Es war am frühen Donnerstagmorgen, als vor zwei Häusern nahe Buchenberg im Oberallgäu ein Polizeibus nach dem anderen vorfuhr. Rund 100 Beamte der Polizeiinspektion Kempten und Bereitschaftspolizei, unterstützt von Spezialkräften, begannen sofort mit der Durchsuchung der Anwesen - und fanden umfangreiche Mengen an Waffen, Waffenteilen, Munition, sowie Drogen.
Einsatzleiter Marcus Hörmann von der Polizeiinspektion Kempten informierte am Donnerstagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Kempten über den Fall. Auslöser der Ermittlungen war demnach ein Vorfall im Sommer 2019. Damals sorgte ein Mann mit einem Luftgewehr für Aufsehen, weil er dieses am Berg Blender nahe Buchenberg bei sich führte. Beamte der Polizeiinspektion Kempten durchsuchten daraufhin die Wohnung des Mannes und eines weiteren Verdächtigen, entdeckten dabei Waffen und auch Drogen. Alle Waffen, darunter Schreckschusswaffen, Elektroschocker, aber auch scharfe Waffen und Waffenteile wurden damals sichergestellt. Das Landratsamt Oberallgäu verbot den beiden Männern daraufhin im März 2020 den Besitz von Waffen.
Die beiden Männer blieb dennoch im Visier der Ermittler. Denn die Fahnder gaben auch ein Gutachten zu den gefundenen Waffen in Auftrag. Das Ergebnis brachte die Kemptener Staatsanwaltschaft dazu, erneut Durchsuchungsbeschlüsse wegen Verstößen gegen das Waffengesetz zu beantragen.

Am Donnerstag nun schlugen die Fahnder zu, durchsuchten erneut. Dabei habe man umfangreiches Waffenmaterial, aber auch Drogen gefunden, sagte Polizeichef Hörmann. Neben einem vollautomatischen Sturmgewehr seien sechs scharfe Kurzwaffen, rund 400 Schuss Munition, rund 350 Gramm Schwarzpulver, sowie etwa 120 Gramm Marihuana und 15 Gramm Amphetamin sichergestellt worden.
Razzia in Buchenberg: Zwei Verdächtige in Haft genommen
In den beiden durchsuchten Gebäuden seien außerdem etliche Waffenteile und Material zur Herstellung und Weiterverarbeitung von Waffen gefunden - insgesamt rund 200 Teile.
Gegen die Männer im Alter von 41 und 45 Jahren erließ der Ermittlungsrichter am Donnerstagnachmittag Haftbefehl wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Betäubungsmittelgesetz. Gegen zwei weitere Personen im Alter von 65 und 69 Jahren, die sich ebenfalls in den Häusern waren, wurden Verfahren nach dem Waffengesetz eingeleitet. Sie bleiben aber auf freiem Fuß.
Hinweise auf einen politischen oder terroristischen Hintergrund gibt es nach Angaben der Ermittler derzeit nicht. Auch eine Nähe zur Reichsbürgerszene liege nach aktuellen Erkenntnissen nicht vor.

Update, 19.55 Uhr: Zahl der sichergestellten Waffen aktualisiert.