanner, die mit ihrem Mann Martin den Hofladen Reisach in Mauerstetten (Ostallgäu) führt. Obst und Gemüse baut die Familie selbst an, Produkte wie Butter oder Mehl bezieht sie aus der Umgebung.

    Auch Verbrauchermärkte setzen vermehrt auf Transparenz. Bereits seit 1998 gibt es die Feneberg-Marke „VonHier“. „Bei der Definition von Region entschied man sich für einen Radius von 100 Kilometern um den Firmensitz in Kempten“, sagt Unternehmenssprecherin Sonja Kehr. Bei Rewe sind die Angaben weniger explizit: Die Produkte der Eigenmarke Rewe Regional stammen laut Sprecherin Ursula Egger „aus einem Gebiet, das für Verbraucher nachvollziehbar ist“. Das könnten Bundesländer genauso wie bekannte Anbaugebiete sein. Mittlerweile wirbt die Kette auch mit lokalen Lieferanten. Anders als bei der Eigenmarke bieten die Erzeuger ihre Waren hier unter eigenem Namen und eigener Verpackung an. Und der Discounter Aldi zieht mit der Marke „Allgäu Natur“ nach. „Das Fleisch, das dafür verarbeitet wird, stammt zu 100 Prozent von Tieren rund um Kempten“, sagt Sprecherin Carolin Sunderhaus.

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