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Neues Musical in Füssen: Das Wagnis mit Mozarts Zauberflöte

Festspielhaus Füssen

Neues Musical in Füssen: Das Wagnis mit Mozarts Zauberflöte

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    Modernes Bühnenbild, zeitgemäße Geschichte: Komponist Frank Nimsgern (links) und Regisseur Benjamin Sahler haben eine vollkommen neue „Zauberflöte“ geschaffen. Dennoch orientieren sie sich an Mozart und seinen Charakteren. Neu ist das „Orakel“; die Rolle übernimmt Anna Maria Kaufmann.
    Modernes Bühnenbild, zeitgemäße Geschichte: Komponist Frank Nimsgern (links) und Regisseur Benjamin Sahler haben eine vollkommen neue „Zauberflöte“ geschaffen. Dennoch orientieren sie sich an Mozart und seinen Charakteren. Neu ist das „Orakel“; die Rolle übernimmt Anna Maria Kaufmann. Foto: Benedikt Siegert

    Die „Zauberflöte“ im Festspielhaus? Eine Mozartoper im Musicaltheater? Der erste Blick auf das Plakat zum neuen Stück in Füssen könnte auf eine falsche Fährte führen. Ja, nächste Woche ist dort die „Zauberflöte“ zu sehen. Und jein: Mit Mozart hat das ganze zwar auch zu tun, aber das Publikum wird ein Musical mit neuem Text, neuer Musik und neuen Arien – pardon, neuen Songs sehen. Frank Nimsgern, der Komponist des Werkes, versichert: „Unsere Zauberflöte ist kein Mozart light. Es eine neue, eigene Musik – inspiriert von Mozart.“

    Der gebürtige Saarländer Frank Nimsgern und Füssens Theaterdirektor Benjamin Sahler, der den neuen Text geschrieben hat und die Zauberflöte inszeniert, versichern: „Wir sind Fans des Stoffes und der Musik.“ Weil Mozarts vielgespieltes und allseits bekanntes Meisterwerk aus dem Jahr 1791 eine märchenhafte Geschichte erzählt, sei es für ein großes Publikum wie geschaffen. Eigentlich. Aber beide glauben, dass die Musik und die Handlung mit ihren patriarchalen, frauenfeindlichen und rassistischen Anklängen nicht mehr ins Jahr 2024 passen. Das Original nach Art des heutzutage üblichen Regietheaters modernisieren wollten sie jedoch nicht. „Was liegt da näher, als diesen Klassiker in eine der spannendsten Kunstformen der heutigen Zeit zu übersetzen?“, erklärt Nimsgern.

    Das Musical soll Alt und Jung ins Festspielhaus locken

    Er wie auch Sahler möchten ihre Version „als Hommage an die Genialität Mozarts“ verstanden wissen. Das neue Musical, das auch mit schillernden Kostümen, visuellen Effekten und Tanz aufwartet, soll Zuhörer von 6 bis 90 Jahren ansprechen, sagt Sahler. Beiden ist bewusst, dass sie ein Wagnis eingehen.

    Der Geist von Mozart soll aber weiter über der Füssener Zauberflöte-Version schweben, betonen sie. Am Figuren-Ensemble ändern Sahler und Nimsgern nichts. Und ein Hit wie die berühmte Rache-Arie der Königin der Nacht soll nur in einem neuen Arrangement erklingen, ihren ikonischen Wiedererkennungswert aber behalten. Auch der erste der beiden Aufzüge orientiere sich noch stark an der Originalhandlung. Da beauftragt die Königin der Nacht den jungen Tamino und den schrägen Vogel Papageno, ihre Tochter Pamina zu finden, die sie im Reich des Priesters Sarastro vermutet. Dabei müssen sie Prüfungen bestehen. Zum Schutz vor Gefahren gibt sie ihnen eine Zauberflöte mit.

