Fünf Jahre ist es nun her, dass das letzte Frundsbergfest gefeiert wurde. Echte Mindelheimerinnen und Mindelheimer wissen natürlich noch immer genau, wer dieser Georg von Frundsberg ist, was es mit seinen Fähnlein auf sich hat, und warum Wikinger-Helme auf dem Festgelände nicht gerne gesehen werden. Für alle Besucherinnen und Besucher sowie für alle Neu-Mindelheimer klären wir gemeinsam mit Max Spies diese und weitere wichtige Fragen rund um das Fest. Spies ist langjähriger Mitorganisator des Frundsbergfestes und war 18 Jahre Darsteller des Grafen Georg von Helfenstein.
Was ist das Frundsbergfest?
Das Frundsbergfest erinnert an Georg von Frundsberg, den einstigen Stadtherrn, Feldhauptmann und wohl berühmtesten Mindelheimer der Geschichte. Er wurde 1473 auf der Mindelburg geboren und starb ebenda im Jahr 1528. Darum "ist das Frundsbergfest genau genommen auch kein Mittelalter-, sondern ein Renaissance-Fest", sagt Max Spies, "außerdem ist es ein Generationenfest, wie es vielleicht nur noch ganz wenige gibt".
Ursprünglich war das Frundsbergfest nämlich ein Kinderfest. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts zogen in unregelmäßigen Abständen Schulklassen durch die Stadt und feierten Festwochen. In den 1960er- und 1970er-Jahren ging es immer mehr darum, das Leben der damaligen Zeit nachzustellen. Im Jahr 1976 wurde das Fest offiziell zu einem historischen Fest für Erwachsene und Kinder, die alle drei Jahre für elf Tage in die Zeit von Frundsberg eintauchen. Lediglich das Fest 2021 musste coronabedingt verschoben werden.
Was macht das Mindelheimer Frundsbergfest so besonders?
Noch heute ist das Frundsbergfest fest in den Lehrplänen der Mindelheimer Schulen und Kindergärten verankert. Dadurch ist das Fest für viele Mindelheimerinnen und Mindelheimer auch ein Stück weit Kindheitserinnerung. Darüber hinaus zeichnet sich das Frundsbergfest durch Besuchernähe aus, wie Spies bestätigt: "In Mindelheim gibt es keine Eliten. Das heißt, dass Besucherinnen und Besucher direkt in die Lagerbereiche reinkommen und mit Kaiser, Obrist, Knechten und Mägden feiern können." Und es gibt kein Geburtsrecht, wie Spies gerne am Beispiel von Urlaubern aus Düsseldorf erklärt: "Die kamen seit 25 Jahren jedes Jahr nach Zaisertshofen und haben alle Frundsbergfeste in der Zeit besucht. Und die wollten unbedingt mal im Fähnlein mitmachen. Wer wären wir, wenn wir das nicht zuließen?"

Was sind die Fähnlein?
Georg von Frundsberg gilt nicht nur als großer Infanterietaktiker, sondern insbesondere auch als einer der wichtigsten Kriegsunternehmer der damaligen Zeit. Frundsberg warb zahlreiche mittellosen Bauern, Handwerker und Jugendliche als Söldner an. Um aus diesem zusammengewürfelten Haufen eine schlagkräftige Einheit zu bilden, verfügte Frundsberg über ein System von Subunternehmen – die sogenannten Fähnlein.
"Einer dieser Subunternehmer war Ludwig Graf Helfenstein. Der hatte mit Mindelheim gar nichts zu tun, aber er war Hauptmann unter dem Obristen Frundsberg. Das kann man sich richtig militärisch vorstellen: Obrist, Hauptmann, Fähnlein", sagt Spies. So gibt es beim Frundsbergfest neben dem Fähnlein Helfenstein die Fähnlein Rechberg, Ems, Schertlin, Lodron, und Frundsberg. Als "Vater der Landsknechte" führte Georg von Frundsberg das schwäbische Fußvolk zu vielen Siegen – unter anderem auf den Schlachtfeldern von Bicocca, Pavia und Brescia.
Hier bricht das Fest ein kleines bisschen mit der Historie. Beim Frundsbergfest sind nämlich alle Lager der Fähnlein in der Stadt und dem Stadtgraben aufgebaut, damit Besucherinnen und Besucher hautnah dabei sein können. Tatsächlich waren die Fähnlein zu Frundsberg-Zeiten aber weit außerhalb der Stadt gelegen. Zudem wurden die Einheiten auch nur für konkrete Schlachten gebildet. "Waren die Schlachten geschlagen, wurden die Landsknechte quasi auf dem Schlachtfeld entlassen", sagt Max Spies.
Wie können Besucher am besten in die Welt Frundsbergs eintauchen?
Abgesehen von diesem Detail lebt das Frundsbergfest von seiner Authentizität. Über Wochen und Monate tischlern die Fähnlein ihr Mobiliar im Stile der damaligen Zeit, in den Nähstuben wird penibel darauf geachtet, dass die Gewänder den Ständen entsprechen, und vieles geschieht in Abstimmung mit dem Historiker Reinhard Baumann, der sich wie kein Zweiter mit Georg von Frundsberg auskennt. Da ist es verständlich, dass Jeans, Flip-Flops und Smartphones ein Bruch mit dieser Authentizität sind.
"Trotzdem ist es uns viel lieber, die Besucherinnen und Besucher kommen in Zivil", sagt Spies, "nichts ist so schlimm wie Fest-Wolpertinger, wie wir sie nennen. Also Menschen, die sich eine Tunika gekauft haben, einen Wikinger-Helm tragen und am besten noch eine Pistole an der Seite." Wer sich auch äußerlich auf das Fest vorbereiten möchte, bringt am besten einfach einen Krug mit "und einen luftig-leichten Bieranzug", wie Spies sagt. Schließlich geht es beim Frundsbergfest nach fünf Jahren vor allem darum, alte Freunde wieder zu treffen, beisammen zu sein, und gemeinschaftlich zu feiern.