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Allgäuer Festwoche in Kempten: Das sind die Preisträger der Kunstausstellung

Allgäuer Festwoche Kempten

Festwochen-Kunstausstellung in Kempten: Das sind die Preisträger

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    Julia Obermaier erhält den Kunstpreis der Stadt Kempten – für eine ungewöhnliche Installation.
    Julia Obermaier erhält den Kunstpreis der Stadt Kempten – für eine ungewöhnliche Installation. Foto: Matthias Becker

    Auf den ersten Blick schaut diese Kunstinstallation völlig unspektakulär aus. Da liegen ein Stummelbleistift, ein Radiergummi und ein Blatt Papier mit hingekritzelten Spielergebnissen, die bei einem langweiligen Schulunterricht entstanden sein könnten. Doch hinter diesem Arrangement steckt viel mehr, als man im ersten Moment sieht – sowohl was das Material anbetrifft als auch die Idee. Deshalb hat die Jury der Kemptener Festwochen-Ausstellung Julia Obermaier, die dieses Objekte-Ensemble mit dem Titel „Du bist dran“ eingereicht hat, den Kunstpreis der Stadt Kempten zugesprochen, dotiert mit 5000 Euro. Die Arbeit werde Besuchern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, prophezeit Christine Müller Horn vom organisierenden Kulturamt.

    Die 34-jährige Künstlerin führt das Quartett der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger bei dieser wohl wichtigsten Überblicksschau Allgäuer Kunstschaffens an. Die siebenköpfige Experten-Jury unter Vorsitz von Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle vergab außerdem folgende Auszeichnungen:

    • Brigitte Guggenmos aus Kempten erhält für zwei ruhige Gemälde den Thomas-Dachser-Gedenkpreis, dotiert mit 4000 Euro.
    • Carolin Breme aus Ellhofen (Westallgäu) wird für zwei installative Arbeiten mit dem Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung ausgezeichnet, dotiert mit 3000 Euro.
    • Sebastian Mayrhofer aus Kaufbeuren wird für seine Multi-Media-Werke mit dem Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu gewürdigt (dotiert mit 2000 Euro). Zu sehen sind die ausgezeichneten Werke zusammen mit rund 60 weiteren bei der Festwochen-Kunstausstellung von 10. August bis 13. September im Hofgartensaal der Kemptener Residenz.

    Die Zahl der Einreichungen hat den höchsten Stand seit Jahren erreicht: 350 Werke haben 201 Kunstschaffende mit Bezug zum Allgäu im Juni am Hofgartensaal abgeliefert. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. „Wir erreichen wieder Vor-Corona-Zahlen“, erläutert Oberbürgermeister Kiechle. „Das zeigt uns, dass sich die Kunst endlich wieder den Platz zurückerobert hat, die sie in einer Gesellschaft haben sollte.“

    Von den 350 eingereichten Werken haben es 63 in Ausstellung geschafft. Das sind 18 Prozent

    Die große Zahl an Einreichungen bedeutete für die Jury Schwerstarbeit. Nicht nur Kiechle berichtet aus den Sitzungen, dass schwierige und bisweilen recht kontroverse Diskussionen geführt worden seien, welche Arbeiten im August und September öffentlich zu sehen ist und welche nicht. Prozentual gesehen haben es nur 18 Prozent in die Ausstellung geschafft. Ab 10. August erfahren die Besucherinnen und Besucher, welche Themen und Motive es in die Überblicksausstellung geschafft haben. Sie können sich dann selbst ein Urteil bilden über Qualität und Aussagekraft.

    Die Preisträger-Werke geben aber schon einmal die Richtung vor. Es ist durchaus verblüffend, wie die gelernte Goldschmiedin und studierte Designerin Julia Obermaier banale Produkte wie „Ratzefummel“, Papier und Bleistift mit feinsten Materialien herstellt. Die drei Objekte bestehen nämlich aus Edelsteinen wie Achat, Lapislazuli und Onyx. Das zentrale „Papier“ ist in Wirklichkeit ein Bergkristall. Zurecht lobt die Jury, Obermaier hinterfrage unser Verständnis von Material und Produkten und übersetze handwerkliches Können in autonome Kunstwerke. Zudem spielt die Kemptenerin, die auf internationalen Ausstellungen vertreten ist, mit der Spannung zwischen dem Früher und Heute, zwischen Echtem und Fake. Und mit Vergänglichkeit und Erinnerung. Die drei Objekte werden vermutlich viele Betrachter zurück in die Schulzeit versetzen. Obermaier nennt sie „Juwelen aus der Kindheit“.

    Brigitte Guggenmos erhielt den Thomas-Dachser-Gedenkpreis 2024.
    Brigitte Guggenmos erhielt den Thomas-Dachser-Gedenkpreis 2024. Foto: Matthias Becker

    Ebenfalls mit konzeptioneller Kunst haben Carolin Breme und Sebastian Mayrhofer die Jury überzeugt, was – nebenbei bemerkt – auch zeigt, wie offen die Juroren für zeitgenössische Kunstrichtungen sind. Breme, 31, verarbeitet Krankheit und Tod ihrer Mutter, aber auch den Schmerz über die Klimakatastrophe in installativen Arbeiten mit einem kuriosen Mix aus Material. Bei einer können die Betrachter zuschauen, wie Eisblöcke schmelzen und Wasser auf den Boden des Hofgartensaal tropft. Mayrhofer, 36, kombiniert ebenfalls mehrere Materialien und Techniken zu einem verblüffenden Ganzen: Auf drei dünnen Metallbeinen schwebt ein Stein, den urzeitliche Wellen strukturiert haben; darüber ist ein Video zu sehen mit einer Hand, die durch Wischen eine Eisfläche zum Schmelzen bringen möchte.

    73. Kunstausstellung Festwoche: Preisträger 73. Kunstausstellung im Ramen der Allgäuer Festwoche: Preisträger
Im Bild:
Caroline Breme, "Querfeldein" und "Berge" - Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung 2024
    73. Kunstausstellung Festwoche: Preisträger 73. Kunstausstellung im Ramen der Allgäuer Festwoche: Preisträger Im Bild: Caroline Breme, "Querfeldein" und "Berge" - Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung 2024 Foto: Matthias Becker

    Die 73-jährige Künstlerin Brigitte Guggenmos steuert zum Preisträger-Quartett Konventionelles, aber nicht weniger Spannungsgeladenes bei: In ihren beiden Gemälden „Tage wie diese“ zeigt sie Gebäude, die ein besonderes Gefühl von Verlassenheit und Stille erzeugen. Die Farben, die die Kemptenerin selbst mischt, unterstreichen die besondere Stimmung.

    Der Kaufbeurer Sebastian Mayrhofer gewann ein Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu.
    Der Kaufbeurer Sebastian Mayrhofer gewann ein Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu. Foto: Matthias Becker

    Lesen Sie auch, wie die Kunstausstellung der Allgäuer Festwoche insgesamt aussieht.

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