    Die junge Generation soll sich wiederfinden in dieser märchenhaften Geschichte über das Erwachsenwerden, sagt Benjamin Sahler.

    Doch der zweite Akt werde dann eine überraschende Wendung nehmen. Der starke Kontrast von Gut und Böse werde aufgelöst zugunsten einer differenzierteren Zeichnung der Figuren. Insgesamt soll die Geschichte klarer und transparenter werden. Die junge Generation soll sich wiederfinden in dieser märchenhaften Geschichte über das Erwachsenwerden, wünscht sich Sahler.

    An der Musik hat Nimsgern 16 Monate lang gearbeitet. Dabei habe er „eine enorme Bürde“ empfunden, verrät er. Nimsgern kombiniert Tradition mit Moderne. Mal klingt es rockig und poppig, dann wieder klassisch-sinfonisch. „Cembalo trifft E-Gitarre“, lautet das Motto des 54-jährigen Komponisten, der sich auf vielen musikalischen Feldern einen Namen gemacht und für Füssen das Musical „Der Ring“ geschrieben hat. Arien, Duette und Ensembles sind jetzt „Songs“; die Texte stammen von Aino Laos. Immer wieder wird Mozart zitiert.

    Am Gründonnerstag 2024 ist die Zauberflöte erstmals zu sehen - nicht als Premiere, sondern als Preview

    Am kommenden Donnerstagabend wird das Musical erstmals dem Publikum vorgestellt. Allerdings nicht als Premiere, sondern als Preview. Damit beschreitet Theaterdirektor Sahler einen Weg, der bei Broadway-Produktionen in den USA üblich sei. Da werde erst einmal getestet, wie ein neues Werk beim Publikum ankommt. Dessen Reaktionen, die die Füssener an den Lachern und am Applaus sowie in Gesprächen und sogar in einer Fragebogen-Aktion feststellen wollen, fließen in den Feinschliff der Inszenierung ein.

    Die Uraufführung ist im April 2024 im Deutschen Theater in München geplant

    Die eigentliche Uraufführung findet im Deutschen Theater in München statt, mit dem das Festspielhaus schon öfter kooperiert hat. Warum? Das Experiment Zauberflöte, glaubt Sahler, werde von einem Großstadt-Publikum anders aufgenommen. Er erhofft sich mehr Neugier und größere Akzeptanz. Und natürlich auch eine größere überregionale Aufmerksamkeit. Erst am 4. Mai gibt es dann die Füssener Premiere, gefolgt von vielen Vorstellungen. Das Publikum wird dabei eine Reihe von Darstellern erleben, das es aus früheren Produktionen kennt.

    • Immanuel Grau und Patrick Stanke werden den Tamino singen und spielen
    • Misha Kovar und Henriette Schreiner die Pamina
    • Tim Wilhelm und Martin Mulders den Papageno
    • Stefanie Gröning und Elisa Rehlinger die Papagena
    • Katja Berg und Anke Fiedler die Königin der Nacht
    • Christian Schöne und Chris Murray den Sarastro.

    Musical-Darstellerin Anna Maria Kaufmann ist auch dabei - sie hat eine neue, besondere Rolle

    Einen besonderen Auftritt hat eine Grande Dame des Musicals, Anna Maria Kaufmann. Sie übernimmt – abwechselnd mit Nicole Ciroth – die Rolle des Orakels, eine von Sahler und Nimsgern hinzuerfundene Figur, die durch die Geschichte führt. Was hält sie von dieser neuen Zauberflöte? „Anfangs dachte ich: Das ist sehr gewagt“, antwortet die 59-jährige Münchnerin. Inzwischen findet sie die Version „sehr gut, weil das Märchen nun moderner und rockiger ist“. Damit werde ein großes Publikum angesprochen. „Ich bin sehr glücklich, dabei zu sein.“

    Karten für die Füssener Vorstellungen online auf das-festspielhaus.de und unter Telefon 08362/50 77 777.

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