Ab dem Schuljahr 2026/27 ist es soweit: Dann gibt es einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung für Grundschüler. Dies hatte der Bund bereits im September vergangenen Jahres beschlossen. Die Kommunen müssen nun die Frage beantworten, wie sie diese Herausforderung stemmen werden. Ihre Aufgaben, die mit einem großen finanziellen Aufwand verbunden sind: die nötigen Räume schaffen sowie weiteres pädagogisches Personal einstellen und ausbilden.
Memminger Oberbürgermeister Schilder sieht Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler kritisch
Der Memminger Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) zeigt sich kritisch: „Ich glaube nicht, dass der Bund der Bevölkerung einen Rechtsanspruch versprechen sollte, wenn die Finanzierung noch unklar ist.“ Der Bund hat angekündigt, die Kommunen mit einer Einmalförderung von insgesamt 3,5 Milliarden Euro zu unterstützen.
Jährlich investiere der Staat zusätzlich 1,3 Milliarden Euro in den Betrieb, sagt der Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) und fügt hinzu: „Ich gehe davon aus, dass das nicht reichen wird.“
Ganztagsbetreuung in Grundschulen: "Die Kommunen dürfen nicht allein gelassen werden"
Laut Hochrechnungen belaufen sich die Investitionskosten in Deutschland wohl auf etwa sieben Milliarden Euro, plus vier Milliarden Euro jährlicher Betriebskosten, sagt Schilder. „Ich baue darauf, dass noch weitere Leistungen von Bund und Land kommen, die Kommunen dürfen nicht allein gelassen werden“, fordert der Memminger OB.
Um bis zum Jahr 2026 eine Ganztagsbetreuung für Grundschüler anbieten zu können, muss in den Kommunen erst einmal die Platzfrage geklärt werden. Das Problem: „Viele Grundschulen sind gar nicht erweiterbar“, sagt Bosse. Deshalb setze er darauf, dass schon vorhandene Räume für eine Ganztagsbetreuung genutzt werden können: „Wir versuchen, den Bauaufwand möglichst gering zu halten.“
Bei 20 Schulen im Kaufbeurer Stadtgebiet werde ohnehin schon ständig gebaut. Eines der Projekte sei die Erweiterung der Gustav-Leutelt-Grund- und Mittelschule für etwa 20 Millionen Euro. „Dabei denken wir die Ganztagsbetreuung ab 2026 gleich mit“, sagt Bosse. Auch in Buchloe ist das Thema laut Bürgermeister Robert Pöschl (CSU) bereits in den Köpfen. So müsse der Hort ohnehin erweitert werden, „weil die Nachfrage stetig steigt“.
Dringend gesucht: Fachkräfte für Ganztagsbetreuung
Die Stadt Kempten ermittle nun den Bedarf für eine Ganztagsbetreuung, sagt Schulreferatsleiter Thomas Baier-Regnery. Aktuell beanspruchten 1200 der insgesamt 2100 Grundschüler ein solches Angebot. „Durch die zunehmenden Schülerzahlen und das steigende Interesse an einer Betreuung rechnen wir damit, dass es im Jahr 2026 etwa 1900 Schüler sein werden“, sagt Baier-Regnery.
Die Stadt gehe davon aus, dass der Anteil der Grundschüler mit Betreuungsbedarf in den nächsten Jahren von 60 auf 75 Prozent steigen werde. Laut Baier-Regnery ist jedoch nicht die Platzfrage das größte Problem, sondern der Personalbedarf: „Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte für die Kitas, Kindergärten und Schulen zu bekommen.“ 110 Fachkräfte seien derzeit in Kempten für Betreuungsangebote angestellt. „Mit der Einführung des Rechtsanspruchs werden wir etwa weitere 80 bis 90 benötigen“, prognostiziert der Referatsleiter.
Verschiedene Intiativen gegen den Fachkräftemangel
Um das zu bewerkstelligen, gebe es verschiedene Ideen und Initiativen: So könne die Ausbildung unter gewissen Umständen verkürzt werden. „Für unsere Beschäftigten in Betreuungsangeboten gibt es zudem ein Weiterbildungsprogramm“, sagt Baier-Regnery. Sie könnten in Vollzeit innerhalb eines Jahres zur „Fachkraft Grundschulkindbetreuung“ ausgebildet werden.
Dennoch sei jegliches „Stirnrunzeln berechtigt, wie man das hinbekommen möchte“, sagt Baier-Regnery mit Blick auf die künftigen Vorgaben.
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