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Kemptener Jazzfrühling 2023: Mehr Konzerte, günstigere Karten

Jazzfrühling Kempten

Kemptener Jazzfrühling 2023: Mehr Konzerte, günstigere Karten

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    Das Landes-Jugendjazzorchester Bayern eröffnet den Jazzfrühling in Kempten. Mittendrin: Dirigent Harald Rüschenbaum.
    Das Landes-Jugendjazzorchester Bayern eröffnet den Jazzfrühling in Kempten. Mittendrin: Dirigent Harald Rüschenbaum. Foto: Alexandra Wind

    Kulturveranstalter haben es nicht leicht in diesen Krisenzeiten. Krieg, Inflation und Corona machten so ziemlich alles teurer und unsicherer. Da wundert man sich ein wenig, wenn der Kemptener Jazzfrühling erklärt: Wir weiten unser Musikprogramm aus, und unsere Tickets werden billiger. Wer eine Karte für die Konzerte des Festivals vom 29. April bis 6. Mai kauft, zahlt durchschnittlich zehn Prozent weniger als letztes Jahr, sagt der künstlerische Leiter, Andreas Schütz. Geschuldet ist dies, so paradox sich das anhört, vor allem Corona. Weil die Festivalmacher vom Bund einen Defizitausgleich von bis zu 70.000 Euro erhalten, können sie die Kartenpreise reduzieren; sie liegen nun zwischen 15 und 45 Euro. Wobei auch gesunkene Kosten für die Organisation des Vorverkaufs, der gerade beginnt, mit in die Kalkulation einfließen. Eine neue, auf den Jazzfrühling zugeschnittene Online-Plattform ermöglicht dies.

    Jazzfrühling in Kempten: 55 Konzerte an acht Tagen

    Die Unsicherheiten auf dem Feld der Kultur freilich bleiben angesichts der erwähnten Krisen. Das Team um Andreas Schütz kann schlecht schätzen, wie viel Publikum sich diesmal Jazz anhören wird und ob die Säle nur halb oder ganz voll werden. „Es gibt keine Gewissheiten mehr in dieser Zeit“, sagt er. „Wir bewegen uns auf dünnem Eis.“ Dennoch bietet das Festival, dessen Budget zwischen 200.00 und 300.000 Euro liegt, mehr Musik als im vergangenen Jahr: 55 Konzerte stehen an acht Tagen auf dem Programm; im Frühjahr 2022 waren es zehn weniger. Zu erleben sind sie in großen Sälen (Stadttheater, Parktheater), Kneipen (Gaststätte Zum Stift, Künstlercafé), bei der Eröffnung am 29. April auf den Straßen und Plätzen der Stadt sowie – ganz neu – in der Allgäuhalle.

    Neue Festival-Reihe in neuer Spielstätte: In der Allgäuhalle dreht sich alles um "Women in Jazz"

    Bei der 38. Ausgabe mietet sich das inzwischen älteste Allgäuer Musikfestival eine Woche lang in der Gaststätte der Halle ein, die den wortspielenden Namen „KulturWIRtschaft“ tragen wird. Ab April organisiert der Verein „Kulturquartier Allgäu“ Veranstaltungen verschiedener Art. Der 100-Quadratmeter-Raum mit kleiner Bühne und Platz für 72 Gäste (bestuhlt) bis rund 120 Gäste (unbestuhlt) wird Ende April, Anfang Mai zum Jazzclub. Die Premiere ist den Frauen in dieser Musiksparte gewidmet: Unter dem Motto „Women in Jazz“ treten an sieben von acht Festivaltagen Bands auf, die weiblich geprägt sind. Etwa jene der Saxofonistin Stephanie Lottermoser. Oder das Quartett der Sängerin und Komponistin Karoline Weidt. Es sei an der Zeit, Frauen mehr Raum zu geben, erläutert Andreas Schütz die Idee. „Jazz atmet fast rein männliche Luft.“ Was eine Studie aus dem Jahr 2016 belegt. Nur ein Fünftel der Jazzmusiker/innen sind weiblich. Rechnet man die Sängerinnen heraus, schaut es noch kurioser aus: Bei den Instrumentalist/innen ist das prozentuale Verhältnis 86 : 14.

    Landes-Jugendjazzorchester Bayern eröffnet den Jazzfrühling 2023 auf dem Rathausplatz in Kempten

    Wie stark die Männer den Jazz immer noch dominieren, spiegelt auch das Programm des diesjährigen Festivals in Kempten. Zwar dürfte das Landes-Jugendjazzorchester Bayern, das zum Start am Samstagvormittag auf dem Rathausplatz spielt, ziemlich geschlechtergemischt sein – bei leichtem Männerüberhang. Doch bereits beim ersten Hauptkonzert am selben Abend mit Seed werden wohl mehr Männer als Frauen auf der Bühne des Stadttheaters stehen (wenngleich eine Frau, Cassie Kinoshi, das Londoner Ensemble leitet).

    Top-Acts des Jazzfrühling 2023: David Murray Trio, Heiri Känzig’s Travelin’ und die hr-Bigband unter Leitung von Jim McNeely

    Das ändert sich in den restlichen sieben Tagen kaum – weder bei den Top-Acts im Stadttheater (unter anderem mit dem David Murray Trio und Heiri Känzig’s Travelin’) noch bei den Konzerten im Bluescafé des Stifts (wo zum Beispiel Pianist Christian Willisohn und das Auwald Swingtett des Allgäuer Multiinstrumentalisten Christian Ludwig Mayer auftreten). Beim großen Finalkonzert mit der hr-Bigband unter Leitung von Jim McNeely am 6. Mai im Stadttheater machen gar ausschließlich Männer Musik.

    Die Macher des Kemptener Jazzfrühling wollen auch 2023 viele Spielarten des Jazz präsentieren

    Wie in den vergangenen zehn Jahren üblich, legen der künstlerische Leiter Andreas Schütz und seine Mit-Booker wie Josef Ego Wert darauf, nicht nur viele Spielarten des Jazz zu präsentieren, sondern auch Grenzen zu überschreiten zu jazzverwandter Musik mit improvisatorischem Gehalt. Die stilistische Bandbreite wird wieder groß sein und über den Jazz hinaus in Rock, Pop, Soul, Funk, Elektro und Techno reichen. Außerdem gibt es im Parktheater und Künstlerhaus Konzerte, die gezielt ein jüngeres Publikum ansprechen. Die oben erwähnte finanzielle Hilfe vom Bund, der vermutlich noch weitere Zuschüsse von anderen öffentlichen Händen folgen werden, hat noch eine andere Auswirkung. Sie eröffnet Schütz und seinem Festivalteam Spielräume, um den musikalischen Gästen faire Honorare zu zahlen. Der Jazzfrühling möchte jeder Musikerin und jedem Musikerin 300 Euro pro Abend zahlen. Schütz: „Darunter soll niemand nach Hause gehen.“

    Karten für den Jazzfrühling gibt es online unter www.dein-ticket.shop sowie ab Montag bei unserer Zeitung, Telefon 0831/206 55 55, und ab 1. März bei der Big Box in Kempten. Das Festival-Programm ist online unter www.klecks.de

    zu finden.

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