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Händels Messiah in der Basilika in Ottobeuren mit dem Münchner Bach-Chor und Bach-Orchester unter Johanna Soller

Basilika-Konzert in Ottobeuren

Basilika-Konzert wird zum Erlebnis: Händels „Messiah“ erstrahlt in Ottobeuren

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    Im vergangenen Jahr führten das Münchener Bach-Orchester und der Bach-Chor unter Leitung von Johanna Soller in der Basilika Ottobeuren Mendelssohn Bartholdys „Elias“ auf (im Bild). Nun stand zum Abschluss der Basilika-Konzerte 2025 mit Händels „Messiah“ ein weiterer Oratorium-Klassiker auf dem Programm.
    Im vergangenen Jahr führten das Münchener Bach-Orchester und der Bach-Chor unter Leitung von Johanna Soller in der Basilika Ottobeuren Mendelssohn Bartholdys „Elias“ auf (im Bild). Nun stand zum Abschluss der Basilika-Konzerte 2025 mit Händels „Messiah“ ein weiterer Oratorium-Klassiker auf dem Programm. Foto: Ralf Lienert

    Georg Friedrich Händels „Messiah“ dürfte neben Mozarts „Requiem“ zu den mythologisch aufgeladensten Werken klassischer Musik zählen. Erlebte doch der finanziell und seelisch bankrotte Komponist damit eine Wiederauferstehung. Das „Halleluja“ daraus dürfte jeder im Ohr haben, und sei er noch so musikfern. Mit dem Münchener Bach-Chor und Bach-Orchester unter Johanna Soller erlebte dieses epochale Werk eine Referenzaufführung in der Basilika Ottobeuren.

    Der Schriftsteller Stefan Zweig beschreibt 1927 in seinen „Sternstunden der Menschheit“, wie diese Musik Händel 1741 in nur 24 Tagen überkam. Nicht mehr wie bisher auf Italienisch, wie in seinen Opern, wird da gesungen, sondern auf Englisch. Der Grundstein für Händels Oratorien-Erfolgsgeschichte war gelegt. Musik fürs Volk, nicht mehr für den Adel reserviert.

    Drei Solisten glänzen, aber einem fehlt die Strahlkraft

    Mit vier Engländern standen in Ottobeuren die idealen Solisten zur Verfügung. Bewundernswert die Leistung der Sopranistin Carinne Tinney, die, sichtbar schwanger, Atem und Stimmvolumen ohne Ende hatte. Als Champion erwies sich auch Altus Hugh Cutting. Ohne jedes Fisteln strömte seine Stimme so warm und samtig, wie das in dieser Lage sonst nur Frauen können. Seine mimische und gestische Ausdruckskraft sucht seinesgleichen. Dass er beim „Halleluja“ des Chores sitzend leise mitsang, macht ihn noch menschlicher und sympathischer. Peter Harvey war ein Bariton von prophetischer Präsenz. Ihm nahm man alles ab. Was man von seinem Tenor-Kollegen Samuel Boden leider nicht sagen kann. Vor allem der Anfang, das legendäre „Comfort ye (Tröste dich)“ war zwar gut gestaltet, hatte aber für die riesige Basilika in Ottobeuren zu wenig Kraft, war zu klein gesungen. Warum auch immer, fragt man sich bei diesem Sänger mit besten Referenzen.

    Der Chor bietet Stimmkunst zum Genießen, das Orchester spielt engelsgleich

    Der Bach-Chor, von seiner Dirigentin Johanna Soller mit straffen Tempi gefordert, bewältigte auch die Sechzehntel-Läufe mit überirdischer Fitness. Junge Stimmen, bar jeder Mühe. Stimmkunst zum Genießen. Auch das Orchester spielte engelsgleich in historischer Aufführungspraxis. Es zelebrierte wirkungsvoll Händels klug gestaffelten Aufbau, der es lange bei Streichern mit Orgel und Cembalo belässt. Der erste Trompeten-Einsatz kam überraschend von der Seite. Zusätzlich zur künstlerisch-handwerklichen Perfektion sind es solche Überraschungen, die aus einer Aufführung ein Erlebnis machen. Etwa wenn der Altus sich umwendet, als der Chor die Worte seiner Frohbotschafts-Arie aufgreift und wiederholt. Was kann es für einen Verkünder Schöneres geben, als vom Volk, vom Kollektiv angenommen zu werden? Egal, ob diese dramaturgischen Elemente spontan kamen oder abgesprochen waren – so machen Profis Musik lebendig.

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