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In Füssen: Kunstgenie wird Musicalheld

Festspielhaus

In Füssen: Kunstgenie wird Musicalheld

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    Keine geraden Linien – Hundertwassers Motto gilt auch fürs Bühnenbild. Hier stehen (von links) Autor Rolf Rettberg, Hauptdarsteller Felix Martin und Komponist Stefan Holoubek auf einer Hundertwasser-Spirale, die vielfältig genutzt wird, auch als Insel. Dazu kommen bunte Bilder und viele Projektionen.
    Keine geraden Linien – Hundertwassers Motto gilt auch fürs Bühnenbild. Hier stehen (von links) Autor Rolf Rettberg, Hauptdarsteller Felix Martin und Komponist Stefan Holoubek auf einer Hundertwasser-Spirale, die vielfältig genutzt wird, auch als Insel. Dazu kommen bunte Bilder und viele Projektionen. Foto: Benedikt Siegert

    Rund und bunt – beim Stichwort Hundertwasser erscheinen vor dem inneren Auge unwillkürlich farbprächtige Gebäude wie aus Zuckerschaum. Oder die bis heute beliebten Postkarten, bei denen sich noch glitzerndes Gold dazugesellt. Welch reichen Fundus das Leben des im Jahr 2000 verstorbenen, ständig getriebenen und unbehausten Künstlers bietet, ist weniger geläufig. Tief hinein gegriffen hat Rolf Rettberg, der für das Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen bereits das Königsmusical Ludwig2 geschrieben hatte – das Fundament des Hauses am Forggensee. Nun verleiht er ihm mit „Hundertwasser – Das Musical“ einen kunterbunten Farbfleck. Nach der Premiere am Samstag, 29. Oktober, läuft es in Füssen zunächst gut eine Woche lang.

    Autor nimmt sich Freiheiten

    Alle künstlerische Freiheit habe er sich genommen, sagt Rettberg im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gehe schließlich um eine Bühnenfigur, keine Dokumentation. Und vielleicht trifft er gerade damit das Wesen des Wiener Weltbürgers und Visionärs viel genauer, als es Daten und Fakten je könnten. In Wien, wo man nicht an Hundertwasser vorbeikommt, oder auch beim Betrachten von Bildern wie „Blind Venus Inside Babel“ holte er sich die Inspiration.

    Allegorien flankieren Bühnen-Hundertwasser

    Seine Hundertwasser-Figur flankiert Rettberg mit Allegorien: Afrika (Tamara Wörner) steht für Hundertreichs Entdeckung der großen Farbpalette Nordafrikas in Marokko und Tunesien; Alexander Kerbst steht als Mr. Money für die Kommerzialisierung von Hundertwassers Kunst, Amenoki (Leah Delos Santos) für seine Nähe zu Japan. Für diesen Namen habe er in einem Wiener Café ein japanisches Ehepaar um die Übersetzung des Wortes „Regentag“ gebeten, erzählt Rettberg schmunzelnd.

    Regentag auf Japanisch

    Dass er damals nicht einfach auf eine App zurückgreifen konnte, zeigt, wie lange ihn der Stoff des Friedrich Stowasser schon bewegt, wie Friedensreich Hundertwasser bürgerlich heißt. „Regentag“ nannte Hundertwasser auch sein Schiff, einen umgebauten alten Salzfrachter. Für seinen Künstlernamen hatte er das slawische Sto für Hundert übersetzt, das Pazifistische seines Vornamens verdeutlicht und Regentag sowie Dunkelbunt als vom ihm geschätzte Stimmungen hinzugefügt.

    Rettberg hatte sich bereits vor Jahren für eine Auftragsproduktion für Wien mit Hundertwasser auseinandergesetzt. Als Komponist stand ihm Konstantin Wecker zur Seite, der auch am Ludwig2 Musical für Füssen mitwirkte.

    Komponist entstammt Wiener Musikerfamilie

    Für sein neues Hundertwasser-Musical sprach Rettberg nun einen alten Bekannten an: Stefan Holoubek, passenderweise Spross einer Wiener Musikerfamilie. Und auch der konnte bei dem Stoff ins Volle greifen: von klassischen Elementen über Poppiges und Rockiges bis zu Afrikanischem und Asiatischem sowie Klängen der Südsee, hatte sich Hundertwasser doch auch in Neuseeland zeitweise niedergelassen. Die vielen Brüche in dessen Leben und seine Abneigung gegen gerade Linien spiegelt sich in Holoubeks Musik etwa durch einen Taktwechsel mitten im Stück. „Es war ein sehr schöner, spannender Prozess“ sagt Holoubek über seine Arbeit am Musical. Schon vor zehn Jahren begann er damit und feilte bis kurz vor der Premiere daran. Rettberg habe ihm mit seinem Texten eine gute Vorlage geliefert, lobt der Komponist: „Rolf denkt wie ein Musiker.“

    Umweltaktivist seit den 1960ern

    Felix Martin, der den Künstler auf der Bühne verkörpert, näherte sich diesem im Gespräch mit dessen Tochter Heidi Trimmel, die ebenfalls in Füssen mitarbeitet, und durch einen Dokumentarfilm von 1972. Fasziniert zeigt er sich vom Umweltgedanken Hundertwassers, der schon in den 1960er Jahren die autogerechte Umgestaltung von Städten kritisierte, Dachbegrünungen propagierte und Schönheit in den kleinsten, bescheidensten Dingen erkannte.

    Premiere ist am Samstag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr; weitere Vorstellungen: täglich bis 6. November, sonntags 15 Uhr, Dienstag 16 Uhr, sonst 19.30 Uhr. Tickets unter 0 83 62/50 77 777 sowie hier.

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