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Junges Paar sucht Hof im Allgäu: "Wir glauben an eine Zukunft in der Landwirtschaft"

Sie sind Quereinsteiger

Junges Paar sucht Bauernhof im Allgäu: "Wir glauben an Zukunft in der Landwirtschaft"

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    Anna-Lena Scholz und Matthias Seelos sind Quereinsteiger in der Landwirtschaft. Sie suchen einen Hof.
    Anna-Lena Scholz und Matthias Seelos sind Quereinsteiger in der Landwirtschaft. Sie suchen einen Hof.

    Inmitten der Bauernproteste planen Anna-Lena Scholz, 26, und Matthias Seelos, 25, einen ungewöhnlichen Schritt. Die beiden Quereinsteiger sehen ihre Zukunft in der Landwirtschaft.

    Das Paar aus Oberbayern sucht einen Bauernhof zur Bewirtschaftung und streckt seine Fühler auch ins Allgäu aus. "Am liebsten wäre uns kleinere Landwirtschaft. Wir wollen einen engen Bezug zu den Tieren", sagt Seelos, der Zerspanungsmechaniker gelernt hat. Seine Freundin ist stellvertretende Leiterin in einem Naturkindergarten.

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    Ihre Liebe zur Landwirtschaft entdeckten sie vor drei Jahren, als sie in ein Dorf bei Rottenbuch (Kreis Weilheim-Schongau) zogen. Sie boten einem benachbarten Landwirt ihre Hilfe in Stall und auf den Feldern an. "Das hat uns einfach Spaß gemacht", erzählt Seelos. Wenig später begannen sie eine berufsbegleitende Ausbildung zum Landwirt, die sie im Sommer abschließen. "Danach wollen wir einen Hof übernehmen", sagen die beiden." Das ist unser Traum."

    Die Zukunft der Landwirtschaft sehen sie dabei freilich nicht rosarot. "Ich glaube nicht, dass sich die Rahmenbedingungen auf die Schnelle ändern. Da muss man realstisch sein", sagt Seelos. Deshalb wollen sie beide in ihren Berufen weiter arbeiten und die Landwirtschaft - wie viele Bauern in der Region - im Nebenerwerb führen. Trotz intensiver Suche haben sie ihren Traumhof noch nicht gefunden. "Aber das klappt hoffentlich noch", sagen sie.

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    Doch wie stehen die Chancen für Quereinsteiger? "Da gehört sicher eine Portion Glück dazu", glaubt Rainer Hoffmann, Direktor am Amt für Landwirtschaft in Kempten. Es gebe zwar immer wieder Höfe, auf denen kein Nachfolger gefunden werde. Doch eine Verpachtung setze voraus, dass man menschlich miteinander klar kommt. "Die ältere Generation bleibt ja auf dem Hof oder in der Nähe." Einen Hof zu kaufen, sei für Quereinsteiger meist nicht möglich. "Die Preise sind speziell Richtung Berge sehr hoch. Denn da konkurrieren sie mit dem Kapitalmarkt."

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    Mit anderen Worten: Wenn ein Hof aufgegeben wird, wird er oft meistbietend verkauft - unabhängig davon, ob er für die Landwirtschaft oder als gemütliches Domizil genutzt wird. So sank die Zahl der Höfe in den Landkreisen Oberallgäu, Lindau und der Stadt Kempten in den vergangenenen zehn Jahren um 600 auf 3300 im Vorjahr. Ob dieser Abwärtstrend anhält, ist kaum vorherzusehen.

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    Aktuell sieht es eher positiv aus: "Wir verzeichnen trotz vieler Probleme ein großes Interesse an der landwirtschaftlichen Ausbildung. Die Fazination ist da." Der Anteil der Azubis ohne eigene Landwirtschaft liege allein im Oberallgäu bei etwa zehn Prozent. Doch kann ein Quereinstieg wirklich funktionieren, wenn einem oder einer buchstäblich der Stallgeruch fehlt?

    Ja. Das zeigt das Beispiel von Sebastian Berger.

    Der heute 41-Jährige, der ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammt, hat vor neun Jahren einen Hof in Ebenhofen im Ostallgäu übernommen - und den Biobetrieb seither kontinuierlich ausgebaut auf mittlerweile 140 Milchkühe. Ursprünglich hat Berger einen Handwerksberuf erlernt, später eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert, die er mit der Meisterprüfung abschloss.

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    Als die bisherigen Betreiber des Anwesens keinen Nachwuchs innerhalb der Familie fanden, bot er sich an. "Wir kannten uns schon lange. Ich war nämlich schon als Schüler mit meiner Familie in den Ferien auf dem Hof zu Gast ", erzählt Berger.

    Seine Entscheidung hat er nie bereut. "Bauer zu sein ist mein Traumjob - auch wenn speziell die Bürokratie uns die Arbeit extrem erschwert." Jedem, der neu anfängt, gibt er zu bedenken: "Bauer ist man 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche."

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