Am Einlass des „Neopol“ in Kempten blockiert eine große Tafel den Weg ins Innere des Restaurants – die Gäste sollen warten. Das funktioniert: Erst nachdem sie überprüft hat, dass alle entweder geimpft, genesen oder getestet sind, führt die Servicekraft die neuen Besucher an ihren Tisch. Auch in anderen Allgäuer Gastronomie-Betrieben wird genau hingeschaut, wie Stichproben unserer Redaktion zeigen. Doch es gibt auch Probleme.
„Für das Personal ist das natürlich eine zusätzliche Belastung“, sagt „Neopol“-Inhaber David Haberland. Schon bevor die 3-G-Regel am Dienstag in Kempten in Kraft getreten ist, durften sich die Gäste im „Neopol“ nicht einfach an einen Tisch setzen, sondern wurden von Mitarbeitern abgeholt.
Die Kontrolle der Zertifikate koste nun aber sehr viel mehr Zeit: „Eigentlich bräuchten wir dafür zusätzliches Personal.“ Das könne man sich aber aktuell kaum leisten. Und so übernehmen die Mitarbeiter, die im Dienst sind, diese zusätzliche Aufgabe. „Darunter leidet der Service“, sagt Haberland. Wenn das Lokal mit 200 Gästen voll besetzt ist, dauere es derzeit länger, bis alle Essen und Getränke auf dem Tisch haben.
Die meisten Gäste störe das aber nicht. Um dem Aufwand gerecht zu werden, besetzt Haberland die Schichten am Wochenende mit mehr Service-Personal als üblich. Haberland hält die 3-G-Regel für sinnvoll, in der Praxis aber sei sie mit vielen Hürden verbunden. Mehr zur Corona-Pandemie in unserem Newsblog.
Werden die 3-G-Regeln im Allgäu kontrolliert? "Bei vollem Haus kommen wir nicht mehr hinterher"
Auch ein Angestellter eines Cafés in Kaufbeuren kritisiert den hohen Zeitaufwand: „Wenn normaler Betrieb herrscht, geht das noch. Aber bei vollem Haus kommen wir nicht mehr hinterher. Das geht dann auch zulasten unserer Gäste.“ Zudem seien manche Kunden irritiert von der Frage nach einem Nachweis, andere sogar regelrecht verärgert. Aber klar ist: Ohne Nachweis kein Platz im Café. Welche Regeln gelten aktuell? Die Übersicht finden Sie hier.
„Gerade musste ich einen Gast wegschicken, weil er erst einmal geimpft ist“, sagt eine Servicekraft in einem Kemptener Restaurant. Und doch: Während zwei Gäste direkt beim Eintritt in das Restaurant kontrolliert werden, spaziert eine Gruppe von acht Personen einfach herein und setzt sich offenbar zu Bekannten. Nachweise zeigen sie nicht. Die Servicekraft sagt: „Es ist nicht immer einfach, den Überblick zu behalten, wer am Tisch schon kontrolliert ist.“
In einem Speiselokal in Marktoberdorf dagegen müssen Besucher im Eingangsbereich warten, bis ihnen ein Tisch zugeteilt wird. Dort müssen sie sich per QR-Code über die Luca-App oder mit Kontaktdaten auf einem Zettel registrieren. Bevor sich die Gäste setzen dürfen, fragt das Personal nach einem aktuellen negativen Testergebnis, einem Impf- oder einem Genesenen-Zertifikat. Wer keines der sogenannten drei „G“ vorweisen kann, muss draußen sitzen.
Gastronomen im Allgäu: Hauptsache nicht mehr Schließen
„Ohne die Drei-G-Regel geht es einfach nicht“, sagt der Inhaber auf Nachfrage. Er geht davon aus, dass die Infektionszahlen im Herbst ohnehin weiter steigen werden. Diese neue Regelung sei zwar eine Einschränkung für die Gäste, aber auch die „einzige Möglichkeit“, dass Restaurants und Hotels bei höheren Inzidenzzahlen offen bleiben, sagt er. Der eine oder andere Gast werde sicherlich auf den Restaurantbesuch verzichten, wenn er sich dafür testen lassen müsse. „Doch das ist es wert – wir müssen diese Pandemie irgendwie beenden.“
In einem Memminger Restaurant scheint zunächst eine mündliche Bestätigung der Impfung auszureichen. Am Tisch wird dann aber doch noch genau hingeschaut. Auch hier bereiten die steigenden Inzidenzen dem Personal große Sorgen: „Ich habe Angst, dass wir wieder schließen müssen“, sagt ein Mitarbeiter.
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