Nach dem tödlichen Canyoning-Unfall in der Starzlachklamm am Wochenende, bei dem eine 27-Jährige von einer plötzlichen Flutwelle mitgerissen wurde, hat die Staatsanwaltschaft Kempten nun Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen zwei Tour-Guides eingeleitet. Ziel der Ermittlungen sind eine 32-jährige Frau und ein 49-jähriger Mann, die die Gruppe leiteten, zu der die Verstorbene gehörte.
Eine der zentralen Fragen der Ermittlungen wird der Umstand sein, warum sich die Gruppen trotz der Witterung und des schnell ansteigenden Wasserpegels in der Starzlachklamm befanden, heißt es vonseiten der Polizei.
Ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung leitete die Staatsanwaltschaft gegen zwei Guides im Alter von 38 und 60 Jahren ein, die die Gruppe eines 31-jährigen leiteten, der schwer verletzt aus den Fluten gerettet wurde. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu teils schweren Unfällen beim sogenannten Canyoning im Allgäu und dem Grenzgebiet zu Österreich. Zuletzt im Juli kam es in der Starzlachklamm zu einem Unfall, bei dem sich eine Teilnehmerin einen Wirbel gebrochen hat.
Canyoning-Unfall in der Starzlachklamm: Fußweg ist geöffnet
Canyoning-Gruppen sind heute, einen Tag nach dem Unglück, nicht in der Starzlachklamm unterwegs. Der Fußweg in die Klamm bei Sonthofen ist aber weiterhin geöffnet. Am Sonntagnachmittag seien die Angehörigen der Toten "mit einer Seelenbetreuung" am Unglücksort gewesen, heißt es an der Starzlachklamm.
"Die Oberallgäuer Canyoning-Guides sind schwer betroffen", sagt Jochen Häfele vom Verband der Allgäuer Outdoor Unternehmen. Der Verband - seit 2019 Partner des Tourismusvereins Sonthofen - will sich unter anderem um einheitliche Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Mitglieder kümmern. Viele Canyoning-Anbieter in und um Sonthofen sind Verbandsmitglieder.
Die weiteren Ermittlungen der Polizei unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Kempten gestalten sich umfangreich. Unter anderem steht noch eine größere Zahl an Zeugenvernehmungen an, sodass mit neuen Erkenntnissen in den nächsten Tagen voraussichtlich nicht zu rechnen ist, berichtet die Polizei.
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Was ist Canyoning überhaupt?
- Canyoning bedeutet, eine Felsschlucht oder ein Bachbett von oben nach unten zu begehen.
- Die Teilnehmer einer solchen Tour seilen sich zum Beispiel an einem Wasserfall ab, springen in Gumpen im Bach oder rutschen einen Felsen hinab ins Wasser.
- Canyoning-Sportler und -sportlerinnen tragen in der Regel einen Neoprenanzug und einen Helm.
- Canyoning gilt seit einigen Jahren als eine Trendsportart, auch in unserer Region. Es gibt mehrere Allgäuer Unternehmen, die geführte Touren anbieten.
- Die Starzlachklamm gilt als einer der Canyoning-Hotspots in Bayern.
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